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«Antibiotika nur im absoluten Notfall»

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LUXEMBURG - Antibiotika in der Massentierhaltung ist äußerst umstritten. In Luxemburg scheint dies kein Thema zu sein. Alles werde streng kontrolliert, heißt es.

In Deutschland soll der Antibiotika-Einsatz in der Massentierhaltung angesichts drohender Gesundheitsrisiken eingedämmt werden. In Luxemburg wird laut Veterinärinspektion nur im Notfall, bei bakterieller Erkrankung, Antibiotika verabreicht.

Die Tierärzte sind für das Verschreiben von Antibiotika verantwortlich, erklärt Félix Wildschütz, Direktor der nationalen Veterinärinspektion Tageblatt.lu Etwa 30 bis 40 der etwa 120 Ärzte kümmern sich um die Massentierhaltung. Jeder Züchter müsse ein sogenanntes «Medikamenten-Buch» besitzen, wo alle Details über die Verabreichung der Antibiotika eingeschrieben werden (Tier, Medikament, Details über die Verabreichung, Krankheitsbild usw.)

Dieses medizinische Register des Züchters wird regelmäßig kontrolliert, betont Wildschütz. Ziel der Veterinärinspektion sei es, pro Jahr etwa fünf Prozent der Betriebe zu überprüfen. In Luxemburg existieren ungefähr 1800 Zuchtbetriebe (Rinder, Schweine, Schafe, Hühner). Weitere Kontrollen werden im Rahmen der allgemeinen Tierhaltungskontrollen (bien-être animal) durchgeführt.

Betrieb wird gesperrt

Wenn ein Züchter gegen die Auflagen verstößt, wird sein Betrieb «gesperrt», d.h. er darf kein Tier und kein Produkt seiner Tiere (Eier, Milch …) mehr verkaufen, bis er das OK der Behörden erhält. Zuchtunternehmen, die schon mehrmals durch Antibiotika-Missbrauch aufgefallen sind, werden eng überwacht. Aber nicht nur die Tiere, sondern auch die Produkte (Milch, Eier) der Tiere werden getestet.

Welche Gefahren kann ein übermäßiger Antibiotika-Konsum bei den Tieren haben? Über den Verzehr von Lebensmitteln können auch Menschen zu viele Antibiotika einnehmen. Das kann dazu führen, dass die Arznei bei Krankheiten nicht mehr wirkt, erklärt der Chef der Behörde.

Strenge Regeln auch bei Hennen

Wie die Menschen könnten die Tiere zu jedem Zeitpunkt krank werden. Viel hänge vom Klima, der Haltung und der Ernährung der Viecher ab, erklärt Félix Wildschütz. Besonders bei Legehennen sei die Ansteckungsgefahr groß. In Luxemburg gibt es sieben größere Legehennen-Betriebe. Auch hier werden in regelmäßigen Abständen Kontrollen durchgeführt. Unter anderem wird der Befall von Salmonellen getestet. Bei der Legehennen-Haltung schreibe das Gesetz von 2007 die Mindestfläche pro Huhn fest. Die Massentierhaltung im Allgemeinen sei strengen Regeln unterworfen, unterstreicht der Chef der Behörde. Maßgebend seien die EU-Richtlinien. Die EU-Staaten hätten aber das Recht, strengere Gesetzte einzuführen. Nach einer Antibiotika-Kur schreibe das Gesetz eine Mindestfrist fest, während der die Tiere und ihre Produkte nicht in den Handel kommen dürfen, so Wildschütz weiter.

Das Landwirtschaftsministerium organisiert in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium des Weiteren Informations- und Sensibilisierungskampagnen, um den «richtigen», «gemäßigten» Umgang mit Antibiotika zu fördern. Diese Medikamente stellen schließlich auch einen nicht zu unterschätzenden Kostenfaktor dar, so Wildschütz, der abschließend betont, dass es in Luxemburg nur sehr wenige «schwarze Schafe» gebe, was den Medikamentenmissbrauch anbelangt.

Deutschland will eindämmen

Anders in Deutschland, wo mehr Großbetriebe mit Tausenden Tieren existieren. Dort will Verbraucherministerin Ilse Aigner einen Gesetzentwurf vorlegen, der die umstrittene Anwendung in Mastbetrieben auf ein Minimum beschränken und Kontrollen verbessern soll. Der Antibiotika-Einsatz in Ställen solle «auf das zur Behandlung von Tierkrankheiten absolut notwendige Mindestmaß» beschränkt werden. Ein Entwurf zur Änderung des Arzneimittelgesetzes sieht unter anderem vor, dass Tierärzte nicht mehr von Vorgaben der Packungsbeilage bei der Anwendung abweichen dürfen.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßt das Vorhaben der Ministerin. In deutschen Supermärkten wurden in einer Stichprobe bei 11 von 20 untersuchten Hähnchenprodukten Antibiotika-resistente Erreger entdeckt, teilte die Vereinigung mit.

Die Information dürfte auch für Luxemburger Konsumenten von Bedeutung sein, die sich im nahen Ausland mit Frischfleisch eindecken.