Headlines

Die Rezession wurde vermieden

Die Rezession wurde vermieden

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

LUXEMBURG - Im ersten Trimester dieses Jahres rechnet die Zentralbank mit einer leichten Erholung. Im vierten Quartal des Vorjahres war das Wachstum eingebrochen.

„Die technische Rezession konnte vermieden werden“, sagte Jean-Pierre Schoder, Chefvolkswirt der Luxemburger Zentralbank, am Donnerstag vor Journalisten. Unter technischer Rezession verstehen Ökonomen zwei aufeinander folgende Quartale, in denen die Wirtschaft schrumpft.

Nach den bisher vorliegenden Daten ist das Wachstum im vierten Quartal 2011 (im Vergleich zum Vorjahr) um 0,5 Prozent eingebrochen. Für die ersten drei Monate dieses Jahres rechnet die Zentralbank jedoch wieder mit einem leichten Wachstum von 0,6 Prozent. Im dritten Quartal 2011 lag die Wachstumsrate in Luxemburg bei 1,1 Prozent.

Den Rückgang der Wirtschaftsleistung im vierten Quartal erklärt sich die Zentralbank unter anderem durch die negative Entwicklung der Industrie. Im Jahr 2011 ist die Luxemburger Industrieproduktion laut Statec um 3,6 Prozent geschrumpft. Allein um 29,6 Prozent war die Luxemburger Stahlproduktion im letzten Quartal eingebrochen. Insgesamt liegt die Produktion der Industrie weiterhin (11 Prozent) unter dem Niveau von 2008.

Negative Zahlen

Diese Tendenz könne man in ganz Europa beobachten, so Schoder. „Aber in Luxemburg ist die Geschwindigkeit (der Desindustrialisierung) noch deutlich höher.“ Daneben hat auch der Bankensektor 2011 negative Zahlen verbucht. Der Gewinn der Banken vor Steuern ging Schätzungen zufolge um fast 31 Prozent zurück. Belastend habe sich vor allem die Schuldenkrise ausgewirkt.

Gleichzeitig verbuchte auch der Luxemburger Fondsplatz einen Rückgang des verwalteten Geldvolumens um 5 Prozent. Hintergrund war einerseits die schlechte Entwicklung an den Börsen und andererseits ein deutlicher Rückgang bei den neu-angelegten Geldern: 2011 waren dies fünf Milliarden Euro – nach 162 Milliarden im Vorjahr.

Wachstum

Für das Gesamtjahr 2011 rechnet die BCL dennoch mit einem Zuwachs der Wirtschaftleistung, der zwischen 1,4 und 2 Prozent liegen soll. Für 2012 rechnet die Zentralbank mit einem Wachstum zwischen 0 und 2 Prozent.

Das sei deutlich „weniger als in der Vergangenheit“, erinnerte Schoder. In den Jahren 1960 bis 2007 betrug das Wachstum im Schnitt 4 Prozent. Zwischen 2007 und 2010 war Luxemburgs Bruttoinlandsprodukt um 2 Prozent gesunken.

Inflation

Was die Entwicklung der Inflation anbelangt, so erkennt die Zentralbank positive und negative Tendenzen. Einerseits „kann eine Verlangsamung festgestellt werden, die sich 2012 auch weiter fortsetzen soll“, erklärte der Chefvolkswirt. Andererseits werde das Niveau der Preissteigerungen weiter über 2 Prozent bleiben.“ Zudem scheine sich der Unterschied der Preissteigerungen in Luxemburg, verglichen mit seinen Nachbarländern, wieder zu vergrößern, so Schoder weiter, „und das trotz der Verlangsamung“. Dies, ebenso wie der schnellere Anstieg der Arbeitskosten, trage zu einer Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit des Landes bei.

Besorgt ist die Zentralbank über die Entwicklung der Arbeitslosigkeit. Die positive Tendenz, die Anfang 2011 beobachtet wurde, sei wieder dabei, sich zu drehen, sagte Schoder. „Der Erholung geht die Luft aus.“ Vor allem aus dem Bereich der Teilzeitarbeit kämen derzeit nur wenig gute Nachrichten.

Das Ende von zehn Jahren Stillstand

Erfreut ist die Zentralbank, dass heute endlich ein Gesetzesprojekt über eine Reform des Rentensystems auf dem Tisch liegt. „Es ist das Ende von zehn Jahren Stillstand“, so der Volkswirt. Zudem gehe das Projekt in die „richtige Richtung“.

Die Zentralbank wies jedoch darauf hin, dass die Rechnungen zur Rentenreform auf der Annahme eines jährlichen Wachstums von 3 Prozent basieren, „was sicher eine sehr hohe Zahl ist.“ Zudem ist Schoder nicht erfreut über die Idee, die Beitragszahlungen zu erhöhen. „Das würde wiederum den Faktor Arbeit verteuern“, unterstrich er. Und das sei „nicht der von uns privilegierte Weg“.