Trotz steigender Skepsis an den Finanzmärkten kommt Italien zumindest kurzfristig problemlos an frisches Geld – allerdings zu deutlich erhöhten Kosten. Am Mittwoch sammelte das schuldengeplagte Land insgesamt 11 Milliarden Euro bei Anlegern ein, wie die nationale Schuldenagentur in Rom mitteilte. Das Maximalziel wurde damit erreicht. Die Zinsen, die Investoren verlangten, stiegen gegenüber den letzten vergleichbaren Auktionen spürbar an. Auch im schuldengeplagten Spanien waren die Renditen für Staatsanleihen in den vergangenen Tagen deutlich gestiegen. Am Mittwoch entspannte sich die Lage zunächst.
Diese Tendenz wird sich nach Einschätzung von EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Coeure fortsetzen. «Spanien zeigt, wie nervös die Märkte derzeit sind», sagte er am Mittwoch in Paris. «Wenn man jedoch auf die Fundamentaldaten schaut, gibt es keinen Grund, warum sich die Situation nicht normalisieren sollte.»
Im Februar war Spaniens Industrieproduktion allerdings den sechsten Monat in Folge gefallen. Im Jahresvergleich sei die Produktion arbeitstäglich bereinigt um 5,1 Prozent gesunken, wie die spanische Statistikbehörde INE mitteilte. Im Januar war die Industrieproduktion um revidierte 4,3 (zunächst 4,2) Prozent gesunken.
Frisches Geld für Italien
Auch Italien, die drittgrößte Euro-Volkswirtschaft, war an den Finanzmärkten wieder verstärkt ins Visier genommen worden. An den Sekundärmärkten, wo umlaufende Anleihen gehandelt werden, ziehen die Risikoaufschläge für italienische Papiere schon seit Wochen wieder deutlich an.
Dennoch konnte Italien am Vormittag zwei kurzfristige Schuldverschreibungen bei Anlegern platzieren. Ein Papier mit Fälligkeit in drei Monaten spülte drei Milliarden Euro in die Staatskasse. Im einjährigen Laufzeitbereich nahm Italien weitere acht Milliarden Euro auf.
Höhere Zinsen für Staatsanleihen
Die Zinsen stiegen jedoch gegenüber den letzten Versteigerungen im März deutlich an. Um sich für drei Monate Geld zu borgen, musste Italien eine durchschnittliche Rendite von 1,249 Prozent bieten. Zuletzt hatte sie noch bei lediglich 0,492 Prozent gelegen. Bei dem Einjahrespapier stieg sie von 1,405 auf 2,840 Prozent.
Auf lange Sicht gibt es auch positive Nachrichten: So haben Euro-Sorgenkinder wie Griechenland, Spanien, Portugal und Italien zuletzt deutlich mehr Waren exportiert und damit international Boden gutgemacht.
US-Investor Soros kritisiert Sparpolitik
Dass anhaltend drastisches Sparen der richtige Weg aus der Krise sei, bezweifelte der US-Investor George Soros. Bei der Vorstellung seines neuen Buches in Berlin kritisierte er die Bundesbank: Weil sie einer veralteten Doktrin anhänge, sei sie für die Verschlechterung der Lage des Euros mitverantwortlich. Sie ziehe gegen eine große Geldmenge und Inflation zu Felde.
Soros zeigte sich auch besorgt über die Auswirkungen der Währungskrise. Ihn treibe um, dass die Eurokrise die EU auseinander bringe, sagte er. Spanien zum Beispiel habe in letzter Zeit alles richtig gemacht, gleichwohl seien die Risikozuschläge auf seine Staatsanleihen wieder gestiegen. Der Investor kritisierte zudem den europäischen Fiskalpakt. Der Pakt mit seiner Schuldenbremse müsse abgeändert werden, um zu verhindern, dass Europa in eine Deflation abrutsche.
Auch Ökonom Joseph Stiglitz warnte Europas Regierungschefs, die Krisenstaaten zu noch größeren Sparbemühungen zu drängen. Weltweit gebe es kein Beispiel dafür, dass Kürzungen von Löhnen, Renten und Sozialleistungen ein krankes Land genesen ließen, sagte er der «Süddeutschen Zeitung».
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