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Indien weniger attraktiv

Indien weniger attraktiv

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Der weltgrößte Stahlproduzent ArcelorMittal investiert in die Expansion im Ausland. Aber das Heimatland von Firmenchef Lakshmi Mittal verliert an Bedeutung. Die Behörden legen sich quer.

Der Fokus des Konzerns aus Luxemburg liegt in erster Linie auf Kanada, Brasilien und Liberia. Indien steht nicht auf der Prioritätenliste.
ArcelorMittal-Chef Lakshmi Mittal, einer der reichsten Männer der Welt, verweist auf die hohen regulatorischen Hürden, die derzeit die Genehmigungprozesse für drei geplante indische Projekte verzögerten. «Ich mache mir deswegen Sorgen», sagte Mittal bei einem Besuch in seinem Heimatland. Die Projekte würden deshalb nicht aufgegeben, aber ganz oben auf der Prioritätenliste des Konzerns stünden sie derzeit eben auch nicht.

Vater Lakshmi Mittal mit Sohn Aditya wollen das Geld derzeit lieber außerhalb des Heimatlandes Indien investieren.

Indiens Bürokratie und unübersichtliche Regularien haben in jüngster Zeit ausländische Investoren abgeschreckt. Neue Gesetze legen ihnen eine höhere Steuerbelastung auf, was den einst großen Enthusiasmus für den Subkontinent weiter dämpft. Zudem hat jüngst Standard & Poor’s den Investmentausblick für Indien auf negativ gesenkt. Die Ratingagentur begründet das mit der hohen Inflation und dem steigenden Staatsdefizit.

6 Prozent Wachstum

Indiens Wirtschaft wächst zwar immer noch mit mehr als 6 Prozent im Jahr kräftig – in den vergangenen Jahren waren es aber rund 2 Prozentpunkte mehr. Investitionen aus dem Ausland könnten Indien helfen, das Wachstum auf das alte Niveau zu hieven und Arbeitsplätze zu schaffen.

Die Investitionspläne Mittals in Indien reichen bereits sechs Jahre zurück. Seinerzeit hatte Mittal angekündigt, zwei Werke im östlichen Teil des Landes zu errichten, 2010 kamen die Pläne für eine weitere Produktionsstätte im Süden hinzu. Doch auch der Stahlmagnat ist vor Problemen mit den Behörden im Land seiner Herkunft nicht gefeit. Genehmigungen für den Landkauf und Umweltfreigaben ziehen sich hin.

Eisenerzminen

Diese Probleme haben ArcelorMittal bewogen, das Geld zunächst in andere Länder zu pumpen. «Mit unseren Investitionen konzentrieren wir uns derzeit darauf, unsere bestehenden Eisenerzminen zu erweitern und unsere Stahlkapazitäten in Kanada, Brasilien und Liberia auszubauen», so Mittal. «Wir verbrauchen und kaufen derzeit eine Menge Eisenerz. Deshalb schauen wird uns in Gegenden um, in denen wir unsere Bergwerkstätigkeit zu niedrigen Kosten ausbauen können», so der Konzernchef.

Trotz des sich abschwächenden Wachstums in Indien ist er aber zuversichtlich für das Land. «Die indische Wachstumsstory ist noch längst nicht vorbei», sagte Mittal. Die Wirtschaft wachse immer noch mit einer Geschwindigkeit, die anderswo in der Welt Neid hervorrufe.

Auch über eine Verlangsamung der weltweiten Stahlnachfrage ist der Konzern nicht besorgt. «Stahl ist ein konjunkturanfälliger Sektor», räumte Mittal an. «Aber sogar derzeit steigt der Stahlverbrauch mit 4 Prozent.»