Hat der Luxemburger Profi-Radsport jetzt seinen Skandal? Wie der Rad-Weltverband UCI am Dienstagabend mitteilte, wies eine Urinprobe des Luxemburgers vom 14. Juli das Diuretikum Xipamid auf. Diuretika werden im Radsport häufig dazu verwendet, Dopingmittel zu verschleiern. Die Mannschaft teilte daraufhin mit, dass Schleck nicht mehr an der laufenden Tour teilnehmen wird.
Das Radteam RadioShack hat keine Erklärung dafür, wieso bei seinem Fahrer während der Tour de France das Diuretikum Xipamid in einer Dopingprobe entdeckt worden ist. «Es ist kein Produkt, das in einem von der Mannschaft benutzten Medikament enthalten ist», hieß es am Dienstagabend in einer Mitteilung des Rennstalls. Daher sei unklar, wie das Mittel in den Urin von Schleck gelangt sei. Frank Schleck hat sich noch am Abend auf einem Polizeirevier gemeldet. «Man habe ihm etwas untergeschoben,» heißt es vor Ort. Vor dem Hotel hat sich eine riesige Menschentraube gebildet. Auch die Polizei war vor dem Hotel. Es gab aber keine Durchsuchungen.
Vier Tage Zeit
Das bekannte und bei Dopern berüchtigte Labor Chatenay-Malabry am Stadtrand von Paris hatte das Xipamid bei der am Tag der 13. Etappe entnommenen Probe entdeckt. Nach den Anti-Doping-Regeln der UCI führt der Befund nicht automatisch zu einer Sanktion. Allerdings forderte der Verband den Rennstall RadioShack auf, «die nötigen Schritte zu ergreifen». Daraufhin hat Frank Schleck sich dazu entschlossen nicht mehr bei der Tour de France mitzufahren. Schleck hat vier Tage Zeit, die Öffnung der B-Probe zu beantragen.
Im Vorjahr war beim Russen Alexander Kolobnew ebenfalls ein Diuretikum entdeckt worden. Der Fahrer wurde daraufhin nur wenige Stunden später von seinem Team Katusha aus dem Rennen genommen. Der russische Verband verurteilte ihn daraufhin zu einer Geldstrafe von 1.500 Euro. Die UCI legte Einspruch ein, scheiterte aber vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS – Kolobnew wurde freigesprochen.
«Maskierende Substanz»
Das beim Radprofi Frank Schleck während der Tour de France in einer A-Probe nachgewiesene Präparat gehört zu den sogenannten Diuretika. Das sind entwässernde Mittel, die mit ihren Wirkstoffen dem Körper helfen, Flüssigkeit zu verlieren. Es wird oft zur Verschleierung von Dopingmitteln benutzt. Es wird auch als «maskierende Substanz» bezeichnet. Es verdünnt den Urin, was eine Senkung der Konzentration eines eventuell verbotenen Stoffes zur Folge hat.
Der letztjährige Tour-Dritte war als einer der Kapitäne von RadioShack in die Frankreich-Rundfahrt gestartet. Nach Problemen in der ersten Woche rangiert der 32-Jährige derzeit auf Rang zwölf.
Schlechte Nachrichten
Für RadioShack-Nissan ist der positive Test eine weitere Hiobsbotschaft. Nach diversen Querelen und Streitigkeiten kämpft das erst zum Saisonanfang gegründete «Super-Team» um seinen Fortbestand. Das Team soll akute finanzielle Schwierigkeiten haben, zuletzt legten einige Fahrer, darunter auch die Schleck-Brüder, Beschwerde bei der UCI über Verzögerungen bei den Gehaltszahlungen ein.
Zudem wird RadioShack vom Belgier Johan Bruyneel geleitet, der von der US-Anti-Doping-Agentur USADA wegen Dopings angeklagt ist. Er soll Lance Armstrong mit dessen Wissen durch systematisches Doping zu sieben Tour-Siegen geführt haben. Aufgrund der jüngsten Vorwürfe war Bruyneel der Tour 2012 ferngeblieben.
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