Die Mitteilung des Konzerns war kurz und deutlich. Die Verhandlungen seien ohne Ergebnis geblieben. Man habe daher entschieden, dass in Liège keine Aufträge für die Herstellung von Weißblech mehr angenommen würden. Die Investitionen in Höhe von 135 Millionen Euro, die geplant worden seien, fänden nicht statt. Der angebotene Industrieplan, über den die Verhandlungen kein Ergebnis gebracht hätten, würde zurückgezogen. Die Folge dieser Haltung: In Lüttich könnten bis zu 2.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen.
Lüttich ist die Anlage im ArcelorMittal Konzern, die zwar noch Gewinn macht, aber eine Rentabilität aufweist, die eigen erwirtschaftete Investitionen nicht möglich macht. ArcelorMIttal hatte im Frühjahr 2012 die Hochöfen in Lüttich und auch eine Gießerei abgeschaltet. Die Walzstraßen sollten weiter benutzt werden. Der Konzern wollte sich von seiner Flüssigphase (Hochöfen) trennen und die Kaltphase (Walzstraßen) mit Material aus anderen Hochöfen bedienen. Dazu sollten Investitionen in Höhe von 135 Millionen Euro in die Walzstraßen erfolgen. Dieser Industrieplan ist wegen, so der Konzern, erfolgloser Verhandlungen nun zurückgezogen worden. Experten in Lüttich sehen so das baldige Aus für den gesamten Standort, weil „ohne Investitionen in die Walzstraßen hier bald nichts mehr läuft“.
Nachrichtensperre
Befürchtungen, dass auch in Florange die Hochöfen nicht mehr angefahren werden, äußern die Gewerkschaften in Lothringen immer häufiger. Gespräche zwischen dem Minister für den industriellen Wiederaufbau in Frankreich und dem Stahlkonzern werden geführt, ohne dass es offizielle Stellungnahmen gibt. Robrecht Himpe, in der Generaldirektion des Konzerns zuständig für den Flachstahlbereich, hat Minister Arnaud Montebourg die Situation in diesem Bereich in Europa ausführlich erklärt. Die Gewerkschaften beklagen sich nun, dass das Ministerium sie nicht mehr informiert. Minister Montebourg wird in der französischen Presse nachgesagt, dass er versuche zu retten, was zu retten sei. In der kommenden Woche will Montebourg die Gewerkschaften informieren.
Die 500 lothringischen Stahlarbeiter, die seit 14 Monaten für das Wiederanblasen der Hochöfen in Florange kämpfen, haben wieder mit Aktionen begonnen. Am vergangenen Wochenende haben sie die Auslieferung von Coils verhindert, die nach Luxembourg und in die französischen Ardennen versendet werden sollten. Auch die Büros der Werksdirektion waren besetzt worden.
Gewerkschafter: Die Stahlwerke machen Gewinn
In Florange wie in Lüttich argumentieren die Gewerkschaften damit, dass die Stahlwerke Gewinn machen. In Hamburg hat jetzt der Vorstandsvorsitzende der zu ArcelorMittal gehörenden Hamburger Stahlwerke gegenüber der deutschen Presse erklärt, dass ein Gewinn von 20 Millionen Euro in Hamburg nicht ausreiche, die nötigen Investitionen in die Erhaltung Stahlwerkes vorzunehmen. Die Hamburger Stahlwerke gehen mit neuen Produkten, wie etwa mit der Industrie entwickelten neuen Schrauben, in den Markt, um die nötige Rentabilität herzustellen. Nach Ansicht der Konzernführung wird der europäische Markt in diesem Herbst noch einmal um bis zu fünf Prozent einbrechen.
ArcelorMittal baut nicht überall ab. In Polen investiert das Unternehmen an die 150 Millionen Euro. Der Grund: Im Gegensatz zu Westeuropa boomt der Markt in Osteuropa und insbesondere in Polen.
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