Wenn in Luxemburg-Stadt Straßenarbeiten anstehen, sind die Archäologen nicht weit. Seit kurzem werden sie direkt in die Arbeiten miteinbezogen. Aus gutem Grund: So wurden am Dienstag in der rue du Fossé am „Knuedler“ mindestens zwei Gräber freigelegt. Vermutlich stammen die Skelette vom Friedhof des ehemaligen „Knuedler“-Klosters.
Wer da liegt, ob Mann oder Frau, und wie lange die Gebeine unter der rue du Fossé liegen, darauf wollte sich Robert Wagner vom „Centre national de recherche archéologique“ am Dienstag noch nicht endgültig festlegen. Wahrscheinlich stammen die Gebeine vom Friedhof des Franziskanerorden-Klosters, das dort seit Mitte des 13. Jahrhunderts stand und erst 1797 nach der Französischen Revolution beschlagnahmt und aufgelöst wurde.
Weitere Erkenntnisse über die mittelalterliche Stadt
Die Archäologen erhoffen sich, mehr noch von einer freigelegten Mauer als von den Skeletten, weitere Erkenntnisse über die mittelalterliche Stadt Luxemburg. Wie Wagner erklärt, sind solche neuen Funde auch bitter nötig, soll die Stadtgeschichte weiter erhellt werden. Zu viel historische Substanz sei in den letzten Jahrzehnten bei Bauarbeiten zerstört worden, als dass man sich nicht mit großem archäologischem Eifer auf diese Funde stürzen würde.
Entgegen kommt dem Architekten dabei die erst seit kurzer Zeit wirksame Einbindung in die Arbeitsplanung bei Straßenarbeiten. Entgegen kommt diese Art des Zusammenarbeitens aber auch dem Auftraggeber, also der Stadt, und dem Bauunternehmer. Sind die Archäologen ins Lastenheft eingebunden, sind auch die eventuellen Mehrkosten durch einen zeitlichen Aufschub der Infrastrukturarbeiten eingerechnet. Was nicht nur die Planungssicherheit bei den Ausgaben erhöht, sondern auch einer möglichen Zerstörung archäologischer Struktur vorbeugt. Keiner muss mehr klammheimlich Funde zerstören aus Angst, die Kosten für den weiteren Verlauf der Baustelle würden ins Unberechenbare abgleiten.
Die Archäologen freuen sich auf jeden Fall, etwas Licht ins Dunkel der Stadtgeschichte bringen zu können. Erst einmal erforschen sie eine 30 mal 5 Meter große Grube in der rue du Fossé. Ist diese Fläche vollständig untersucht, wird zur nächsten übergegangen. Wie lange das dauern soll, ist momentan noch unklar. Das könne schnell gehen, in einer Woche etwa, aber auch wesentlich länger dauern. „Sollten wir auf einen zehn Meter tiefen Brunnen stoßen, werden wir hier noch eine Weile beschäftigt sein“, stellt Wagner in Aussicht.
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