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Gewerkschaftliche Einheit ist geplatzt

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Um 14.30 Uhr begann am Donnerstag die Sitzung von Vorstand und Gewerkschaften bei ArcelorMittal. Um 14.45 Uhr verließen die CGT und Force Ouvrière den Saal.

Es gibt nichts mehr zu kämpfen bei ArcelorMittal Florange. Die Folge: Die alten Fronten brechen wieder auf. 15 Minuten nach Beginn der Sitzung verließen CGT und FO das Gebäude im 18. Arrondissement in Paris. Die CGT hatte vorher schon verkündet, dass sie nicht mitspielen wolle. „Wir wollen nicht auf der Basis einer Vereinbarung arbeiten, die von uns nicht unterschieben ist“, sagte Philippe Verbeke vor dem Gebäude nach Verlassen des Saales. „Was sollen wir denn hier verhandeln. Hier gibt es nichts zu verhandeln. Es steht doch alles fest“. Dieselbe Haltung nahm die Gewerkschaft «Force Ouvrière» (FO) ein. „Wir werden nicht an einem Gespräch teilnehmen, in dem über eine Vereinbarung geredet wird, an deren Ausarbeitung wir nicht teilgenommen haben“, sagte Norbert Cima von der FO.

Die Gewerkschaften befanden sich damit in einer Falle, die sie selbst gelegt hatten. Die Intersyndicale, an der neben CGT,FO auch die CFDT und die Gewerkschaft der leitenden Angestellten CGC teilgenommen hatten, war Gesprächen mit ArcelorMittal selbst ausgewichen und hatte eine staatliche Lösung verlangt. Jetzt, wo sie vorlag, wollten CGT und FO nicht mehr. Die Intersyndicale in Florange ist geplatzt.

Verantwortung

Die Reformgewerkschaft CFDT und die Gewerkschaft der leitenden Angestellten setzten die Sitzung mit dem Vorstand bis 19.10 Uhr fort. fort. Man habe eine Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern, hieß es seitens der CFDT. Die Gewerkschaft zeigte sich teilweise zufrieden mit den Auskünften, kritisierte aber, dass sie immer noch nicht genau wisse, was ArcelorMittal und die Regierung ausgearbeitet hätten. Das Unternehmen kündigte in der Sitzung den im ersten Vierteljahr 2013 beginnenden Investitionsplan an, der über fünf Jahre 180 Millionen Euro Investitionen in den Standort bringen soll.

Die CFDT zeigte sich hingegen skeptisch, ob es gelingen könne, ausgeblasene Hochöfen über fünf Jahre zu konservieren. In der Sitzung sollen die Arbeitsplätze in der Weißblechfabrik in Basse-Indre gesichert worden sein. Gleichzeitig wollte ArcelorMittal von dort Arbeitsplätze nach Florange verlegen. Der Grund: In der Vereinbarung zwischen Regierung und ArcelorMittal ist vorgesehen,, dass die Weißblech-Einheit in Florange mit 700 Mitarbeitern ihre Arbeit wieder aufnimmt. Dazu bedürfte es der Verlagerung der Decapage (Reinigung von Oxiden) von Basse Indre nach Florange. Ohne dass ein Ergebnis offiziell verkündet wurde, stellten die Stahlwerker in Basse Indre am Donnerstag Abend ihren Streik aber ein.

Fünfstündige Gespräch

Das beinahe fünfstündige Gespräch fand in einer gespannten Atmosphäre statt. Die CFDT hatte am Mittwoch Abend ein Din A 4 Blatt aus einem angeblichen Geheimpapier des Vorstandes präsentiert. Aus dem Papier sollte hervorgehen, dass Florange in Wirklichkeit profitabel sei. Allerdings ging aus dem Papier auch hervor, dass bei der Berechnung der Wirtschaftlichkeit Transportkosten in Höhe von 24 Euro pro Tonne nicht berücksichtigt worden waren. Das Unternehmen wies darauf hin, dass die CFDT lediglich ein Teilpapier vorgelegt hätte. In Paris wurde bekannt, dass die Kosten der Herstellung pro Tonne Stahl in Florange um 40 Euro über denen in Dünkirchen liegen sollen.

Auch in Thionville hatte die CFDT am Donnerstag Vormittag einen Rückschlag erlitten. Die Gewerkschaft hatte den Eindruck erweckt, dass sie durch Kampfmaßnahmen das zwischen der Regierung und dem Unternehmen ausgehandelte Abkommen noch verändern könne. Der Unterpräfekt von Thionville, der von Staatspräsident Hollande zum Vorsitzenden einer Begleitkommission ernannt worden war, hatte den CFDT-Repräsentanten allerdings erklärt, dass es Aufgabe der Kommission sei, zu prüfen, ob die Vereinbarungen eingehalten würden.

Auch wenn die CFDT sich mit den Gesprächen am Donnerstag nicht völlig zufrieden zeigte, scheint die Nachricht angekommen zu sein. Die Reformgewerkschaft CFDT ist wieder zu Gesprächen bereit.