Nachdem der RLT-Profi bei einer Anhörung vor dem „Conseil de discipline contre le dopage“ am 15. Oktober 2012 seine Verteidigung präsentieren konnte, ließ die nationale Anti-Doping-Agentur (ALAD), der die Rolle des Anklägers zuteil wurde, ebenfalls einen Expertenbericht anfertigen, welcher dem Tageblatt vorliegt. Während der Tour de France 2012 waren in einer Doping-Probe von Frank Schleck Spuren des verbotenen Diuretikums Xipamid gefunden worden. Dieses Mittel könnte zur Verschleierung von Doping benutzt werden.
Dr. Hans Geyer, Biochemiker und Geschäftsführer des Zentrums für Präventive Dopingforschung der Sporthochschule Köln – ein WADA-akkreditiertes Labor -, schließt in seinem Bericht nichts aus. Doch der Experte, der ebenfalls Mitglied der Kommission des Doping-Kontroll-Systems der deutschen Anti-Doping-Agentur ist, hält einen Manipulationsversuch eher für unwahrscheinlich. Geyer stützt sich vor allem auf die geringe Dosierung von Xipamid in Schlecks Urin. Diese sei zu niedrig, damit das Diuretikum eine effektive Wirkung habe. Ausgeschlossen kann ein Manipulationsversuch aber nicht werden, da es keine pharmakologischen Daten über eine dermaßen niedrige Konzentration an Xipamid gebe, so der Bericht. Doch auch die Einnahme eines verunreinigten Nahrungsergänzungsmittels könnte eine Erklärung für den positiven Befund sein.
ALAD lässt die These des Rückgriffs auf eine verbotene Methode fallen
In einem Brief an Schlecks Anwalt, datiert auf den 16. November 2012, erklärt die ALAD derweil: „Je vous signale d‘ores et déjà que l’ALAD ne maintiendra pas la thèse du recours à une méthode interdite.“ Da dieser Brief nach der ersten Anhörung sowie nach dem Erhalten des Berichts von Hans Geyer aufgesetzt wurde, dürfte dieser Entschluss der ALAD wohl nicht nur auf dem Expertenbericht beruhen, sondern auch auf anderen Elementen, die dem Tageblatt nicht vorliegen.
Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Mittwoch-Ausgabe des Tageblatt.
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