Der als Drahtzieher der weltweit größten Dopingaffäre geltende Eufemiano Fuentes hat auch am dritten Verhandlungstag in Madrid alle Dopinganschuldigungen zurückgewiesen. Der 57 Jahre alte Mediziner hat nach Ansicht von Prozessbeobachtern gute Chancen, der von der Staatsanwaltschaft geforderten zweijährigen Gefängnisstrafe und dem Berufsverbot wegen «Gefährdung der öffentlichen Gesundheit» zu entgehen. Fuentes könnte mit einer Freiheitsstrafe auf Bewährung und einer Geldbuße davonkommen, ein Freispruch scheint nicht ausgeschlossen.
Fuentes weigerte sich am Mittwoch vor dem Juzgados de lo Penal in Madrid, auf Fragen von Anwälten der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, des Radsport-Weltverbandes UCI und des spanischen Radsport-Verband RFEC zu antworten. Bei der Fortsetzung seiner Aussage gab er zu Protokoll, er habe nichts zu tun mit den Dopingbefunden bei der «Operacion Puerto» im Jahr 2006 in seiner Praxis.
Fuentes hat EPO nicht verabreicht
«Wenn es in acht von 92 Plasmakonserven geringe Spuren des Hormons Erythropoietin gab, dann ist das auf die frühere Einnahme dieses Mittels durch die Athleten zurückzuführen», meinte der Facharzt der Gynäkologie: «Ich habe dem Blut nur Konservierungsmittel hinzugefügt, die Behandlung erfolgte nur aus therapeutischen Gründen bei einem zu niedrigen Hämatokritwert der Athleten, nicht aus Doping-Absicht.»
Der spanische Mediziner, der am Vortag eingeräumt hatte, er habe neben Radsportlern auch Fußballer, Tennisspieler, Leichtathleten, Schwimmer und einen Boxer behandelt, bekräftigte seine Unschuldsbeteuerungen vom Vortag. Die in seinem Labor sichergestellten Dopingmittel seien für die Therapie von Radprofi Alberto León bestimmt gewesen, der sich 2011 das Leben nahm. Und das bei ihm zu Hause gefundene EPO sowie weitere Medikamente für seine eigene Tochter: «Sie war damals krebskrank.»
Nachdem am Dienstag Richterin Patricia Santamaría die Auswertung der Computerdaten des Arztes zurückgewiesen hatte («Das würde die Privatsphäre von Herrn Fuentes verletzen») erteilte das Gericht am Mittwoch einem Antrag auf Freilegung der rund 140 Athleten-Namen hinter den Codes der Blutbeutel eine Absage. Nachdem das Nationale Olympische Komitee Italiens (CONI) mit diesem Vorstoß gescheitert ist, soll nun die WADA bis Freitag dem Gericht begründen, warum die Enttarnung sportrechtlich wichtig wäre.
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