Straffreier Raum durch fehlende Zivilcourage

Vor knapp zwei Wochen wurde ein Jugendlicher am Centre Aldringen derart heftig verprügelt, dass er Brüche, Prellungen und Platzwunden erlitt. Die brutale Tat ereignete sich am 7. September gegen 3.40 Uhr am frühen Morgen. Dennoch waren noch Menschen unterwegs. Doch die Passanten schauten alle weg.

Fehlende Zivilcourage ist kein Einzelfall. Doch meist wissen die Leute wegen mangelnder Aufklärung nicht, wie sie sich in solchen Situationen verhalten sollen. Aus Angst etwas falsch zu machen oder sich nicht selber gefährden zu wollen, laufen sie einfach weiter. Doch manchmal genügen kleine Gesten um einen Täter von seiner Absicht abzuhalten.

Strafbar

„Fehlende Zivilcourage kann strafbar sein“, so Polizeipressesprecher Vic Reuter gegenüber Tageblatt.lu. Denn das Strafgesetzbuch verpflichtet uns dazu, Personen zu helfen, die sich in Gefahr befinden. „Doch mit Hilfe ist nicht der körperliche Einsatz gemeint“, betont Reuter.

„Zivilcourage zeigen heißt nicht, sich einer Gefahr auszusetzen.“ Vielmehr solle man verbal einschreiten und stets Distanz zum Täter bewahren. Hierbei können Hilferufe andere Passanten auf den Vorfall aufmerksam machen. Auch das direkte Ansprechen von Passanten kann helfen. In jedem Falle sollte der Polizeinotruf 113 verständigt werden. Dabei ist es hilfreich, eine möglichst genaue Täterbeschreibung abzugeben. Dies kann der Polizei bei der Aufklärung helfen.

Gesellschaft

Durch das verbale Eingreifen vermittelt man dem Täter, dass Gewalt und Verbrechen keine Privatangelegenheiten, sondern Sache der Gesellschaft sind. „Denn durch mangelnde Zivilcourage entsteht eine Art straffreier Raum“, so Vic Reuter.

Immer wieder bietet die Polizei Kurse an, die aufklären, wie man sich in solchen Situationen verhalten sollte. Es gibt zwei Arten von Kursen: Jene, die das Selbstwertgefühl aufbessern und andere, die das richtige Verhalten bei Gewaltszenen darstellen. Letztere werden wieder im November dieses Jahres angeboten.