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Gegen Senioren -Abzocke

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In den letzten acht Monaten wurden in Luxemburg mit der sogenannten Enkeltrick-Masche 18 Personen 614.000 Euro betrogen. Die Polizei möchte in diesem Bereich auf Prävention setzen und hat sich dazu einen Partner ins Boot geholt.

Es klingt derart abwegig, dass man denkt, das gibt es doch nicht. Trick-Anrufer sprechen Luxemburger über Telefon auf Deutsch an, geben an, Freunde zu sein oder Familienangehörige und erschleichen sich über eine vorgespielte Notsituation Tausende Euro. Willkommen beim Enkeltrick.

Warten auf Antwort des Ministers

Letzte Woche sandte die Polizei der Presse ein Unfallfoto zu, das stark am Computer überarbeitet worden war. Statt des Logos des Firmenwagens war das Auto weiß retuschiert. Ein solches Vorgehen ist für die Presse unzulässig. Das Tageblatt berichtete hierüber und bezog klar Stellung.

Wenig später kam die Einladung zur Pressekonferenz am Donnerstag), auf der die Zusammenarbeit bei Präventionsbemühungen gegen Enkeltrick-Betrügereien mit einem Dienstleister im Bereich der „Soins à domicile“ vorgestellt werden sollte. Nun gehörte der retuschierte Unfallwagen aber zum Fuhrpark dieses Dienstleisters. Das Foto war von der Polizei indes derart bearbeitet worden, dass das Logo nicht nur unkenntlich gemacht, sondern ganz verschwunden war.

Auf unsere Artikel hin reichte die Abgeordnete Claudia Dall’Agnol (LSAP) eine parlamentarische Frage an den zuständigen Minister ein. Dies ist der Grund, wieso die Polizei am Donnerstag auf Nachfrage keine Stellungnahme zu diesem Vorfall abgeben konnte. Auf die Antwort des Ministers darf man gespannt sein.

(A.B.)

Die Polizei, deren repressive Möglichkeiten in solchen Fällen arg eingeschränkt sind, geht hier seit längerem den Weg der Präventionsarbeit. Dieser wird nun fortgesetzt, indem eine Partnerschaft mit der Stiftung „Hëllef Doheem“, einem Dienstleister in der Branche der häuslichen Hilfe, eingegangen wurde. Über die Mitarbeiter von „Hëllef Doheem“, die in nächster Zeit eigens hierfür fortgebildet werden, soll die Zielgruppe der Trickbetrüger aufgeklärt werden, und das sind nun einmal ältere Personen.

Wie im Callcenter …

Seit Mai 2013 wurden 112 solcher telefonischer Betrugsversuche gezählt. Die Dunkelziffer schätzen die Ordnungshüter viel höher ein. 18 Mal wurde tatsächlich Geld ergaunert. Insgesamt beläuft sich die so entwendete Summe auf 614.000 Euro.

Oft würden sich die Opfer aus falscher Scham nicht melden, sich nicht mal Freunden oder der Familie anvertrauen. Vielleicht auch aus Angst davor, von der Familie als verrückt eingestuft zu werden. Sozusagen: Diagnose Demenz, also ab ins Heim…

Ins Visier der Betrüger geraten meist ältere Frauen. Die Telefonate laufen ausschließlich auf Deutsch. Weswegen meistens deutsch klingende Familiennamen ausgewählt werden. Die Anrufer stellen sich geschickt an, schaffen es tatsächlich, obwohl sie deutsch und nicht luxemburgisch sprechen, das Vertrauen von luxemburgisch sprechenden Senioren derart für sich zu gewinnen, dass die Opfer glauben, wirklich mit dem Enkel oder der Nichte zu telefonieren.

Ist dieser Punkt erreicht, wird eine Notsituation vorgetäuscht, die nur mit einer kurzfristigen Ausleihe von viel Geld zu beheben sei. Das Ganze, so die Anrufer zu den Opfern, solle natürlich streng vertraulich bleiben, etwa im Stil von: „Mir wäre es lieb, wenn du mit keinem darüber reden würdest. Das wäre mir zu peinlich, wenn jemand von meinen Geldnöten wüsste. Und übermorgen gebe ich dir das Geld ja eh zurück.“ Was, das dürfte klar sein, nie der Fall ist.

Noch keinen erwischt

Die Täter vermutet die Polizei in Deutschland oder „weiter ostwärts“. Sie würden teilweise wie in Callcentern arbeiten. In Luxemburg würden höchstens Strohmänner oder -frauen eingesetzt, um das Geld an telefonisch vereinbarten Treffpunkten entgegenzunehmen. Vor zwei Monaten ist es der Polizei gelungen, eine dieser Personen zu stellen. An die Hintermänner ist man bislang noch kein einziges Mal herangekommen. Hier müsse die Zusammenarbeit mit den deutschen Behörden einsetzen.

Bevor dies geschieht, soll Präventionsarbeit Schlimmeres verhindern. Hier kommt dann „Hëllef Doheem“ ins Spiel. Die Redner bei der Pressekonferenz am Donnerstag wurden nicht müde zu betonen, dass die Wahl auf diesen Dienstleister fiel, da es der größte des Landes ist, der am flächendeckendsten aufgestellt ist.

Die letzten Tage wurde ja auf diesen Seiten eine gewisse Verwunderung zum Ausdruck gebracht, da nur einer der Anbieter von – im weiteren Sinn – „Soins à domicile“ mit der Polizei zusammenarbeiten solle. Die anderen sollen, nach einer ersten Phase der exklusiven Zusammenarbeit mit „Hëllef Doheem“, in den nächsten Monaten kontaktiert werden, hieß es am Donnerstag. Auch die Gemeinden und deren Dienste würden nach und nach kontaktiert.