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ArcelorMittal – die ewige Baustelle

ArcelorMittal – die ewige Baustelle
(Isabella Finzi)

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ArcelorMittal wird vermutlich nie so richtig in die schwarzen Zahlen kommen. Zu unterschiedlich sind die wirtschaftlichen Konjunkturen in den Ländern, in denen er vertreten ist.

Die jetzt vorgelegte Bilanz mit einem weiter steigenden Verlust auf 528 Millionen US Dollar für das zweite Quartal 2015 (siehe Tageblatt und tageblatt.lu vom 31. Juli 2015) ist dafür ein gutes Beispiel.

Die weltweite Stahlkonjunktur ist in einem Tief. In den USA hat der Konzern ein Stahlwerk von ThysssenKrupp gekauft und konzentriert seine Aktivitäten nun auf dieses Stahlwerk, das er selber nie gebaut hätte, schließt dafür andere Werke. In Algerien ist er einigermaßen aus den Schwierigkeiten heraus. In Südafrika kommt er seit Jahren aus ihnen nicht heraus und fordert dort Schutzzölle. In China startet er sehr spät durch und in Indien versucht er seit Jahren mehr oder weniger vergeblich, ein integriertes Stahlwerk zu bauen. Das würde Sinn machen, würde sich ihm doch ein großer wachsender Stahlmarkt erschließen. Schaut man genau hin, erklären sich die Schwierigkeiten aus einem weltweiten Stahlmarkt, der eben nicht im Wachstum begriffen ist, der stagniert wenn nicht sogar schrumpft.

Gewinne in Europa

Die positiven Nachrichten, die Aditya Mittal – Finanzchef und Chef von ArcelorMittal Europa – just für Europa mit einer Gewinnmeldung verkündet, dürfen über die Gesamtsituation nicht hinweg täuschen. ArcelorMittal hat sich in Europa unter vielen Protesten rechtzeitig genug restrukturiert und auch konzentriert, um nun von der Erholung eines Teilmarktes zu profitieren. Die Automobilindustrie braucht Stahl, um die steigende Nachfrage zu bedienen. Der Konzern ist in Europa zum richtigen Zeitpunkt mit den richtigen Produkten auf dem Markt. In Europa verdient er damit derzeit Gewinne. Aber in anderen Regionen der Erde ist das eben nicht so, genauso wenig wie beim Standbein Eisenerz. Die Preise sind beim Stahl im Keller, sie sind beim Eisenerz im Keller und die weltweite Nachfrage fehlt.

In der globalisierten Wirtschaftswelt rollen die Produkte immer auf die Welt-Region zu, in der die Konjunktur gerade läuft. Derzeit läuft die Stahlkonjuktur in Europa und überdeckt, dass es immer noch große Überkapazitäten auf dem „alten Kontinent“ gibt. Auf Europa rollt daher eine Stahlwelle zu, die ihre ersten Ausläufer bereits erkennen lässt. China – gemeinhin das Land, in das man exportiert – kommt mit Stahlprodukten, die die europäischen Preise in den Schatten stellen. Auch Russland entdeckt, dass man in Westeuropa mit Stahl noch Geld verdienen kann. Nun kann man in Europa schlecht Schutzzölle erheben, wenn man selbst auf den freien Warenverkehr beim Export pocht. Was man aber tun kann, ist, mit der Stahlindustrie über Co2 Zertifikate zu diskutieren, mit ihr über Umweltschutz und Steuervergünstigungen bei Umweltschutz-Investitionen zu diskutieren und über Zölle für Importprodukte, die nicht unter denselben Umweltschutz-Bedingungen produziert worden sind. ArcelorMittal befindet sich in diesen Diskussionen nicht nur in Europa sondern auch in Südafrika.

In dieser Hinsicht wird ein weltweiter Konzern immer eine Baustelle sein, weil rund um den Globus nie dieselben Verhältnisse bestehen werden. Eine globalisierte Welt macht dies deutlich und lässt es die jeweils betroffene Erdregion deutlich spüren. Fertig aber wird er nie. Wo Aditya Mittal heute noch Gewinne verzeichnet, muss er sich bereits sorgen, wie die Situation morgen sein wird. Ein Stahlwerk in Fos, das heute seine Produkte noch überwiegend in den Mittelmeer-Raum exportiert, kann morgen in Frankreich bereits zu einem riesigen Problem werden, wie es sich in Florange gezeigt hat. Der Luxemburger Blick auf diesen weltweiten Konzern, der sein Hauptquartier in Luxemburg hat, in Wirklichkeit aber aus London geführt wird, der sich stets auf Luxemburg konzentriert, ist dabei möglicherweise zu kurz. Zumal Luxemburg als Stahlstandort auf der Verliererstraße ist. Die einstmals beherrschende Industrie Luxemburgs ist dabei, ihren Spitzenplatz als Arbeitgeber zu verlieren.

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