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Die Händler des Todes

Die Händler des Todes
(Onassimbeni)

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Amnesty International (AI) hat einen interessanten Bericht über die Arsenale des IS veröffentlicht: „Die Lager sind voll“, schreibt die Menschenrechtsorganisation.

Amnesty International (AI) hat einen interessanten Bericht über die Arsenale des IS veröffentlicht: „Die Lager sind voll“, schreibt die Menschenrechtsorganisation und stellt fest, dass die Obskurantisten über Mordwerkzeug aus 25 verschiedenen Nationen verfügen, wobei die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates, aber auch die drei Nachbarländer Luxemburgs zu den Lieferanten gehören.

Nun werden die Waffen-Lobbyisten einwenden, dass wohl weder unsere Nachbarn noch die Angelsachsen bewusst und freiwillig Waffen an Daech geliefert haben. Das stimmt mit einiger Wahrscheinlichkeit, taugt aber dennoch nicht zur Entschuldigung. Denn auch vordergründig rechtmäßige Kunden wie die irakische Regierung sind nicht allein schon deswegen sichere Empfänger.

Die schiitische Mehrheit des Regierungsheeres verspürt kaum Lust, im sunnitischen Kernland den Heldentod zu sterben, während die sunnitische Minderheit dieser Truppe null Motivation verspürt, sich im Kampf gegen die eigenen Glaubensbrüder verheizen zu lassen.

Das Resultat: Sobald es ernst wird, bringen sich diese Kämpen lieber schleunigst in Sicherheit. Und weil es sich nun mal besser rennt, wenn man nicht mit Schießprügel und Munition mühselig und beladen ist, ziehen sie es oft vor, ihre Quincaillerie zuvorkommenderweise gleich dem Ennemi zu überlassen. So kommt es, dass die Ausrüstung vieler Daech-Einheiten auf fast direktem Wege aus Uncle Sams Arsenalen stammt.
Dies sehr zur Freude der Waffenindustrie, denn das von den Islamisten erbeutete Material war ja bereits von der US-Regierung oder dem Bagdader Regime bezahlt worden, worauf der aufgrund des Verlustes fällige Ersatz ihre Kassen ein weiteres Mal süß klingeln lassen wird.

Das nennt man eine Win-win-Situation: Ob Sieg oder Niederlage, die Waffenhändler machen immer ihren Reibach. Wenige Branchen haben die Kunst „of hedging their bets“ so hoch entwickelt wie diese. Und zwar ohne Rücksicht auf Verluste. Wobei der Profit ja beileibe nicht nur mit Sturmgewehren realisiert wird: Mit dem Verkauf „smarter“ Präzisionsmunition lassen sich in der Tat wirklich güldene Klüten verdienen.
Seit 2001 werden nun schon Dschihadisten mit Laser- und GPS-gesteuerter Munition beharkt, und doch haben wir heute, nach 14 Jahren Bombardements, mehr Terroristen als je zuvor.
Und Tausende toter unschuldiger Zivilisten.

Doch der Waffenindustrie kann das reichlich egal sein: Selbst wenn der „Kalif von Bagdad“ eines Tages das Zeitliche segnen müssen sollte, wird er einen Nachfolger haben. Und auch der muss natürlich zünftig bombardiert werden.
Ein krisensichereres Geschäft als das mit dem Tode kann es denn auch niemals geben.

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