Headlines

Härtester Job der Welt

Härtester Job der Welt
(Alain Rischard)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die Syrien-Friedensgespräche in Genf

Es ist nicht weniger als der härteste Job der Welt: die Befriedung Syriens. Gestern haben im schweizerischen Genf zum x-ten Mal die Friedensgespräche zu Syrien begonnen. Das Ausmaß des syrischen Bürgerkriegs ist kaum in Worte zu fassen. Geopolitische, humanitäre, militärische und nicht zuletzt menschliche Schicksale stehen auf dem Spiel. Nach Jahren des Blutvergießens, Millionen Flüchtlingen, über 250.000 Toten, vollständig verwüsteten Landesteilen und einem um sich greifenden Terrorismus hängt die Hoffnung der Weltgemeinschaft an den Genfer Friedensgesprächen. Wie realistisch ist jedoch ihr Gelingen?

Blickt man auf das Glück der bisherigen UN-Sondergesandten für Syrien, ergibt sich ein nüchternes Bild. Kofi Annan wurde als Erster damit beauftragt, eine Lösung für das syrische Drama zu finden. Er scheiterte kläglich. Annan wurde zu einem frühen Zeitpunkt mit einer „mission impossible“ beauftragt. Das Resultat ist bekannt: Er legte verbittert und mit harter Kritik an der Veto-Politik des UN-Sicherheitsrats sein Amt nieder. Es folgte der Algerier Lakhdar Brahimi.

Er unterschied sich in seinem Stil durch ein lockeres, aber auch sehr mediales Auftreten. Die gesamten Friedensgespräche wurden zu einem TV- Highlight. Statt die Gemüter zu beruhigen, überboten sich die Konfliktparteien mit Beschuldigungen. Zu allem Überfluss mischten sich unter die anwesenden Journalisten immer wieder Propagandisten aus den Reihen der Konfliktparteien. Dies ging am Ende so weit, dass Brahimi bei einer Pressekonferenz nur noch den Kopf schüttelte und entnervt meinte: „Ja, ja, wir wissen, wer Sie sind. Sie können sich wieder hinsetzen und Ihre Unterstellungen sein lassen.“

Brahimi erging es ähnlich wie Annan: Er scheiterte, entschuldigte sich und räumte seinen Posten für den nächsten Sondergesandten. Es folgte ein erfahrener, beliebter und brillant taktierender Diplomat: der italienisch-schwedische Stratege Staffan de Mistura. Jene Person, die nun in Genf die nächsten Friedensverhandlungen leiten soll. Auch de Mistura ist bislang mit seiner Strategie der regionalen Befriedungen Syriens gescheitert.

Allerdings könnte der UN-Sondergesandte von mehreren Umständen profitieren. Das Assad-Regime ist mittlerweile in die Ecke gedrängt und durch Russland lediglich gerettet worden. Moskau ist wiederum geschwächt und sucht im Kampf gegen die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) die Nähe der USA und Europas. Umgekehrt versuchen auch Washington und Brüssel, die Anti-IS-Koalition so gut wie möglich mit allen Konfliktparteien abzustimmen. Dadurch sind die wildesten Koalitionen zwischen Russen, Iranern, Amerikanern, Europäern … und dem Assad-Regime entstanden. Offiziell gibt dies immer noch niemand zu, es ist aber aufgrund zahlreicher Hinweise offensichtlich.

Der Iran ist wieder Teil der Weltgemeinschaft, Russland bereit, Assad abzusägen und die USA scheinen im Gegensatz zu Frankreich zumindest verstanden zu haben, dass ein direkter Abgang Assads weder möglich noch sinnvoll ist. Allerdings steht de Mistura vor dem gleichen Problem wie seine Vorgänger: Weder Assad noch die Terrorjünger denken an Rückzug. Der härteste Job der Welt wird in den kommenden Wochen nicht leichter.