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Anerkennung

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Gewerkschaften rufen zum Protest auf

Personaldecke am Limit, also zunehmender Druck, ständig neue, zusätzliche Aufgaben bei gleicher Arbeitsdauer, zeitlich ändernde Schichtarbeit und Rhythmuswechsel, zur Arbeitszeit nicht angerechnete Fahrzeiten, Bereitschaftsdienst nach der normalen Schicht, Löhne, die ihrer Qualifikation nicht entsprechen, wachsende Verwaltungsaufgaben, die als Selbstverständlichkeit angesehen, aber nicht zusätzlich vergütet werden, kaum noch Möglichkeiten, Familie und Beruf miteinander zu verbinden, in Kombination mit einer ungewohnt hohen Verantwortung, die sich ebenfalls nicht finanziell widerspiegelt.

Es ist schon erstaunlich, was die rund 12.000 Mitarbeiter des Gesundheits- und sozio-edukativen Sektors (SAS: „Secteur d’aides et de soins“) und die rund 9.000 des Krankenhaussektors so alles in Kauf nehmen, um ihrer täglichen Arbeit nachgehen zu können.

Von „Maison relais“ und Kindertagesstätten über Pflegeheime und Pflege zu Hause hin zu anderen Betreuungseinrichtungen für Bedürftige reichen die Dienste im SAS-Bereich. Jeder wird sie irgendwann im Leben in Anspruch nehmen.

Sie sind es, die die Kinder betreuen, die die Pflege zu Hause ermöglichen. Sie sind es, die sich um das Wohl älterer Menschen kümmern und sie auf ihrem letzten Weg begleiten. Sie sind es, die Kranke unterstützen, die Menschen helfen, ihren Weg wiederzufinden.

Arbeitsbedingungen, die ständig erschwert werden

Sie sind es schlussendlich also, die unser ganzes Gesellschaftsmodell überhaupt erst ermöglichen. Die die Grundlage dafür bilden, dass die anderen die Zeit finden, wenn sie denn wollen, sich beruflich zu entfalten und auf ihre persönlichen Ziele hinarbeiten können, zumeist in der Gewissheit, dass es eben Leute gibt, die sich um die Kleinen und Gebrechlichen kümmern.

Und ausgerechnet sie sind es dann, deren Arbeitsbedingungen ständig so erschwert werden, dass sie all das, was sie anderen ermöglichen, für sich selber nicht mehr in Anspruch nehmen können. Dass sie Familie und Beruf selber nicht mehr unter einen Hut bringen können. Ihre Löhne werden nicht wie vertraglich zugesichert angepasst. Ihre berufliche Qualifikation wird nicht, wie gesetzlich vorgesehen, korrekt anerkannt.

Regierung und Arbeitgeber sind durchaus gewillt, dies zu ändern. Jedenfalls sagen sie dies. Doch eingeklemmt zwischen der Sparpolitik der Regierung und dem Wunsch der Arbeitgeber, die finanzielle Last entweder auf den Staat oder die Kunden abzuwälzen, blieben die gemachten Zusagen bislang hohl. Taten folgten keine. Immer noch ist das Abkommen des öffentlichen Dienstes nicht auf den Sektor übertragen. Immer noch haben die Berechnungen für die Aufwertung der Karrieren noch nicht einmal begonnen, obwohl dies seit März 2015 möglich gewesen wäre.

Für nächsten Samstag rufen die Gewerkschaften nun zum Protest auf. Sie verlangen für die Gesundheitsdienste und den sozio-edukativen Sektor die Umsetzung des Staatsgehälter-Abkommens in ihrem Sektor und dass sie endlich nach ihrem Diplom bezahlt werden. So wie beim Staat bei vergleichbarer Studiendauer. Es sollte schnell geschehen. Denn trotz schwieriger Bedingungen funktionieren die Dienste im SAS-Bereich. Weil dort Leute tätig sind, die wissen, dass sie mit Menschen umgehen und sie diese nicht im Stich lassen werden. Das verdient endlich Anerkennung.