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Ein Stahlwerk sorgt für Unmut

Ein Stahlwerk sorgt für Unmut
(Reuters/China Stringer Network)

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Brüssel und Peking streiten über billigen chinesischen Stahl, der Europa überflutet. Mit dem Kauf eines Stahlwerks beim EU-Kandidaten Serbien hofft China auf einen Ausweg.

Die europäische Stahlvereinigung «Eurofer» schlägt Alarm, China könne ein serbisches Stahlwerk nutzen, um ohne Probleme billige Stähle nach Europa zu verkaufen. Mit den hohen chinesischen Staatssubventionen «wird auch das in Smederevo gekaufte serbische Stahlwerk querfinanziert», kritisierte «Eurofer»-Generaldirektor Axel Eggert das vor zwei Wochen besiegelte chinesische Investment in dem kleinen Balkanstaat.

«China könnte über Smederevo eigene Stähle nach Europa bringen», beschrieb Eggert die Sorgen der europäischen Hersteller weiter. Während in Europa viele Stahlwerke auf dem letzten technischen Stand Schwierigkeiten hätten, «steht Smederevo ganz weit hinten», kritisierte der Lobbyist: «Wie kann solch ein Werk ökonomisch profitabel betrieben werden?». Daneben gebe es «Zweifel, ob die serbischen Staatsbeihilfen für Smederevo EU-konform waren».

Von 15 auf 50 Prozent der Weltproduktion

Der Stahlstreit steht auch im Mittelpunkt des EU-China-Gipfels, der am Dienstag in Peking begonnen hatte. Nach Darstellung von «Eurofer» versuchen chinesische Staatsunternehmen, unter Einstandskosten produzierte 400 Millionen Tonnen Überkapazitäten in Europa loszuschlagen, was die heimische Branche gefährde. Den gesamten europäischen Stahlmarkt beziffert der Verband auf 155 Millionen. Während die staatlich subventionierten chinesischen Firmen vor 15 Jahren nur 15 Prozent der Weltproduktion bestritten hätten, seien es heute schon 50 Prozent.

Nur zwei Wochen nach dem überraschenden Kauf des serbischen Stahlwerks durch das chinesische Staatsunternehmen HBIS gibt es Krach mit der Regierung in Belgrad. «Die Chinesen sind sauer: Sie wollen nicht unsere Strafen zahlen», titelte die größte serbische Zeitung «Blic». Hintergrund ist das Antidumping-Verfahren, das die EU-Kommission in der letzten Woche auch gegen Serbien eröffnet hatte.

Dass die Kommission sich auf den Zeitraum vom 1. Juli 2015 bis 30. Juni 2016 beschränke, sei für Serbien «ein glücklicher Umstand», schrieb die Regierungszeitung «Politika» in Belgrad. In dieser Zeit habe der slowakische Unternehmer Peter Kamaras mit seiner Mannschaft Smederevo gemanagt. Demgegenüber sei inzwischen aktenkundig, dass das Werk in Smederevo 2013 und 2014 Stähle zu Dumpingpreisen verkauft habe. Kamaras hatte im letzten Jahr einen Verlust von 150 Millionen Euro erwirtschaftet. Serbische Medien hatten ihn undurchsichtiger Geschäfte bezichtigt, was der Manager zurückgewiesen hatte.