Unsere Sprache ist sexistisch. Sprechen wir zum Beispiel ganz allgemein von einem Beruf, dann benutzen wir meistens die männliche Form. Dann heißt es in der Zeitung etwa „Die Lehrer fordern …“ und nicht etwa „Die Lehrerinnen fordern …“. Immer mehr Menschen benutzen, um dies zu vermeiden, eine recht umständliche Schreibweise mit Sternchen und Auslasszeichen. Dann heißt es „Die Lehrer_Innen fordern …“. Diese Schreibweise ist zugegebenermaßen etwas sperrig und in der gesprochenen Sprache schwer anwendbar. Was hier anhand der deutschen Sprache gezeigt wird, existiert in anderer Form auch in anderen Sprachen. Wie sexistisch Sprache ist, kann sogar anhand eines Computermodells dargestellt werden. Im Jahr 2013 begannen Forscher von Google, Sprache in ein solches Modell zu übertragen. Computerprogramme sollten Nachrichtentexte auswerten und in Formeln überführen. Heraus kam ein hochkomplexes Modell mit rund 300 Dimensionen.
In diesem (mathematischen) Modell liegen ähnliche Wörter nahe beieinander. Es kann deshalb einfache Fragen beantworten, wie etwa „Mann verhält sich zu König wie Frau zu …“. Die Antwort wäre in diesem konkreten Fall die „Königin“. Forscher der Boston-Universität, die sich mit dem Modell auseinandersetzten, fanden jedoch heraus, dass das Modell, das ja lediglich die Sprache in Internetartikeln abbildet, inhärent sexistisch ist. Wenn sie von dem Modell etwa wissen wollten: „Mann verhält sich zu Programmierer wie Frau zu …“, dann spuckte das Programm als Antwort „Hausfrau“ heraus. Auf die Anfrage „Vater verhält sich zu Doktor wie Mutter zu …“ konterte das Programm mit „Krankenschwester“.
Die Forscher haben dann mithilfe von Formeln den Sexismus aus dem Modell „herausgerechnet“. Damit wollen sie verhindern, dass immer raffinierter werdende Computerprogramme wie etwa Suchmaschinen, die das Google- oder ähnliche Modelle nutzen, auf diesen inhärenten Sexismus hereinfallen. Die Forscher vermuten, dass durch sexistisch verzerrte Ergebnisse bei Suchanfragen Stereotype sogar noch verstärkt werden. Etwa dann, wenn bei Suchanfragen nach Lebensläufen von Computerprogrammierern jene von Männern vorgezogen werden.
Natürlich wird durch mathematische Operationen am Computermodell Sexismus aus der Gesellschaft nicht verschwinden.
Eine wichtige Rolle – wie fast immer – spielt das Bildungssystem, denn hier findet ein sehr großer Teil der Sozialisierung der Menschen statt. Schulbücher und Lehrer können sich sexistische Sprache einfach nicht erlauben. Eine wichtige Rolle kommt auch den Medien zu. Immerhin entstand das „sexistische Computermodell“ von Google auf Basis von journalistischen Texten. Leider gilt hier nicht „Problem erkannt, Problem gebannt!“. Vielmehr wird es sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, dieses Problem zu lösen. Insbesondere da es oftmals noch nicht einmal erkannt wurde.
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