4,1 Milliarden Euro hat das Internationale Olympische Komitee durch den Verkauf der TV-Rechte im Zeitraum 2017 bis 2020 erwirtschaftet. Das waren 10 Prozent mehr als noch in der aktuellen Zeitspanne, in der auch die Spiele 2016 von Rio, die heute mit der Eröffnungsfeier beginnen, liegen. Doch ist es nicht an der Zeit, das „Hauptprodukt“ der Ringe-Veranstaltung – den Athleten – besser zu behandeln?
Fangen wir mit dem finanziellen Faktor an. Die 15 IOC-Exekutiv-Mitglieder bekommen eine Jahrespauschale von 6.500 Euro, dazu kommt ein Tagessatz von etwa 830 Euro. Die IOC-Mitglieder, darunter auch Großherzog Henri, erhalten die Hälfte, zum Beispiel für Sitzungstage, wie die vergangenen Tage bei der IOC-Session in Rio, sowie für einen An- und Abreisetag. Die Mitglieder fliegen erster Klasse, wohnen in den besten Hotels. Diese Summen fallen nicht ins Gewicht bei der Entlohnung für Präsident Thomas Bach, die bei etwa 225.000 Euro pro Jahr liegt …
Was erhalten die Sportler? Gar nichts …
Nun kann man darüber philosophieren, dass das Motto „Dabei sein ist alles“ überwiegt. Aber das IOC verfährt auch nicht nach dieser idealistischen Phrase. Immer öfter ist zu hören, dass das IOC zuerst nach sich schaut, und dann nach den Athleten. Natürlich argumentiert das Komitee folgendermaßen: 90% der Einnahmen fließen zurück in die olympische Bewegung, aber wohin? An die Sportler? Zum größten Teil wohl nicht … Beim IOC gibt es dennoch die Kommission „Olympic Solidarity“, die in den Jahren 2013 bis 2016 insgesamt 440 Millionen Dollar an die nationalen Olympischen Komitees verteilt(e).
Dass seit 1986 auch Profi-Sportler an den Spielen teilnehmen können, ändert nichts daran. Natürlich gibt es die Großverdiener Bolt, Phelps. Aber die meisten Athleten müssen in ihrer Karriere drauflegen oder sind neben staatlichen Hilfen auf ihre Eltern bzw. private Sponsoren angewiesen. Sponsoren ist ein weiteres Schlagwort. Das IOC hat seine Partner: Weltfirmen wie VISA, McDonald’s oder Coca-Cola. Toyota hat 2015 einen Vertrag bis 2024 unterschrieben. Wert: fast eine Milliarde Dollar.
Olympische Spiele sind an den Wettkampfstätten traditionell werbefrei. Die Olympia-Sponsoren dürfen werben, wie sie wollen. Während das IOC bei Doping-Problematiken mal gerne durch die Finger schaut, ist die Ringe-Organisation ganz streng, wenn es um die eigene Brieftasche geht. Sportlern ist es seit dem 27. Juli untersagt, auf den sozialen Netzwerken mit ihren persönlichen Sponsoren zu werben. „Kein Wettkampfteilnehmer, Trainer, Betreuer oder Funktionär darf seine Person, seinen Namen, sein Bild oder seine sportliche Leistung für Werbezwecke während der Olympischen Spiele einsetzen, außer dies wurde vom IOC genehmigt“, heißt es in der umstrittenen Regel 40 der Olympischen Charta. Unternehmen, die nicht zu den Top-Sponsoren gehören, dürfen auf Twitter zum Beispiel nicht #Olympia benutzen. Auch wenn die Regel 40 ein wenig überarbeitet wurde, besteht juristisch jedoch ein großer Zweifel, ob eine Klage eines Athleten, zum Beispiel vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg, nicht zugunsten des Sportlers ausgehen würde.
Das IOC lebt in einer Scheinwelt, genauso wie bei der Außendarstellung um das Staatsdoping in Russland: IOC-Präsident Thomas Bach wies jegliche Verantwortung seiner Organisation für den Zeitpunkt der Veröffentlichung der Fakten und die Gründe der Vorfälle von sich. Dabei wusste das IOC seit Sommer 2013 von den Vorfällen in Russland. Ein Skandal …
Aussicht auf Besserung gibt es nicht. Dennoch müsste das IOC sich mal wieder selbst in die Verantwortung nehmen statt sich nur die Taschen vollzustopfen und Tatsachen zu leugnen.
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