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Klimawandel bedroht auch US-Küsten

Klimawandel bedroht auch US-Küsten
(tom Copeland)

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Steigende Meeresspiegel könnten bis Ende des Jahrhunderts Millionen US-Amerikaner zwingen, ihre Heimat an den Küsten zu verlassen. Grund: die Erderwärmung, das zeigt eine aktuelle Studie.

Überflutungen, Küstenerosion, extreme Stürme – der Klimawandel kann zu einem ernsten Problem auch für die amerikanische Bevölkerung werden. 13,1 Millionen US-Amerikaner sollen bis Ende des Jahrhunderts unmittelbar vom Anstieg des Meeresspiegels betroffen sein, prognostiziert Geograf Mathew Hauer von der Universität Georgia mit seiner Forschungsgruppe in einer aktuellen Studie. Der Meeresspiegel werde bis dahin im Durchschnitt pro Jahr um 4,6 Millimeter steigen.

Ob zunehmende Dürren in Afrika, Hitzewellen in Südeuropa oder schwindendes Packeis in der Arktis – weltweit wirkt sich der Klimawandel in einer Vielzahl von Umweltveränderungen aus. Vor allem das drohende Versinken von Südseeinseln ist ein Symbol für die Folgen der globalen Erwärmung geworden.

Auch in den USA machen sich die Auswirkungen bemerkbar. Im Bundesstaat Alaska hat das Government Accountability Office (GAO) 184 Dörfer bereits 2009 offiziell als überflutungsgefährdet eingestuft, 31 davon seien unmittelbar bedroht. Es bezieht sich in seinem Bericht ausdrücklich auf den Klimawandel.

184 Dörfer in Alaska überflutungsgefährdet

Eines dieser Dörfer ist Shishmaref. Ein Großteil der Strände ist bereits überspült – es gibt kein neues Bauland mehr für die Bevölkerung. Vor kurzem hat das kleine Inuitdorf per Volksentscheid einen Komplettumzug von einer Insel aufs Festland beschlossen. Ob dieser Umzug tatsächlich realisiert werden kann, ist eine Frage des Geldes.

Viele Orte kämpfen mit Küstenerosionen, so auch das 500-Seelendorf Duck in North Carolina. Nicht nur die Erosionen, auch die Stürme seien zu einem ernsten Problem geworden, sagt Ducks Gemeindedirektor Christopher Layton am Telefon. Im April 2017 sei ein riesiges Strandaufschüttungsprojekt geplant, das alle fünf Jahre wiederholt werden müsse
Das Projekt plant Duck mit zwei anderen Städten. «Es kostet Duck alleine um die 15 Millionen Dollar (13,4 Millionen Euro). Staatliche Förderung erhalten wir nicht», sagt Layton. Steige der Meeresspiegel weiter, könnte eine Wiederaufschüttung sogar jährlich nötig sein.

Finanziert wird das Projekt vor allem durch einen eigens angelegten Fond, in den die Bewohner von Duck einzahlen können. Ein anderer Teil des Geldes kommt aus Steuereinnahmen. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Tourismus. Im Sommer kommen rund 20 000 Besucher nach Duck.

Trump leugnet den menschengemachten Klimawandel

Für US-Präsident Barack Obama ist der Klimawandel ein Herzensanliegen. Erst Mitte August wiederholte er öffentlich, wie bedrohlich er ihn finde. «Der Anstieg des Meeresspiegels könnte lebenswichtige Ökosysteme in den Everglades zerstören und sogar Ellis Island oder die Freiheitsstatue bedrohen», sagte Obama.

Im Wahlkampf 2016 hat Hillary Clinton die Bekämpfung des Klimawandels und den Ausbau erneuerbarer Energien im Programm. Republikaner Donald Trump leugnet dagegen den menschengemachten Klimawandel. Bereits 2012 twitterte er, das Konzept der globalen Erderwärmung sei bloß eine chinesische Erfindung, um der US-Wirtschaft zu schaden.

Ducks Bewohner können damit nicht viel anfangen, für sie ist der Klimawandel konkret. Gemeindedirektor Layton verweist auf die Ergebnisse der Studien. Selbst eine Umsiedlung Ducks Ende des Jahrhunderts sei nicht unvorstellbar – aber denken möchte er daran noch nicht.