Was sind Social Bots?
Social Bots sind kleine Hilfsprogramme, die automatisch Nachrichten via Twitter oder soziale Netzwerke absetzen oder Beiträge verbreiten. Komplexere Varianten können in gewissem Ausmaß mit Nutzern interagieren. Sie stützen sich auf Algorithmen und Datenbanken, mit denen sie Schlüsselwörter oder Muster in Textkonversationen erkennen und darauf reagieren.
Derartige Software dient nicht zwangsläufig zwielichtigen Zwecken. Messenger Bots werden durchaus im kommerziellen Bereich eingesetzt, etwa um Nutzer bei Anfragen über Facebook-Seiten oder Online-Kundencenter automatisiert mit Informationen zu versorgen.
Welche Bots tummeln sich im politischen Bereich?
Bekannt sind verschiedene Bot-Typen, die bei politischen Diskussionen im Internet eingesetzt werden. Eine relativ einfache Kategorie greift auf Web-Videos oder Postings zu, um sie zu «liken» oder weiterzuverbreiten. Ein anderer Typ erkennt Schlüsselwörter in Beiträgen und «kommentiert» diese mit einer hinterlegten Reaktion. Eine dritte Art flutet Online-Foren oder Diskussionsspalten gleich massenhaft mit Spam.
Welcher Zweck wird mit den Bots verfolgt?
Bots sollen Kommunikation manipulieren oder stören. Schon das Nachobentreiben von Zugriffszahlen habe Folgen, erläutert der Hamburger Politikberater Martin Fuchs, der Regierungen und Verwaltungen im Kampf gegen Bots berät. Algorithmen von Youtube oder Facebook belohnten Interaktion. Je öfter also etwas gesehen oder geteilt wird, desto mehr Nutzern wird es dann empfohlen.
«Subtiler und gefährlicher» seien aber die anderen Bot-Typen, sagt Fuchs. Programme, die auf Postings mit Stichwörtern wie «Refugees welcome» reagieren, können Meinungsbilder verzerren und Propaganda streuen. Für Fuchs am Schlimmsten sind Bots, die ganze Debatten mit Spam-Dauerfeuer lahmlegen.
Wie verbreitet sind Bots im politischen Bereich?
Das ist schwer zu sagen. Während der Präsidentschaftswahl in den USA nahmen laut einer Schätzung von US-Experten auf Twitter 400.000 Bots an politischen Debatten teil und setzten ein Fünftel aller diesbezüglichen Tweets ab. Solche Analysen sind aber mit Unsicherheiten behaftet, Bot-Profile sind keineswegs immer eindeutig zu identifizieren.
Als realistisch gilt, dass sich allein im deutschsprachigen Internet Millionen Bots tummeln – jedoch nicht zwangsläufig mit politischen Zielen. Auf Facebook etwa gibt es unzählige betrügerische Fake-Profil-Bots.
Wie groß ist die Gefahr für die Demokratie? Auch das ist nicht einfach zu sagen. Die Gefahr von Desinformationskampagnen besteht. Die Antwort hängt aber auch davon ab, wie groß der Einfluss von Online-Debatten auf die Willensbildung ist und wie gut die Nutzer bot-gestützte Manipulationen erkennen. Einer aktuellen Untersuchung für die Landesmedienanstalten zufolge werden Facebook und Co. für die Informations- und Meinungsklimavermittlung zwar wichtiger, persönlicher Austausch und traditionelle Medien spielen aber noch immer eine entscheidende Rolle.
Auch Fuchs hält nichts von übertriebener «Bot-Panik». Den US-Wahlkampf etwa hätten sie durchaus beeinflusst. «Aber sie waren nicht der entscheidende Faktor.»
Was kann gegen den Einfluss von Bots getan werden?
Die entscheidenden Schlüssel im Kampf gegen Bots ist nach Ansicht von Fuchs eine gewisse «Medienkompetenz» beim Nutzer und die öffentliche Aufmerksamkeit für das Problem. Insofern sei das aktuelle Interesse von Politik und Bürgern sehr begrüßenswert. «Ich glaube, dass das gut ist.»
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