„Festgefahrene Räder in der Industrie“, schreibt das statistische Institut Statec am Montag in seinem monatlichen „conjoncture flash“. In fast allen Ländern der Eurozone sei die Produktion 2023 rückläufig gewesen. Im Schnitt war es ein Minus von drei Prozent in den Ländern der Währungsunion.
Dabei wurden jedoch erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten gemessen, so die Statistiker. Neben den baltischen Staaten (Estland, Lettland und Litauen), die den Anstieg der Energiepreise sehr stark zu spüren bekamen, habe Luxemburg (minus 5,9 Prozent) eines der schlechtesten Ergebnisse verzeichnet. Auch in den Niederlanden und in Belgien wurde spürbar weniger (minus 7,5 Prozent und minus 5,5 Prozent) produziert.
Im Gegenzug zählt Frankreich zu den Ländern, in denen ein leichter Anstieg (plus 0,7 Prozent) verbucht wurde. Dies führen die Statistiker vor allem auf gute Ergebnisse in der Luftfahrtindustrie, wie auch auf die Besserung (verglichen mit dem Vorjahr, als einige Atomkraftwerke außer Betrieb waren) im Bereich der Stromerzeugung zurück. Neben Frankreich hat die Industrieproduktion 2023 derweil auch in Griechenland, Malta und Zypern leicht zugelegt. In diesen drei Ländern ist der Anteil der Industrie an der Wirtschaftsleistung jedoch überaus gering, präzisiert Statec.
In Luxemburg derweil waren es 2023 vor allem die Bereiche „Energieerzeugung und -verteilung“ (in Verbindung mit dem Rückgang des Gas- und Stromverbrauchs, vor allem Anfang 2023), die „Herstellung von Maschinen und Ausrüstungen“, wie auch das Erstellen von „Metallprodukten“, die die Produktion im vergangenen Jahr nach unten gezogen haben.
Weniger ungünstig sehe der Vergleich zwischen Luxemburg und dem Euroraum jedoch aus, wenn man sich die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen anschaut, so die Statistiker. Verglichen mit der Zeit vor der Covid-Krise (Ende 2019) sei die Anzahl der Angestellten hierzulande stabil geblieben. In der gesamten Eurozone ist ihre Zahl leicht gestiegen. In Deutschland hingegen wurde in dieser Zeit ein Rückgang von 2,5 Prozent gemessen.
Keine klare Aussicht für 2024
Die Aussichten für das Jahr 2024 bleiben derweil unklar. Die Produktion sei zwar nicht am Steigen, scheine sich aber seit dem letzten Sommer wieder etwas zu stabilisieren, so die Statistiker. In der Eurozone scheint sie derweil weiter zu sinken. Hinter der Stabilisierung in Luxemburg verbergen sich jedoch deutliche Unterschiede in den verschiedenen Bereichen: Insbesondere wurde eine Erholung in der Eisen- und Stahlindustrie und der Computer-, Elektronik- und Elektrotechnikbranche verzeichnet. Anhaltend rückläufig ist der Trend derweil bei Maschinen und Ausrüstungen und bei nicht-metallischen Mineralien (Glas und Keramik). Auch rückläufig ist die Nachfrage nach Plastik und Baumaterialien.
Der „Vertrauensindikator der luxemburgischen Industrie“ hatte im Juni/Juli 2023 einen Tiefpunkt erreicht. Seitdem hat er sich wieder leicht erholt, weist aber hohe Schwankungen auf. Mittelfristig sieht Statec einige Anzeichen, die auf eine Erholung der europäischen Industrie hoffen lassen. So sei der Rückgang der Rohstoffpreise, der Mitte 2022 begonnen hat, mittlerweile dabei, sich auf die Preise für Industriegüter auszuwirken. Die Inflation gehe tendenziell zurück, was letztlich die Nachfrage der Verbraucher ankurbeln könnte.
Die Luxemburger Industrie verliert seit Jahren an Gewicht. Ende 2022 stand sie, Eurostat zufolge, nur noch für 5,2 Prozent der nationalen Wirtschaftsleistung. Vor 30 Jahren waren es noch rund 14 Prozent. Seit 2003 sind es weniger als zehn Prozent.
In keinem anderen europäischen Land ist der Anteil der Industrie an der Wirtschaft geringer als hierzulande. Im Euroraum steht das verarbeitende Gewerbe 2022 für 18,5 Prozent der Wirtschaftsleistung. Vor 30 Jahren waren es noch rund 21 Prozent.
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