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Tour de FranceVor 25 Jahren: Als der Radsport in die Krise stürzte

Tour de France / Vor 25 Jahren: Als der Radsport in die Krise stürzte
Richard Virenque (im Foto) wurde 1997 Zweiter bei der Tour de France hinter Jan Ullrich  Foto: AFP/Joël Saget

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Vor 25 Jahren erschütterte der Festina-Skandal die Tour de France und den gesamten Radsport. Die Geschehnisse wirkten lange nach.

Marco Pantani saß gedankenversunken im Schneidersitz auf dem Asphalt. Neben dem späteren Gesamtsieger lag sein Rennrad, auch die anderen Fahrer stellten auf einer Landstraße in den französischen Alpen die Arbeit ein. Ein Streik bei der Tour de France!

Es war ein bizarres Schauspiel, das sich auf der 17. Etappe der Tour 1998 abspielte. Vor 25 Jahren erreichte der Festina-Skandal seinen Höhepunkt. Die Frankreich-Rundfahrt stand vor dem Abbruch, im Peloton herrschte Panik. Die große Doping-Lüge brach zusammen. Der groteske Versuch der Fahrer, mit ihrem Protest aus Tätern Opfer zu machen, sollte scheitern.

Willy Voet läutete den Skandal am 8. Juli ein. Der Belgier war Masseur beim Festina-Team, das in Richard Virenque einen der Favoriten auf den Gesamtsieg stellte. Voet saß am Steuer eines Festina-Fahrzeugs mit offizieller Tour-Beschriftung, als er wenige Tage vor dem Grand Départ an der belgisch-französischen Grenze auf einer Nebenstraße bei Neuville in eine Zollkontrolle geriet.

400 Ampullen Epo und Anabolika

Voets brisante Fracht: Unter anderem 400 Ampullen Epo sowie Anabolika. Voet wird festgenommen. Die Nachricht machte im Feld die Runde, ein Gefühl von Hektik breitete sich aus. Gerüchte kursierten. Die Omerta, das Gebot des Schweigens, jedoch blieb intakt.

Abstreiten, leugnen, zum Gegenangriff ausholen: Die Mechanismen griffen. In Dublin, wo die Tour 1998 startete, reagierte Festina-Teamchef Bruno Roussel auf die Nachricht der Festnahme Voets gereizt. Er distanzierte sich, natürlich. Dass der Doping-Express auf dem Weg zur Kanalfähre nach Calais und damit Richtung Irland war, ließ sich später aber nicht mehr bestreiten. Die Lage eskalierte.

Festina-Firmenchef Miguel Rodriguez schaltete einen Anwalt ein. Das Team müsse sich „auf seine eigentlichen Aufgaben konzentrieren“ können. Doch die Lawine ist nicht mehr zu stoppen. Beim Verhör in Lille sagte Voet am 14. Juli aus, auf Anweisung von Festina-Offiziellen gehandelt zu haben – und das nicht zum ersten Mal.

Für Radprofi Virenque, Berg-König der Tour 1997, war auf dem Rad Angriff stets die beste Verteidigung. Also ging er auch in der Affäre in die Offensive und drohte mit einer Klage wegen Diffamierung. Kurz darauf verließ der Franzose, der anders als seine Teamkollegen Doping leugnete, das Rennen unter Tränen. Tour-Chef Jean-Marie Leblanc hatte Festina nach einem Geständnis des Teamchefs von der Rundfahrt ausgeschlossen.

Es folgen endlose Vernehmungen der Festina-Fahrer und weitere Geständnisse, aber auch die Verwicklung weiterer Teams in die Affäre. Das niederländische TVM-Team geriet zuerst ins Visier der Dopingfahnder. Deren rigorose Verhörmethoden sorgen für Empörung im Feld, die Fahrer traten in den Streik und rissen sich die Startnummern ab. Der Sieg auf der 17. Etappe wird symbolisch TVM gewidmet.

Die Tour endete im Chaos. Von 189 gestarteten Radprofis wurden nach dem Rückzug diverser Teams ganze 96 in Paris klassiert. Die Folgen für den Radsport waren verheerend und wirken lange nach. Als im Jahr 1999 alles besser werden sollte, begann die Doping-Ära des Lance Armstrong.

Auswüchse wie damals gibt es inzwischen sicher nicht mehr. Dass die Tour dennoch stets von Skepsis begleitet wird, verdankt sie auch dem Festina-Skandal.