Am Sonntagmorgen hatten insgesamt 74 Konkurrentinnen aus der Schweiz, Deutschland, Österreich und Luxemburg die elf Runden zu jeweils 10,3 km in Angriff genommen. Es kam jedoch nicht zum erwarteten Duell zwischen Titelverteidigerin Nina Berton (Ceratizit-WNT) und Marie Schreiber. „Ich konnte leider nicht antreten, da ich mit meiner Mannschaft in einem Höhen-Trainingslager in Italien bin, um mich auf die Tour de France vorzubereiten. In Absprache mit Frank Schleck und dem Team konzentriere ich mich auf den Formaufbau für die Tour und die Weltmeisterschaften in Glasgow“, so Nina Berton, die am 16. Juli beim Grand Prix Stuttgart (1.2) zum nächsten Mal im Rennsattel sitzen wird, um ihre Form eine Woche vor der Frankreich-Rundfahrt zu testen.

Für Schreiber war das Fehlen ihrer Hauptkonkurrentin kein Grund, um sich damit zu begnügen, den Zielstrich als erste Luxemburgerin zu überfahren. Im Gegenteil: die 20-Jährige zeigte, dass sie zu den stärksten Athletinnen im Feld gehörte. Bei Rennhälfte konnte sie sich mit der Elite-Fahrerin Katharine Fox vom Feld absetzen. Nach 113,3 km gewann die Deutsche das gleichzeitig ausgetragene Bundesliga-Rennen, eine Sekunde vor Schreiber. Die neue luxemburgische U23-Meisterin war damit 3:27 schneller als die Titelträgerin aus der Schweiz (Linda Zanetti/3.) und 6:27 schneller als die U23-Meisterinnen aus Deutschland (Selma Lantzsch/4.) und Österreich (Leila Gschwentner/7.). Neben ihr auf dem Podium standen Liv Wenzel und Maïté Barthels (beide Hess Cycling).

Weitaus spannender verlief die Entscheidung um das Rot-Weiß-Blaue Trikot bei den Herren. Nicht weniger als 154 Nachwuchsfahrer hatten sich gestern am Start präsentiert, darunter 18 Konkurrenten aus Luxemburg. Es waren die deutschen Athleten, die dem Rennen ihren Stempel aufdrückten. Nach 154,5 km konnte sich Moritz Kretschy im Alleingang vor seinen Landsleuten Ole Theiler (auf 0:21) und Roman Duckert (auf 0:50) behaupten. Als Viertplatzierter erreichte Elia Blum das Ziel mit einem Rückstand von zwei Minuten auf Kretschy und ist damit neuer U23-Meister der Schweiz.

Ein Rennen im Rennen lieferten sich die Luxemburger. Nach seinem starken Auftritt in der Vorwoche, wo Mats Wenzel (Leopard Togt) im Elite-Rennen Dritter geworden war, galt der U23-Landesmeister im Cyclocross als heißer Titelkandidat. Nach zwei Dritteln der Renndistanz war es sein Teamkollege Loïc Bettendorff, der sich mit Mathieu Kockelmann von der Konkurrenz lösen konnte. Beide sollten die Meisterschaft dann auch unter sich ausmachen.

Dabei fiel die Entscheidung, wie im vergangenen Jahr, im Sprint. In Diekirch hatte sich Loïc Bettendorff (Leopard TOGT) knapp vor Arthur Kluckers (Tudor Pro Cycling) behaupten können. In seinem letzten Jahr in der Altersklasse der Espoirs bekam der 22-Jährige es diesmal mit dem drei Jahre jüngeren Mathieu Kockelmann zu tun.

Nach einem spannenden Finale gelang es Loïc Bettendorff, den frischgebackenen U23-Landesmeister im Zeitfahren um eine Radlänge distanzieren. „Beim Besichtigen der Strecke dachte ich mir, dass vielleicht etwas drin wäre. Seit Saisonbeginn befinde ich mich nicht in bester Verfassung, sodass es nicht schlimm gewesen wäre, wenn ich nicht gewonnen hätte. Nach dem Start habe ich mich nicht sehr gut gefühlt, wahrscheinlich hatte ich vor dem Rennen zu viel gegessen. Danach lief es dann besser. Als ich attackiert habe, ist Mathieu (Kockelmann) in mein Hinterrad gesprungen. Mats (Wenzel) wollte auch mit. Da die Konkurrenz jedoch in seinem Rad war, hat er sein Vorhaben abgebrochen, um die anderen nicht heranzuführen“, schilderte Bettendorff die entscheidende Situation, knapp 50 km vor dem Ziel. „Wir lieferten uns ein Katz-und-Maus-Spiel. Im letzten Anstieg wollte Mathieu mich abhängen. Danach habe ich keine Führungsarbeit mehr geleistet. Auf den letzten 150 m ist es mir gelungen, an ihm vorbeizufahren“, so der Titelverteidiger, für den Ende des Monats die Tour d’Alsace (2.2) auf dem Programm steht.