Profi-Sportmannschaften sind ein fragiles Gebilde. Viel zerbrechlicher als eine Familie, ein Freundeskreis oder eine Arbeitsgruppe. Obwohl Sportler in einem Team zusammen spielen, geht es am Ende des Tages doch sehr oft darum, die eigene Individualität durchzusetzen, um die eigene Karriere zu fördern. Der Spruch „Elf Freunde müsst ihr sein“ ist in den meisten Fällen nicht mehr als eine Floskel.
Welche Folgen ein unausgewogenes Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft oder ein zu großer individualistischer Drang haben kann, hat uns die Vergangenheit mehrmals gezeigt. „Le fiasco de Knysna“ ist in Frankreich fast jedem ein Begriff. Der Streik der französischen Fußballnationalmannschaft während der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika sorgte monatelang für Schlagzeilen. Erst am vergangenen Wochenende verließ der belgische Star-Torhüter Thibaut Courtois die „Red Devils“, da er nicht zum Ersatzkapitän ernannt wurde und sich durch diese Wahl „persönlich beleidigt“ fühlte.
Auch Luxemburg hat derzeit ein kleines „Knysna“ zu überstehen. Innerhalb weniger Monate gab es gleich drei außersportliche Personalentscheidungen. Zunächst wurde Olivier Thill von der Nationalmannschaft suspendiert. Ihm wird vorgeworfen, einen Teil des medizinischen Betreuerstabs der FLF-Auswahl nicht respektiert zu haben. Seine Mitspieler sehen das aber offensichtlich anders als Nationaltrainer Luc Holtz. Am vergangenen Samstag entschied sein Bruder Vincent Thill, die Mannschaft wortlos zu verlassen. Alles deutet darauf hin, dass er mit den Entscheidungen von Holtz nicht einverstanden ist. Nur 24 Stunden später wurde Gerson Rodrigues wegen Trainings-Abwesenheit aus dem Kader verbannt.
Es brodelt wie nie zuvor in der Nationalmannschaft. Und das ausgerechnet inmitten einer EM-Qualifikation, die für die „Roten Löwen“ historisch werden könnte.
Obwohl die drei genannten Fälle nicht miteinander zu vergleichen sind, sind sie doch zum Teil das Resultat des Kadermanagements. Es ist bekannt, dass einige Akteure in der FLF-Auswahl über deutlich mehr Privilegien verfügen als andere. Das ist aber auch in normalen Profimannschaften der Fall. Die Frage ist, wie lang die Leine sein darf und ob die Privilegien auch von den Teamkollegen akzeptiert werden.
Die Leine wird in Zukunft in der FLF-Auswahl eine noch wichtigere Rolle spielen, denn es ist davon auszugehen, dass in einigen Jahren die einheimischen Fußballer bei noch größeren Vereinen unter Vertrag stehen. Dies wird dazu führen, dass auch die Egos schwieriger zu handhaben sein werden.
Der Verband und der Trainer müssen jetzt aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und die richtigen Lehren für die Zukunft ziehen.
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