US-Radprofi Brandon McNulty hat am Sonntag die 15. Etappe des 106. Giro d’Italia gewonnen. Der 25-Jährige vom Team UAE Emirates siegte nach 195 km in Bergamo aus einer Fluchtgruppe heraus und feierte seinen ersten Tageserfolg bei einer der drei großen Landesrundfahrten. McNulty setzte sich im Sprint gegen Ben Healy (EF Education-EasyPost) und Marco Frigo (Israel-Premier Tech) durch. Direkt zu Beginn der fordernden Etappe in der Lombardei hatte sich eine Fluchtgruppe abgesetzt, das Hauptfeld um die Favoriten ließ die Ausreißer gewähren. 

Auch am Vortag hatte ein Ausreißer gesiegt. Der Deutsche Nico Denz (Bora-hansgrohe) sicherte sich in Cassano Magnago seinen zweiten Etappensieg innerhalb von drei Tagen beim diesjährigen Giro. Am Samstag übernahm zudem der Franzose Bruno Armirail vom Team Groupama-FDJ nach einer langen Flucht im strömenden Regen das Rosa Trikot.

Denz hatte sich im Fotofinish vor dem Kanadier Derek Gee (Israel PT) und dem Italiener Alberto Bettiol (EF Education) mit einem Vorsprung von mehr als 20 Minuten auf das schlafende Hauptfeld durchgesetzt. Die drei Fahrer gehörten zu einer 27-köpfigen Ausreißergruppe, die sich gleich zu Beginn abgesetzt hatte und dann in mehrere kleine Gruppen zerfiel. Armirail war der Bestplatzierte in der Gesamtwertung dieser 27 Ausreißer. Dank eines starken zweiten Zeitfahrens am vergangenen Sonntag (5.) lag er vor der 14. Etappe auf dem 23. Platz, 18 Minuten und 37 Sekunden hinter Geraint Thomas. Als 15. der Etappe durfte sich der Franzose schließlich das Rosa Trikot überstreifen.

„Ich kann es nicht glauben“, kommentierte Armirail, der als erster Franzose seit Laurent Jalabert im Jahr 1999 beim Giro die Gesamtwertung anführt. Im Klassement hat er nun einen Vorsprung von einer Minute und acht Sekunden auf den Briten Geraint Thomas.

Auch wenn ein Gesamtsieg für Armirail bei diesem Giro schwer vorstellbar ist, vor allem in Anbetracht der sehr bergigen dritten Woche, die das Peloton erwartet, ist die Übernahme des Rosa Trikots dennoch „super für das Team und ein Traum für mich“, betonte er. Armirail ist ein eher unwahrscheinlicher Held. Der 29-Jährige hat in seiner Profikarriere nur ein einziges Rennen gewonnen – den Titel des französischen Meisters im Zeitfahren im letzten Jahr. Im wahren Leben ist er in erster Linie ein vorbildlicher Teamkollege, wie hier beim Giro, wo er eigentlich am Start ist, um seinen Landsmann und Teamkollegen Thibaut Pinot zu unterstützen. 

Aus luxemburgischer Sicht verlief das Giro-Wochenende ernüchternd. Das Trio um Bob Jungels (Bora-hansgrohe), Alex Kirsch (Trek-Segafredo) und Michel Ries (Arkéa Samsic) hat an beiden Tagen viel Zeit eingebüßt. Vor der Schlusswoche liegt Jungels als bester Luxemburger in der Gesamtwertung an Position 50 mit 57:57 Minuten Rückstand. Ries ist 86. auf 2:00:58 Stunden, Kirsch 106. auf 2:25:37 Stunden.

Nach dem zweiten Ruhetag am Montag wird der Giro am Dienstag mit der 16. Etappe über 203 Kilometer von Sabio Chiese nach Monte Bondone fortgesetzt. Fünf Bergwertungen, darunter auch der Schlussanstieg in 1.632 Metern Höhe, sind dann zu bewältigen.