Christine Majerus musste bei der diesjährigen Ausgabe auf die Unterstützung ihres Teams SD Worx verzichten. Im Trikot des Teams Lëtzebuerg war die Landesmeisterin auf sich alleine gestellt. Isabelle Klein, die eine Sturzverletzung noch nicht überstanden hatte, musste auf einen Start verzichten. Die drei Nachwuchsfahrerinnen Layla Barthels, Liv Wenzel und Maïté Barthels konnten dem Tempo des Pelotons, mit insgesamt 90 Rennfahrerinnen aus 21 Nationen, nur mit Mühe folgen und stiegen vorzeitig aus.
Nina Berton hatte von ihrem Team grünes Licht bekommen, um den Bergpreis in Angriff zu nehmen. Als sie auf der ersten Etappe nach 50,1 km als Erste auf der „Simmerschmelz“ über den Strich fuhr, riss sie vor Freude den linken Arm in die Höhe. Damit gab sich die Espoirs-Landesmeisterin nicht zufrieden und verdoppelte ihre Punktzahl im Anstieg von Simmern. Dabei tat sich hinter ihr eine Lücke auf. „Ich kenne diese Anstiege in- und auswendig, fühlte mich stark und wollte zeigen, dass ich gut mithalten kann. Nach dem zweiten Bergpreis habe ich einfach durchgezogen und wollte sehen, wie weit ich kommen würde. Natürlich wäre es von Vorteil gewesen, wenn sich ein paar Fahrerinnen zu mir gesellt hätten“, so Berton, die auch die dritte Bergwertung zu ihren Gunsten entschied und nach einer Solofahrt von 23 km vom bereits deutlich geschrumpften Peloton eingeholt wurde.
Berton gewinnt Bergtrikot
Als die Mannschaft Uno-X das Tempo weiter verschärfte, konnten nur wenige Fahrerinnen folgen, darunter Majerus. Der Gesamtsiegerin von 2017 gelang es, sich in der Schlussphase mit drei weiteren Athletinnen abzusetzen. Ihre Wegbegleiterinnen leisteten allerdings keine Führungsarbeit. „Das war die ideale Gruppe. Wenn jeder einfach nur weitergefahren wäre, hätten wir den Etappensieg unter uns ausgemacht“, so Majerus, die 500 m vor dem Ziel noch einmal alles auf eine Karte gesetzt hatte, nachdem Ally Wollaston, die falsch abgebogen war, fast einen Sturz verursacht hätte. „Ich kann mir keinen Vorwurf machen. Trotzdem bin ich extrem frustriert über diesen Ausgang“, so die 36-Jährige.
Marta Bastianelli nutzte die Situation aus, um sich, nach 2022, erneut in Steinfort zu behaupten. „Wir sind mit einer guten Mannschaft am Start. Zum Schluss konnte ich meine Sprinterqualitäten ausspielen“, so die Italienerin, die der zweiten Etappe voller Optimismus entgegensehen konnte.
Auch auf den 115,8 km vom „Stade de Luxembourg“ Richtung Garnich am zweiten Tag sollten die vielen Zuschauer, die sich im Zielbereich eingefunden hatten, eine spannende Etappe erleben. Die beiden Zwischensprints gewann die Zweitplatzierte Wollaston deutlich vor Bastianelli und verkürzte ihren Rückstand in der Gesamtwertung somit von fünf auf drei Sekunden.
Eine Attacke von Sofia Bertizzolo (UAE Team ADQ) 32 km vor dem Ziel nutzte Majerus aus, um sich von der Spitzengruppe abzusetzen. Das Team der Gesamtführenden hatte jedoch etwas dagegen und konnte sich mit Mühe wieder an das Hinterrad der Luxemburgerin heften. Sechs Kilometer vor Schluss versuchte Anouska Koster (Uno-X) ihr Glück, allerdings vergeblich. In der entscheidenden Phase bereitete Eleonora Gasparrini den Sprint für Bastianelli vor. Dem Team UAE sollte es jedoch nicht gelingen, Wollaston abzuschütteln. Die 22-Jährige hatte sogar die notwendigen Kraftreserven, um sich den Etappensieg in souveräner Manier, vor Bastianelli und Koster, zu holen.
Rechenspiele
Damit war die Rechnung der ehemaligen Bahnspezialistin aufgegangen. Die Zeitgutschrift von zehn Sekunden reichte Wollaston aus, um Geburtstagskind Bastianelli, die für Platz zwei sechs Sekunden gutgeschrieben bekam, in der Endabrechnung um eine Sekunde zu distanzieren. „Am ersten Tag habe ich einige größere Fehler gemacht. Ich bin trotzdem hoch motiviert auf die zweite Etappe gegangen. Die Strecke, mit den zahlreichen knackigen Anstiegen, ist mir entgegengekommen. Mit Hilfe meiner starken Mannschaft konnte ich meine Endschnelligkeit zum Schluss ausnutzen“, erklärte die strahlende Siegerin, die jetzt eine Pause einlegen wird, um dann am 23. Mai bei der Thüringen-Rundfahrt wieder ins Renngeschehen einzugreifen, ebenso wie Majerus.
„In den letzten drei Runden habe ich versucht, mich mit einer Gruppe abzusetzen. Das hat allerdings nicht funktioniert, da ich gegen die drei großen Teams auf mich alleine gestellt war. Zum Schluss kamen wir zwar noch einmal heran, allerdings zu spät, um noch um den Tagessieg mitsprinten zu können. Es ist frustrierend, festzustellen, dass ich trotz meiner guten Form nicht ganz vorne mitfahren konnte“, so das Fazit der Landesmeisterin, die auf der zweiten Etappe Siebte wurde und sich damit auf den neunten Platz in der Gesamtwertung verbesserte.
Weitaus glücklicher war Berton, die von allen Seiten für ihren starken Auftritt am Wochenende beglückwünscht wurde. Neben dem Gewinn des Bergpreises konnte die 21-Jährige sich auch über den Sieg in der Teamwertung freuen. „Auch auf der zweiten Etappe hat mein Team bei den drei Bergwertungen für den perfekten ‚lead-out‘ gesorgt. Wir sind zufrieden, auch wenn es nicht für einen Platz auf dem Podium gereicht hat. Nach einer kurzen Pause geht es für drei Rennen nach Spanien.“
Ergebnisse
1. Etappe, Luxemburg – Steinfort (111,1 km): 1. Marta Bastianelli (Italien/UAE Team ADQ) in 2:51:20, 2. Ally Wollaston (Neuseeland/AG Insurance-Soudal Quick-Step), 3. Eleonora Camilla Gasparrini (Italien/UAE Team ADQ), 4. Anouska Koster (Niederlande/Uno-X), 5. Femke Gerritse (Niederlande/Parkhotel Valkenburg) alle gleiche Zeit, … 14. Christine Majerus (Luxemburg) auf 0:05, … 34. Nina Berton (Luxemburg/Ceratizit-WNT) 1:24, …, DNF Layla Barthels, DNF Liv Wenzel, DNF Maïté Barthels (alle Luxemburg)
2. Etappe, Luxemburg – Garnich (115,8 km): 1. Wollaston in 3:07:32, 2. Bastianelli, 3. Koster, 4. Heidi Franz (USA), 5. Alice Maria Arzuffi (Italien/Ceratizit-WNT), … 7. Majerus alle gleiche Zeit, … 19. Berton 0:36
Gesamtwertung: 1. Wollaston in 5:58:30, 2. Bastianelli auf 0:01, 3. Koster 0:14, 4. Gerritse 0:22, 5. Arianna Fidanza (Italien/Ceratizit-WNT) 0:23, … 9. Majerus 0:28, … 26. Berton 2:23
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