Tageblatt: Herr Kugener, am Sonntag treten Sie mit Ihrem neuen Klub Strassen gegen Ihren alten Verein Mondorf an. Welche Gefühle löst dieses Duell in Ihnen aus?
Patrick Kugener: Keine speziellen Gefühle, denn ich habe mich im Guten aus Mondorf verabschiedet. Eigentlich wollte ich die vergangene Saison abschließen, da der Verein jedoch Arno Bonvini damals als Trainer entlassen hat, ohne mich so richtig zu informieren, habe ich mich entschieden, früher aufzuhören. Die Zeit in Mondorf war toll und ich hatte eigentlich nicht mehr vor, in einem Verein aktiv zu werden. Als die Gespräche mit Strassen intensiver wurden, habe ich mich dann doch entschieden, es noch einmal zu versuchen.
Warum haben Sie sich vor einem Jahr dazu entschieden, nach neun Saisons mit Mondorf dem Verein den Rücken zu kehren?
Ein Grund war privater Natur. Ich bin nicht mehr so oft in Luxemburg und konnte nicht mehr immer bei der Mannschaft sein. Als Sportdirektor ist es jedoch wichtig, präsent zu sein. Ich war aber auch erschöpft, da wir unser Ziel nie erreicht haben. Ich wollte immer einmal mit Mondorf im Europapokal spielen, das ist uns aber leider nie gelungen. Neun Jahre lange habe ich mit einem Mini-Budget gearbeitet, das war zwar stetig gewachsen ist, aber am Ende dann doch nicht gereicht hat, um an den Europapokalplätzen zu kratzen. Ich habe mein Ziel verfehlt. Das ist nicht meine Schuld und auch nicht die Schuld des Klubs. Es ist nur schade, dass wir dieses Gefühl nie erleben durften und dass der Verein diese Errungenschaft nie in seinen Lebenslauf schreiben konnte.
Die Verpflichtung von Diogo Pimentel war ein Ausrufezeichen
Zum Ende der Hinrunde haben Sie in Strassen eine neue Herausforderung angenommen. Was hat Sie am UNA-Projekt gereizt?
Luc Hilger (der UNA-Präsident, Anm. d. Red.) und ich kennen uns schon sehr lange. Er hat immer wieder versucht, mich nach Strassen zu lotsen. Ich habe jahrelang abgelehnt, obwohl ich die Arbeitsweise des Klubs gut fand. Damals war ich voll in Mondorf engagiert und wollte das nicht aufgeben. In Strassen bin ich nicht mehr der Sportdirektor, sondern einer von mehreren Beratern. Das ist ein Grund warum ich diese Aufgabe angenommen habe. Wir sind ein Gremium, das den Verein kurz- oder mittelfristig zu seinen Zielen führen soll. In den kommenden Jahren wollen wir mit Strassen in den Europapokal einziehen.
In Strassen sind Sie zusammen mit Sportdirektor Petz Biergen, Trainer Arno Bonvini und Ex-Rekordnationalspieler Carlo Weis für die sportlichen Belange zuständig. Wie kann man sich diese Zusammenarbeit vorstellen?
Carlo und ich versuchen dem Verein dabei zu helfen, die Ziele zu erreichen. Wir haben unsere Vorstellungen, wie ein Kader geplant werden sollte. Wir sehen uns periodisch mit den anderen Mitgliedern dieser Kommission und jeder bringt seine Ideen ein. Im Winter haben wir zum Beispiel Diogo Pimentel verpflichtet. Als ich mich bei der Fola über ihn erkundigt habe, wurde mir gesagt, dass noch ganz andere Kaliber an ihm interessiert sind. Schlussendlich war es aber so, dass jeder über ihn geredet hat, aber keiner was unternommen hat. Nach dem ersten Treffen mit ihm haben wir den Transfer innerhalb von drei Tagen über die Bühne gebracht, weil wir in unserer Kommission alle an dieser Verpflichtung gearbeitet haben. Jeder hat seinen Teil beigetragen. Diese Unterschrift war ein Ausrufezeichen. Wir wollen in Zukunft Spieler verpflichten, die Erfahrung mitbringen, aber auch noch mehrere Jahre in Strassen bleiben können.
Geht es in diesem Gremium ausschließlich um Transfers?
Nein, nicht nur. Es geht auch darum, die Spieler auf den richtigen Weg zu bringen. Dazu gehört auch, wie sie sich benehmen sollen. Ein Grund, warum Strassen so schlecht in die Saison gestartet ist, war die mangelnde Disziplin. Wir versuchen die Sache professionell anzugehen. Jetzt ging alles ein bisschen schnell, aber kommende Saison werden wir damit anfangen, unser Konzept umzusetzen. Die medizinische Betreuung soll unter anderem besser werden und die Spieler sollen sich ihrer Rolle und Verantwortung bewusst werden. Es kann nicht sein, dass ein Spieler mich anruft und sich vom Training abmeldet, weil er mit dem Hund zum Arzt muss.
Offensichtlich sind Sie von Arno Bonvini überzeugt, mit dem Sie in Mondorf gleich dreimal zusammengearbeitet haben. Was genau gefällt Ihnen so sehr an seinen Methoden?
Arno ist ein strenger Trainer, der Disziplin reinbringt, aber auch mit den Spielern reden kann. Besonders gefällt mir aber seine Professionalität. Er ist bei jedem Training präsent und immer vorbereitet. Das ist nicht bei jedem Trainer in der BGL Ligue der Fall.
Seitdem Bonvini das Traineramt übernommen hat, sind Ihrem neuen Verein vier Siege in Folge gelungen. Was hat er verändert?
Er hat Disziplin reingebracht. Zudem ist unser Spiel jetzt an das Spielermaterial angepasst, das vorhanden ist. Seinen Vorgänger Roger Lutz schätze ich sehr. Ich bin in der Vergangenheit mehrere Mal mit ihm in Kontakt gewesen. Aber in der aktuellen Situation musste einfach etwas verändert werden. Die Resultate geben uns aktuell recht, aber noch haben wir nichts gewonnen.
Carlo Weis hat in einem Interview mit Le Quotidien öffentlich das Ziel angepeilt, die UNA als Top-vier-Verein zu etablieren. Wie stehen Sie zu dieser Aussage?
Ich habe nichts dagegen, dauerhaft in den Top vier zu sein, aber dann muss der Verein noch einmal seine Ziele anpassen. Man sagt ja immer: Der Verein ist eine große Familie. So etwas würde ich nie sagen. Jeder soll jedoch zusammenhalten, arbeiten und sich Gedanken machen, wie wir das Bestmögliche erreichen können. Fußball ist wie ein Laden: Ohne gute Verkäufer kann ich meine Produkte nicht verkaufen und ohne gute Fußballer kann ich keinen erfolgreichen Fußball spielen … zumindest nicht in der BGL Ligue. Und deshalb ist das Familien-Konzept auch nicht zutreffend auf einen Verein von diesem Niveau. Das kann man sich erlauben, wenn man in der zweiten Division spielt und man nach jedem Spiel ins Restaurant geht oder 23 Bier trinkt. In Vereinen wie Strassen ist ein großer Zusammenhalt erfordert, aber unter einer Familie stelle ich mir etwas anderes vor.
Welches Spiel erwarteten Sie gegen Ihren ehemaligen Verein Mondorf?
Das Wichtigste ist, dass wir weiterhin stabil stehen, mit viel Engagement auftreten und die drei Punkte holen. Ich habe Mondorf in dieser Saison zweimal gesehen. Sie haben ein gutes Aufgebot mit jungen Spielern – das ist ein gutes Zeichen für den Verein.
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