Wenn der Damm bricht, dann bricht er
„Es war schwer, Lösungen gegen einen solch intelligenten Trainer wie Carlos Fangueiro zu finden“, sagte Jeff Strasser nach den 90 Minuten im Stade Jos. Nosbaum. Der Niederkorner Coach hatte die Lösungen allerdings gefunden und fügte dem amtierenden Meister eine empfindliche 1:4-Niederlage zu. Es gab zwei Hauptgründe für dieses überraschend deutliche Resultat. Die Niederkorner Spieler waren deutlich aggressiver und spritziger. Der F91 hingegen wirkte lethargisch und kam nie zu seinem gewohnten Spiel.
Das lag auch an der „surprise du chef“. Jeff Strasser hatte ein 3-1-4-2-System aus dem Hut gezaubert, mit dem keiner gerechnet hatte. Gleich mehrere Spieler kamen auf ungewohnten Positionen zum Einsatz und erledigten ihre Aufgabe mit Bravour. Spielmacher Bilal Hend und Alex Guett Guett wurden auf den beiden Außenbahnen eingesetzt. Flügelspieler Yannick Bastos fand sich im zentralen Mittelfeld wieder. Mit diesem personellen Schachspiel hatten Fangueiro und seine Mannschaft offensichtlich nicht gerechnet und hatten von Anfang an Probleme mit der neuen taktischen Ausrichtung des Gegners.
Es war die zweite Niederlage in dieser Saison für den F91 und zum zweiten Mal gingen die Düdelinger vor eigenem Publikum regelrecht unter. Zum letzten Mal hatte es die Fangueiro-Truppe am 6. November im Spitzenspiel gegen Hesperingen erwischt. Bei dieser 0:4-Niederlage gab der F91 ein ähnliches Bild wie am Sonntag ab. Auch damals war Düdelingen chancenlos und komplett neben der Spur. Auch damals hatte der gegnerische Trainer Pascal Carzaniga einige personelle und taktische Überraschungen aufgeboten.
„Best of the rest“
Nach der Leistung in Düdelingen ist der Progrès Niederkorn der Kandidat Nummer eins für Platz drei und damit den letzten direkten Europapokalplatz in der BGL Ligue. Trotzdem bleibt Niederkorn „best of the rest“, da der Rückstand auf den neuen Zweiten bereits zehn Punkte beträgt. Nach dem ersten Spieltag der Rückrunde scheint auch klar zu sein, dass außer der Mannschaft von Jeff Strasser nur noch der Racing Luxemburg und Union Titus Petingen für ein Conference-League-Ticket in Frage kommen. Jeunesse, Strassen und Differdingen haben bereits acht bzw. neun Punkte Rückstand auf den Fünftplatzierten UTP. D03 verlor zudem das Spiel gegen den direkten Konkurrenten Strassen.
Ärgster Konkurrent des Progrès ist aufgrund der Kaderstärke der Racing. Allerdings sollten beide Mannschaften auf Petingen Acht geben. Die Überraschungsmannschaft hat nichts zu verlieren und hat bereits das Saisonziel Nicht-Abstieg erreicht. Trainer Yannick Kakoko kann auf eine eingespielte Mannschaft und einen sehr gefährlichen Angriffssektor bauen. Allerdings haben die Petinger kaum Erfahrung, wenn es um die „crunch time“ geht.
Arénate, der Heilsbringer?
Seit Jahren wartet man bei der Jeunesse auf einen richtigen Torjäger. Der letzte dieser Zunft war Momar N’Diaye, der in der Saison 2017/18 14-mal ins gegnerische Tor traf. In dieser Saison war die Offensive besonders gehemmt. Klammert man den 6:0-Sieg gegen die Etzella aus, dann schoss der Rekordmeister pro Spiel 0,92 Treffer in der Rückrunde. Umso erlösender war für die Fans von der „Grenz“, dass im ersten Spiel des Jahres 2023 ein Neuzugang überzeugte und zweimal beim 4:1-Erfolg gegen Käerjeng traf. Alexandre Arénate, der bereits seit ein paar Jahren auf dem Einkaufszettel anderer BGL-Ligue-Vereine stand, könnte der Heilsbringer für die Rückrunde sein. Allerdings sollte man den Tag nicht vor dem Abend loben, denn der 27-Jährige war in der Vergangenheit nicht unbedingt als „Killer“ bekannt. Bei seinen drei Stationen in der dritten belgischen Liga traf er zwar regelmäßig (32 Tore in 120 Spielen), hatte aber keine herausragende Saison. Bei der Jeunesse hofft man, dass sich dies in diesem Frühjahr ändern wird.
Tristesse im Keller
Die Hoffnung der Kellerkinder wurde sofort zerstört. Die drei letztplatzierten Mannschaften starteten mit Niederlagen in die Rückrunde. Demnach verharren Hostert (14.), Ettelbrück (15.) und Fola (16.) weiterhin in der Gefahrenzone. Rosport schaffte durch ein Unentschieden gegen Wiltz den Sprung von Platz 13 auf 12 – aber auch nur aufgrund des besseren Torverhältnisses gegenüber Käerjeng. Der Aufsteiger ist seit dem 16. Oktober ohne Erfolg und musste am Sonntag eine empfindliche Niederlage gegen die Jeunesse einstecken (1:4). Von den Abstiegskandidaten schnitt Monnerich am besten ab und tat etwas für die Moral durch den 2:1-Sieg gegen den direkten Konkurrenten Etzella.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können