Von der Papierform her geht Ken Conter als leichter Favorit ins Rennen. Hatte er seinem lediglich 13 Tage jüngeren Konkurrenten in Ettelbrück noch den Vortritt lassen müssen, so erwies sich der amtierende Straßenmeister der Elite ohne Kontrakt in dieser Saison als der ausgeglichenere Fahrer. Derweil Raphaël Kockelmann immer noch auf seinen ersten Erfolg wartet, feierte Conter seinen Premierensieg am 9. Oktober beim Cross der UC Dippach in Schouweiler. Zwei Wochen später stand er in Mondorf erneut auf dem obersten Treppchen.
Bei nur einem noch ausstehenden Lauf des Skoda Cross Cup ist sein erstmaliger Gewinn der Cross-Rennserie nur noch Formsache. „Mit dem Gewinn des Cross Cup habe ich mein Hauptziel schon erreicht und habe nichts mehr zu verlieren“, sagt Conter. „Zudem hatte ich zuvor schon den Titel auf der Straße gewonnen. Besser hätte es nicht laufen können. In der bisherigen Saison bin ich konstant gut gefahren und zähle sicherlich zu den Mitfavoriten. Ich gehe ohne Druck an den Start. Der Titel wäre ein zusätzlicher Bonus.“
Läuferqualitäten gefragt
In den Tagen vor den Rennen steht die Erholung im Mittelpunkt: „Beim leichten Training über die Woche geht es nur darum, die Form zu halten“, so der hauptberufliche Lehrer, der sich noch an den letzten Cross in Mamer, Anfang Dezember 2021, erinnern kann. „Damals war die Wiese schon recht tief. Die Strecke war dennoch technisch anspruchsvoll. Mal sehen, wie es am Sonntag aussehen wird“, so der 23-Jährige, der keine Probleme damit hätte, sollte es zu einer richtigen Schlammschacht kommen, wo Läuferqualitäten gefragt sind. „Ich bin in meiner Jugend als Leichtathlet Cross-Rennen gelaufen. Auch jetzt ist das Laufen noch ein fester Bestandteil meines Trainings.“
Steckbrief
Ken Conter
Alter: 23 Jahre (geb. 23.5.1999)
Beruf: Lehrer
Vereine: seit 2021: Snooze-VSD (reg.), 2020: Leopard Pro Cycling (CT), 2019: Chambéry Cyclisme Formation (CT), 2018: Chambéry Cyclisme Formation (CT), bis 2017: LC Tetingen
Erfolge
Cyclocross: 2022: 1. Platz Cross Schouweiler, 1. Platz Cross Mondorf, 2019: 3. Platz LM Elite, 2018: 3. Platz LM U23, 2017: 42. Platz WM (Beles)
Straße: 2022: 1. Platz LM Elite ohne Kontrakt (Gesamt-4.), 2019: 1. Platz LM U23, 2017: 1. Platz LM U19, 17. Platz WM, 2016: 2. Platz LM U19
Dass er konditionell auf der Höhe ist, stellte Ken Conter bei seinen bisherigen zehn Starts unter Beweis. Im letzten Renndrittel hatte er meistens, nicht zuletzt im Vergleich zu R. Kockelmann, den längeren Atem. „Ich bin die ganze Straßensaison gefahren und bin mit einer guten Form in den Herbst gegangen. Durch meine Ausdauer fühle ich mich gegen Ende der Rennen am besten. Demnach kommt mir die Wettbewerbsdauer von einer Stunde definitiv entgegen. Auf dem Parcours kann man sich zu keinem Moment ausruhen. Es wird ein brutal hartes Rennen, wo der Stärkere gewinnen wird. Bei den Quers, an denen auch die professionellen Espoirs teilgenommen haben, sind diese vom Start weg ein hohes Tempo gefahren. Derjenige, der nicht eingebrochen ist, hat sich am Ende durchgesetzt. Das wird auch am Sonntag der Fall sein“, prognostiziert der Meisterschaftsfavorit, der von Romain Gastauer trainiert wird, den Rennverlauf.
Über den Winter steht ihm sein ehemaliger Teamkollege Vincent Dias dos Santos zudem beratend zur Seite. Der Landesmeister von 2019 wird die Strecke, auf der er 2017 und 2018 nicht zu schlagen war, am Samstag mit ihm besichtigen und ihm die vielleicht entscheidenden technischen Tipps mit auf den Weg geben.
Kockelmann optimistisch
Raphaël Kockelmann, der bislang bei den Meisterschaften, sei es im Zeitfahren oder im Cross, auf Platz zwei abonniert war, will es diesmal wissen. „Ich freue mich auf die Meisterschaft, an der Seite von Mathieu (startet bei den Espoirs), auch wenn die Strecke mir eigentlich nicht liegt. Wenn es allerdings bis Sonntag so weiterregnet, wird es durch die vielen Laufpassagen ein ganz anderes Rennen geben. Da ich die ganze Woche in der Schweiz arbeite, habe ich keine Zeit, mir Gedanken darüber zu machen. Das kommt mir persönlich zugute, da ich ansonsten öfters hingefahren wäre“, sagt Raphaël Kockelmann.
Auf Unterstützung seines Bruders wird er sich am Sonntag wohl nicht verlassen können. Mathieu Kockelmann gilt als Favorit bei den Espoirs. In den drei letzten Rennen des Cross Cup stand der Junioren-Europameister im Zeitfahren seinem fünf Jahre älteren Bruder bei der Punktejagd zur Seite. Am Sonntag wird Mathieu Kockelmann, der bereits als Débutant und Junior Landesmeister wurde, allerdings seine eigenen Karten ausspielen, um seine Siegesserie in der Altersklasse der U23 fortzusetzen.
„Meine Form konnte ich im Laufe der Saison verbessern. Ich hoffe, wie in Hesperingen, von Rückenschmerzen verschont zu bleiben. Kräftetechnisch bin ich Ken (Conter) ebenbürtig. Ich glaube, dass die Entscheidung am Sonntag erst in der letzten Runde fallen wird“, gibt sich der ältere der Kockelmann-Brüder vorsichtig optimistisch.
Dass Conter und Raphaël Kockelmann nicht mehr die besten Freunde werden, ist spätestens seit dem vierten Lauf des Cross Cups in Mondorf klar, wo Letzterer, nach einem hart geführten Duell, das Nachsehen hatte. Bei der Generalprobe in Hesperingen wurde die Rivalität mit robusten Mitteln ausgetragen. Es bleibt zu hoffen, dass sämtliche Akteure sich am Sonntag auf das rein Sportliche konzentrieren werden.
Steckbrief
Raphaël Kockelmann
Alter: 23 Jahre (geb. 10.5.1999)
Beruf: Mechaniker (beim Tudor Pro Cycling Team)
Vereine: seit 2022: CC Chevigny (reg.), 2021: Lviv Continental Cycling Team (CT), 2020: Team Vorarlberg Santic (CT), 2019: Team Differdingen-GeBa (CT), 2018: Team Differdingen-Losch (CT), bis 2017: CCI Differdingen (reg.)
Erfolge
Cyclocross: 2022: 2. Platz Landesmeisterschaft Elite, 2020: 2. Platz LM U23
Straße: 2021: 3. Platz LM Zeitfahren U23, 25. Platz EM Zeitfahren U23, 2020: 2. Platz LM Zeitfahren U23, 2019: 2. Platz LM Zeitfahren U23, 2017: 2. Platz LM Zeitfahren U19, 2016: 2. Platz LM Zeitfahren U19
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