Kandidatur 2022: Volljährig sozusagen, aber kein bisschen amtsmüde: Seit 2004 präsidiert Paul Philipp den Fußballverband und lässt erst gar nicht an seiner Motivation zweifeln, sich dieser Aufgabe noch für weitere vier Jahre anzunehmen. „Hätte ich so etwas gemerkt, würde ich mir das nicht noch einmal antun. Ich klopfe mir ungern auf die Schulter, habe aber Verschiedenes aufzuweisen. Ich tue dies ehrenamtlich und freue mich noch jeden Morgen aufs Neue, wenn ich nach Monnerich fahre.“ Das neue Stadion, die Entwicklung des Damenfußballs, die Aufstockung auf einen 50-köpfigen FLF-Trainerstab, TV-Rechte, kurzfristige Entscheidungen in Covid-Zeiten: Der Fußballverband hat sich in vielen Bereichen verändert und modernisiert. „Klar sticht das Stadion heraus, aber daran arbeiteten wir seit 2007.“ So ging sein Blick dann auch in Richtung Zukunft – wo mit den Vereinen über eine Neuaufteilung des Meisterschaftsbetriebs diskutiert werden muss. „Das wird weder heute noch morgen passieren, aber wir müssen kommunizieren und uns zusammensetzen.“
Es fehlt mir an Visionen. Leider geht die Meinung des Vorstands ab und zu unter, weil die Meinung des Präsidenten die Richtung vordefiniert.
Genauso lange wie Philipp ist Claude Kremer Mitglied des FLF-Verwaltungsrats. 2004 wurde er im zarten Alter von 27 Jahren in dieses Gremium gewählt. Zunächst war der ehemalige Schiedsrichter in der Fußballplatzkommission („Ich habe in dieser Zeit 98 Prozent der Plätze gesehen“) aktiv, danach baute er die Frauenkommission mit auf und leitete die Jugendkommission. 18 Jahre nach seinen Anfängen bei der FLF tritt er gegen seinen ehemaligen Mitstreiter an. Wird Kremer am Samstag nicht zum Präsidenten gekürt, endet seine Amtszeit bei der FLF, denn dann scheidet er auch aus dem Verwaltungsrat aus. „Verschiedene neue Projekte werden einfach blockiert. Andere Sachen werden einfach viel zu langsam umgesetzt. Es fehlt mir an Visionen. Leider geht die Meinung des Vorstands ab und zu unter, weil die Meinung des Präsidenten die Richtung vordefiniert. Ich werde den Fußball nicht neu erfinden, will aber frischen Wind reinbringen“, erklärt Kremer seine Beweggründe.
So verläuft die Wahl
Bis es überhaupt zum spannendsten Tagespunkt des Kongresses kommt, werden sowohl der Strassener Bürgermeister Nico Pundel, FLF-Präsident Paul Philipp, COSL-Präsident André Hoffmann und Sportminister Georges Engel am Rednerpult erscheinen. Die Präsidentenwahl ist der siebte Punkt auf der Tagesordnung. Das Ergebnis wird vom Präsidenten des Wahlbüros, Me Jean Tonnar, bekanntgegeben. Damit ist die Arbeit des Plenums aber nicht beendet. Unter Punkt 10 stehen Wahlen des Verwaltungsrats an. Fünf Mandate von vier Jahren sind zu vergeben, zehn Kandidaten – darunter drei Frauen – stehen auf der Liste. Es handelt sich hier um Barbara Agostino (Mamer), Carol Braganca-Kayser (Sanem), Guy Lamesch (Merl/B.), Henri Mausen (Préizerdaul/R.), Tun Mestre (UT Petingen), Carine Nardecchia (Luna Oberkorn), Marco Rischard (Harlingen/T.), Nicolas Schockmel (Brouch), Christian Weis (Biwer) und Jacques Wolter (Hostert). Gegen Ende der Versammlung wird noch über Statutenänderungen abgestimmt.
Der Vorstand: Neue Ideen, neue Impulse oder der sogenannte frische Wind: Zehn Kandidaten haben ihre Kandidatur für einen Posten des „Conseil d’administration“ eingereicht. Zwei Mitglieder des aktuellen Vorstands sind wie Philipp 2004 erstmals vom Plenum gewählt worden. „Ein Verband von dieser Größe – mit 20 Angestellten oder 52 Trainern – kann nur von einer Mannschaft mit diversen Kompetenzen geleitet werden. Alles andere ist unverantwortlich“, sagt Philipp. „Frischer Wind ist nicht entscheidend, sondern Kenntnisse und Disponibilität.“
Kremer muss sich mit der Frage beschäftigen, ob einige Vorstandsmitglieder nach seinem Wahlsieg ihren Rücktritt einreichen werden. Etzella-Präsident Tun di Bari hat bereits bei unseren Kollegen von Le Quotidien angekündigt, dass er nicht zum Team Kremer gehören wird. „Das Risiko besteht, dass einige Leute wegfallen. Ich wäre froh, wenn diese Personen ihre Entscheidung sofort bekannt geben, damit die Vereine wissen, in welche Richtung wir steuern. Wenn eine Person zurücktritt, dann ist das ja ein deutliches Zeichen dafür, dass sie nur einen Präsidenten unterstützen, dabei wurden sie in den Verwaltungsrat gewählt, um für die Vereine da zu sein“, sagt Kremer.
Ich hoffe nicht, dass Image, graue Haare oder der Schnauzer jemals reichen werden
Das Image: 15 Jahre lang war Paul Philipp Nationalspieler, 17 Jahre stand er später als Trainer an der Seitenlinie. Seit 2004 kennt er die FLF – wie wohl kein anderer – aus der anderen Perspektive. „Ich hoffe nicht, dass Image, graue Haare oder der Schnauzer jemals reichen werden“, spielt der 71-Jährige auf seine Popularität an. „Man muss mit der Zeit mitgehen. Gleichzeitig profitiere ich von meinem Background. Vor 18 Jahren hat man mich jedenfalls nicht wegen des Images gewählt. Ich habe mein ganzes Leben dem Fußball gewidmet und bin stolz auf jede dieser Etappen.“
Claude Kremer ist sich der Image-Stärke seines Konkurrenten bewusst, sieht aber auch Schwächen: „Er hört nicht immer zu, wenn er zuhören muss. Der Kontakt, den wir zu Anfang unserer Amtsperiode zu den Vereinen hatten, besteht nicht mehr in dieser Form. Der Austausch mit der Basis muss wieder gefördert werden“, sagt der 45-Jährige.
Frischer Wind ist nicht entscheidend, sondern Kenntnisse und Disponibilität
Marketing: Es handelt sich um ein Thema der Zeit. So ist es also nicht verwunderlich, dass es auf beiden Wahlprogrammen weit oben steht. Seit September ist ein Student der Lunex-Universität täglich in Monnerich zu Gast und versucht, sich einen Überblick über die Marketing-Anstrengungen der FLF zu verschaffen. Die beste Eigenwerbung seien aber weiterhin die Ergebnisse der U17, U19 und der A-Nationalmannschaft, so Philipp. Doch warum steht dieses Thema so weit oben auf dem Wahlprogramm? „Der Begriff Marketing an sich ist dehnbar wie Kaugummi. Man muss in diverse Kategorien unterteilen. Wir haben beispielsweise in den letzten Jahren versucht, dem Damenfußball eine Vitrine zu geben. Die Teilnahme an der WM-Qualifikation hat bei vielen jungen Mädchen das Interesse geweckt – und die Basis breiter gemacht.“ Dass die Präsenz in den sozialen Medien und die Handhabung der neuen Webseite ausbaufähig sind – das weiß auch der Chef des Verbands.
Wie wichtig ist das Thema Marketing und Kommunikation im Vergleich mit der generellen Entwicklung des luxemburgischen Fußballs, mit dieser Frage hat das Tageblatt Claude Kremer konfrontiert. „Ich will nicht behaupten, dass ein Thema wichtiger als das andere ist. Den Vereinen fehlt es aber einfach am Dialog. Mit ihnen, mit den Partnern, mit der Presse. Das Produkt, das wir haben, wird zudem nicht mit der nötigen Wertschätzung behandelt und unter Wert vermarktet. Differdingen ist in der Futsal-Champions-League eine Runde weiter gekommen und auf der verbandseigenen Facebook-Seite wird viel zu spät lediglich der Post des Vereins geteilt.“ Kremers Meinung nach müssten mehrere neue Mitarbeiter eingestellt werden. Nicht nur im Marketing- und Kommunikationsbereich. „Die Administration der FLF ist überfordert. Man spürt eine gewisse Unzufriedenheit und das bekommen die Vereine mit.“ Das neue Personal im Marketing-Bereich soll seiner Ansicht nach die Sportart besser umrahmen. „Wir bringen keine Videos, es gibt keine Fotos, unser Fußball wird einfach nicht von der besten Seite gezeigt. Online haben wir einfach keine Seele und kein Gespür für die Situation.“
Die Administration der FLF ist überfordert. Man spürt eine gewisse Unzufriedenheit und das bekommen die Vereine mit
Geldverteilung: „Wir sind kein Sparverein.“ Klare Worte des amtierenden FLF-Präsidenten, der auf ein äußerst erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken kann. Zu den 500.000 Euro, die im Budget festgehalten worden waren, kamen weitere 700.000 hinzu, die anhand eines Schlüsselsystems (Anzahl der Jugendmannschaften, Schiedsrichter usw.) an die Vereine überwiesen werden. Zudem hat der Verband die Jugendarbeit der Klubs mit 100.000 Euro belohnt und diese Summe in Bälle investiert. „In den letzten fünf, sechs Jahren haben wir fast 10 Millionen Euro verteilt“, sagt Philipp. „Man kann sich zwar fragen, ob 1,2 Millionen in diesem Jahr nicht ausreichend sind – aber ich erinnere mich an Jahre, da war unsere Bilanz negativ. Da gab es gar nichts.“
Kremer hat von der Uefa die Information erhalten, dass das zur Verfügung gestellte Budget im kommenden Jahr deutlich erhöht wird und will mit diesem Geld das FLF-Personal aufstocken und die Vereine finanziell unterstützen. Außerdem will er den Streaming-Vertrag mit RTL (läuft bis 2023) neu verhandeln und Fernsehgelder für die Vereine zur Sprache bringen. Der 45-Jährige, der in der Steuer- und Buchhaltungsbranche zuhause ist, will das FLF-Budget neu strukturieren. „Im Futsal, bei den Frauen und bei der Jugend muss gezielt investiert werden, weil es Bereiche mit sehr viel Entwicklungspotenzial sind.“
Die Wahlprogramme: Die Liste der Baustellen und Ziele geht wohl an vielen Stellen in die gleiche Richtung. Auf den ersten und zweiten Blick unterscheiden sich beide Wahlprogramme nur sehr wenig. Fußballschule, Frauen, Futsal, Schiedsrichter usw … alles ist dabei. Unterstellt oder vorgeworfen hat Präsident Paul Philipp seinem Gegenkandidaten nichts. Eine Tatsache lässt sich laut seiner Aussage aber nicht abstreiten: „Als wir unser Programm aufgestellt haben, war er (Claude Kremer), als Mitglied des ‚Conseil d’administration’, anwesend.“
„Die Ziele sind zu zögerlich formuliert. Es überrascht mich, dass Herr Philipp den Damenfußball für sich entdeckt hat in seinem Wahlprogramm. Das ist aber ein gutes Zeichen. Insgesamt reagiert er sehr gut auf mein Wahlprogramm und das ist ein positives Signal, denn wir wollen ja beide den luxemburgischen Fußball nach vorne bringen“, sagt Kremer.
Die Sorgen der Vereine: 112 Klubs mit eigenen Anliegen, Interessen und Sorgen – doch das größte „Problem“ der FLF sei im Moment der anhaltende Erfolg. „Wir wachsen noch immer, zum Glück. Doch jedes Mal, wenn ein Verein eine weitere Mannschaft anmeldet, braucht es wiederum neue Personen, die das Team betreuen. Dafür gibt es allerdings keine Patentlösung. Es freut mich, wenn ich sehe, dass die Vereine aus der 1., 2. oder 3. Division über 150 Lizenzen haben. Jedes Kind soll die Möglichkeit haben, mit den Freunden im gleichen Fußballklub zu spielen.“ Einen Lösungsvorschlag konnte Philipp bereits präsentieren. „Wir haben den Dialog mit der öffentlichen Hand, dem Sportministerium, begonnen und nach punktuellen Hilfen gesucht. Eine Möglichkeit wäre eine Art „congé sportif“, vielleicht stundenweise. Aber dies ist ein Gesellschaftsproblem des Sports, das nicht nur uns betrifft.“
Kremer schlägt vor, dass jeder Freiwillige eine Steuerermäßigung bekommt – ein Modell, das es bereits in Frankreich gibt. Er will sich außerdem für die Digitalisierung bei der FLF einsetzen, damit die Vereinsverantwortlichen ihre Aufgaben erleichtert bekommen. Der ehemalige Präsident der Jeunesse Junglinster will auch Online-Fortbildungen für die Vereinsfreiwilligen anbieten, um die administrativen Prozeduren zu erklären.
Zu den Personen
Paul Philipp
Alter: 71 Jahre alt
Heimatverein: Avenir Beggen
Fußball-Vita: Ehemaliger Profispieler, Nationalspieler und Nationaltrainer, Verbandspräsident seit 2004
Claude Kremer
Alter: 45 Jahre alt
Heimatverein: Jeunesse Junglinster
Fußball-Vita: Ehemaliger Schiedsrichter, ehemaliger Präsident der Jeunesse Junglinster, FLF-Verwaltungsratsmitglied seit 2004
Die Internetpräsenz: Zwei junge Mitarbeiter wurden im September eingestellt. Ihr Hauptaufgabenfeld betrifft die Organisation des nationalen Spielbetriebs – aber auch die Präsenz in den sozialen Medien. „Ein Ergebnis einer Jugendmannschaft in Nordmazedonien sollte dann auch abends noch online gehen. Das ist verbesserungswürdig, muss dann aber auch mit den Arbeitszeiten übereinstimmen – obschon einige unserer Mitarbeiter rund um die Uhr im Einsatz sind“, so der Präsident.
„Die neue Internetseite ist wie ein neuer Anstrich eines bestehenden Gebäudes. Die Seite ging kurz vor einem Spieltag online und hat dazu geführt, dass das Extranet zusammengebrochen ist. Auch in dieser Angelegenheit wurden die Vereine nicht informiert“, meint der Herausforderer.
Das Regelwerk: Am Samstagmorgen wird über drei Änderungen bei den „transferts temporaires“ abgestimmt. „Unsere Statuten müssen lebendig bleiben“, sagt Philipp. „Andererseits können wir aber auch nicht jeden Montag über eine neue Regel diskutieren …“
Kremer will die Statuten von A bis Z überarbeiten. Ein Punkt liegt ihm aber besonders am Herzen: „Bei der Jugend gibt es unheimlich viele Transfers, das müssen wir in die richtige Richtung lenken. Im Erwachsenenbereich sind die Transferregeln nicht mehr unserer Zeit angepasst. Bestehende Verträge können nicht einfach übergangen werden.“ Auch das Auswechselkontingent und das Profispielerstatut will Kremer in Angriff nehmen.
Es hat meinen Charakter geformt. Ich war ein sehr schüchterner Junge und wurde durch diese Aufgabe selbstbewusster.
Der Schiedsrichtermangel: Das Problem ist weder neu, noch eine nationale Erkenntnis – und wurde sogar in Frankfurt bei der Auslosung der EM-Qualifikationsgruppen vor einer Woche zum Thema unter den Nationen gemacht. „Die Patentlösung würde reich machen“, meint der FLF-Präsident. Der Verband hat zwei Versuche gestartet, um neue Unparteiische anzulocken und den Job attraktiver zu machen: Eine Erhöhung der finanziellen Entschädigung sowie eine Sensibilisierungskampagne. Das Problem sei es auch nicht unbedingt, neue Anwärter zu finden, sondern vielmehr die Kandidaten langfristig bei Laune zu halten: „Es ist eine Frage des Respekts und des Fairplay der Leute, die rund um den Platz stehen. Wird der angehende Referee gleich in den ersten Monaten gestresst, um es so zu nennen, verlieren wir ihn.“ Eine andere Option sei es laut Philipp, den Karriereweg zu verkürzen – damit es „nicht zehn Jahre“ braucht, um oben anzukommen.
Als ehemaliger Unparteiischer liegt Claude Kremer das Schiedsrichterwesen am Herzen. Er erinnert sich gerne an seine Zeit an der Pfeife. „Es hat meinen Charakter geformt. Ich war ein sehr schüchterner Junge und wurde durch diese Aufgabe selbstbewusster.“ Eine Patentlösung hat der Mann aus Junglinster jedoch auch nicht. „Durch die Erhöhung der Aufwandsentschädigung ziehen wir keine neuen Schiedsrichter an. Das ist nur ein Danke an die Leute, die wir bereits haben. Der Betrag muss noch einmal erhöht werden und die FLF muss dies mitfinanzieren“, sagt der 45-Jährige, der die Wichtigkeit von E-Formationen hervorhebt, um Zeit zu sparen. „Ich kenne Leute, denen der Zeitaufwand zu groß ist, bevor sie pfeifen dürfen.“ Kremer will auch die Vereine belohnen, die Schiedsrichter bringen und nicht nur bestrafen, wenn nicht genügend Unparteiische gestellt werden.
Warum meldet sich ein Kind bei einem Verein an? Um den Ball zu berühren und Tore zu schießen. Wir haben nichts erfunden, sondern uns bei den Nachbarländern inspiriert.
Die Jugendarbeit: Trainerausbildung, neuer Modus, mehr Ballkontakte – die Philosophie des Kinderfußballs wurde kürzlich rundum erneuert. „Warum meldet sich ein Kind bei einem Verein an? Um den Ball zu berühren und Tore zu schießen. Wir haben nichts erfunden, sondern uns bei den Nachbarländern inspiriert.“ Trainiert werden soll der Nachwuchs von geschultem Personal, wie es sich das Ministerium nicht nur wünscht, sondern durch das „Subside qualité+“ auch konkret finanziell unterstützt. Philipp sprach von Hunderten Jugendbetreuern, die in den vergangenen Monaten die nötige Fachhilfe bei den Schulungen der FLF erhalten haben.
„In der Fußballschule wird gut gearbeitet. Die Trainer und Betreuer sind auf einem guten Niveau. Aber auch die Qualität in den Vereinen stimmt, sonst wäre diese Ausbildung gar nicht möglich“, sagt Kremer über die Ausbildung in Monnerich.
Damenfußball: Neun Punkte bei der ersten Teilnahme an der WM-Qualifikation, die Entstehung einer „Jeunes filles“-Meisterschaft sowie der U15- und U17-Nationalauswahlen: „Es ist viel passiert“, fasst Philipp zusammen. Der nächste Schritt sei es nun, die Basis zu vergrößern, damit junge Mädchen bereits im „goldenen Lernalter“ besser ausgebildet werden können. „Das bedeutet im Umkehrschluss wiederum mehr Arbeit für die Vereine. Da sind wir als Verband gefordert, um Lösungen zu bieten. Es ist ein Ganzes, es ist eine permanente Bewegung zu spüren.“
Kremer will die Jugend-Nationalmannschaften der Frauen in die Fußballschule einbinden. Das war bisher nicht der Fall, da es einen Mangel an Trainingsplätzen in Monnerich gibt. „Ich verstehe nicht, warum die Ausbaupläne noch immer in der Schublade liegen. Die FLF hat Grundstücke gekauft und eigentlich hätten die Bauarbeiten beginnen können. Die Genehmigungen liegen vor. Eine Alternative wäre ein zweiter Standort. Eine Südgemeinde hat ihr Interesse bereits angekündigt.“
Es wird interessant am Samstag
Futsal: Der Futsal steckt noch immer in den Kinderschuhen – und trägt daran selbst eine Teilschuld. „Wir mussten erst einmal Ruhe reinbekommen“, formuliert es Philipp. Als Konkurrenz für den Fußball sieht er die Hallenkicker nicht, sondern als „klaren Bestandteil des Verbands“. Die größte Herausforderung sei es, eine leere Halle zu finden. „Wir unterstützen die Klubs bei dieser Suche.“
Kremer sagt, dass diese Branche auf Eigeninitiative gewachsen ist und nicht wegen der FLF. „Futsal ist ein Teil unseres Verbandes, aber es wird nicht darüber geredet. Wir müssen einen Strategieplan entwickeln und herausfinden, in welche Richtung es gehen soll. Wird in Zukunft vor allem mit Profis aus dem Ausland gespielt oder wollen wir den Nachwuchs fördern, auch Damen zum Futsal bringen und eine Nationalmannschaft gründen“, sagt Kremer, der sich der Hallenproblematik auch bewusst ist.
Insgesamt stehen wir gut da, weiterzukommen wird schwierig. Aber diese Herausforderung ist umso interessanter.
In vier Jahren: „Wo soll die FLF nach dem Ende der nächsten Amtsperiode stehen?“, wurden beide Kandidaten gefragt. Laut Philipp werden die Entwicklungsschritte immer kleiner und schwerer. „Der Standort Monnerich platzt aus allen Nähten.“ Der Bau eines weiteren Umkleidekomplexes, finanziert durch UEFA-Subsidien, beginnt nach dem Winter und soll der hohen Nachfrage für die Ausbildung der Jugendspielerinnen entgegenkommen. Noch nicht in trockenen Tüchern ist die Autorisierung für den Ausbau eines zusätzlichen Rasens. „Gleichzeitig müssen wir die Gesundheit der Finanzen gewährleisten. Die Einnahmen der TV-Rechte der Nationalelf machen einen enormen Teil des Budgets aus.“ Sportlich gesehen läuft es für einige Jahrgänge hervorragend. Die U17 schaffte Historisches und qualifizierte sich für die Endrunde der Europameisterschaft. Die gleiche Generation hat ein Jahr später bereits das Ticket für die Eliterunde bei der U19 gelöst. „Durch die Resultate unserer Nationalmannschaft sind wir definitiv auf der europäischen Fußball-Landkarte angekommen. Insgesamt stehen wir gut da, weiterzukommen wird schwierig. Aber diese Herausforderung ist umso interessanter.“
Kremer schreibt sich vor allem Fortschritt auf die Fahnen: „Das Schiedsrichterwesen soll neu aufgestellt werden, die Digitalisierung umgesetzt werden, der Marketing-Bereich soll ausgebaut werden, die Statuten reformiert werden und die Kommunikation muss wieder besser werden.“
Die Chancen: „Keine Ahnung.“ Es ist eine absolute Ausnahme, wenn der FLF-Präsident Paul Philipp einer Fußballfrage ausweicht – oder wie in diesem Fall nicht einschätzen kann, für wen sich die Vereinsvertreter am Samstagmorgen in Strassen entscheiden werden. „Ich habe nie internationale Mandate angenommen, abgesehen von den Pflichtaufgaben, für die ich rund drei Tage im Jahr im Einsatz bin. Ich stehe dem Verband seit Jahren komplett zur Verfügung. Natürlich hätte ich einige Dinge besser machen können.“ Er fügt hinzu: „Am 17. Oktober findet die erste Vorstandssitzung statt. Das Allerwichtigste ist, dass dann ein Präsident am Tisch sitzt, der diesen Verband als geschlossene Einheit führen kann. Deshalb haben wir unser Wahlprogramm auch als Mannschaft präsentiert.“
Claude Kremer weiß, dass er mit Philipp einem mächtigen Konkurrenten gegenübersitzt. „Zunächst ging es mir mit meiner Kandidatur darum, die Fußballwelt wach zu rütteln und den Staub loszuwerden. Damals habe ich mir nicht angemaßt, zu behaupten, ich wüsste, wie viele Stimmen ich bekommen werde. Heute und nach Gesprächen mit den Vereinen, sage ich: Es wird interessant am Samstag.“
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