Appelle zur Rettung vor globalen Gefahren gibt es viele, aber selten so hochkarätige: Nach zweitägigen Beratungen haben 20 Nobelpreisträger und noch einmal so viele führende Umwelt-Wissenschaftler in einem «Stockholm-Memorandum» von Entscheidungsträgern verlangt, «schleunigst und weitgehend» zur Bewahrung des Planeten zu handeln.
Die Spitzenwissenschaftler warnten am Mittwoch vor nicht mehr umkehrbaren Konsequenzen, falls es kein schnelles Eingreifen gegen den Klimawandel sowie andere Umweltgefahren und die weltweite Armut gebe: «Wir sind die erste Generation, die die globalen Gefahren für die Menschheit erkennt.»
Forderungen an UN überreicht
In der Schwedischen Akademie der Wissenschaften, wo jedes Jahr im Oktober über die Nobelpreise für Physik, Chemie und Ökonomie entschieden wird, überreichten sie ihre Forderungen an die von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon eingesetzte hochrangigen Expertengruppe zur globalen Nachhaltigkeit mit Ministern und Staatspräsidenten als Mitgliedern.
In ihren Empfehlungen setzen sich die Wissenschaftler unter anderem für nachhaltige Maßnahmen zur Armutsbekämpfung und die Durchsetzung des Ziels von weniger als zwei Grad Celsius Klimaerwärmung ein. Dafür müssten die Kohlendioxidemissionen von 2015 an sinken. Nötig sei auch eine «Agrarrevolution, durch die mehr Nahrungsmittel auf nachhaltige Weise produziert werden», hieß es weiter.
Dialog ist wichtig
Als deutscher Mitinitiator des Treffens sagte Hans Joachim Schellnhuber (deutscher Physiker und Klimaforscher, Direktor des Potsdam-Institutes für Klimafolgenforschung): «Der Dialog zwischen Wissenschaft und Politik muss in eine neue Phase treten.» Ähnliche Treffen hatte es zuvor 2007 in Potsdam und zwei Jahre später in London gegeben.
An dem von den Initiatoren leicht selbstironisch als «Geniegipfel» bezeichneten Symposium beteiligten sich unter anderem der deutsche Physik-Nobelpreisträger Peter Grünberg, der indische Wirtschaftspreisträger Amartya Sen und die südafrikanische Nobelpreisträgerin für Literatur, Nadine Gordimer.
Der in Mexiko geborene Chemie-Preisträger Mario Molina amtierte in Stockholm als «Richter» bei einem «Verfahren», in dem sich die Menschheit für ihre Behandlung des eigenen Planeten zu verantworten hatte. Das Urteil der wissenschaftlichen Jury: Das Verhalten der Menschen könne «abrupte und unumkehrbare Konsequenzen für die menschliche Gemeinschaft und die Ökosysteme haben.»
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