Noch steht in dicken Lettern Dexia am Gebäude in der route d’Esch. Wie lange, vermag derzeit offiziell niemand zu sagen. Die EU-Kommission als europäische Kartellbehörde muss sich noch äußern.
Und der Vertrag muss noch unterschrieben werden, was wiederum von der Kartellbehörde in Brüssel abhängt. Danach fließen aus Katar und aus der Luxemburger Staatskasse 730 Millionen Euro in die Kasse der Dexia.
Und dann? Der Name steht fest: Er wird BIL sein. Die Farbe und alles andere müssen noch bestimmt werden. Sicher aber ist: Nach der Übernahme wird die Veränderung der Identität schnell gehen. Es wird eine Veränderung zurück sein, in eine Vergangenheit, die so ruhig auch nicht immer war.
Die Bankiersfamilie Oppenheim war in der Mitte des 19. Jahrhunderts einer der großen Finanzierer von Infrastruktur in Europa. Die Oppenheims finanzierten vor allem Eisenbahnen.
Als der holländische Prinz Heinrich den Oppenheims den Auftrag erteilte, eine Bank zu errichten, war in der Region von Eisenbahnen noch nicht viel zu sehen. Die Oppenheims fuhren in einer Kalesche bei Wasserbillig über die Sauer.
Vertrag noch zu unterschreiben
Sie trafen auf Finanzminister Emmanuel Servais und den Regierungschef Charles Mathias Simonis, die eine Bank brauchten, um ihre Eisenbahnvorstellungen zu finanzieren.
Was konnte den Oppenheims Besseres geschehen, da sie doch genau solche Gelegenheiten suchten? 1856 entstand die Banque Internationale au Luxembourg. Sie hat an der Luxemburger Geschichte mitgeschrieben und hat das Land gestaltet. Seit ihrer Gründung bis zur Einführung des Euro hatte sie das Recht, Banknoten auszugeben. Die BIL druckte das Luxemburger Geld. Welche Bank darf das schon: ihr eigenes Geld drucken?
Die BIL hat in diesen 156 Jahren nur einmal um ihre Existenz zu kämpfen gehabt: in den Jahren 1918 und 1919. Die Mark-Bestände galt es damals in Franken umzutauschen, aber es gab ein monatelanges Gezerre um den Kurs. Am Ende rettete ein französisch-belgisches Konsortium die Bank, die danach behutsam unter belgische Fittiche geriet.
Die BIL hat wesentlich zur Entwicklung Luxemburgs beigetragen. Sie hat – wie Simonis und Servais es sich dachten, die Eisenbahn entwickelt. Sie hat die Stahlwelt Luxemburgs entwickelt. Nicht umsonst saß der Vorsitzende des Verwaltungsrates der Arbed, Gaston Barbanson, auch im Verwaltungsrat der BIL. Die BIL steht an der Wiege von RTL, an der Wiege der Börse, an der der Luxair. Die BIL hat luxemburgische Industriegeschichte geschrieben.
Finanzkrise 2008 gut überstanden
Vor der Finanzkrise 2008 hatte sie sich bereits schlank gemacht. Sie überstand sie ohne allzu große Probleme. Nicht aber ihre Mutter, die Dexia. Die Mutter war Ende September 2008 konkursreif. Und sie stand noch einmal, im Oktober 2011 – drei Jahre später –, vor dem Konkurs. Gerettet wurde sie nur unter der Bedingung der Zerschlagung.
Die BIL konnte nur zuschauen. Sie war Opfer und wurde letztlich zu ihrer eigenen Rettung verkauft. Das Adressbuch von Finanzminister Luc Frieden rettete sie. Damit ging es ihr als Braut besser als ihrer Konzernschwester Deniz Bank, die immer noch auf dem Markt liegt.
Man darf sich nun nicht täuschen. Die BIL ist schlank und gut aufgestellt. Aber die Bankenlandschaft hat sich geändert. Katar wird der BIL neue strategische Aufgaben stellen. Und dabei ist zu sehen, dass es mit der KBL noch eine Bank gibt, die im Rahmen der Krise in die Hände des Scheichtums gefallen ist. Es sieht nach einer neuen Zukunft für die BIL aus.
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