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Die BIL stand schon seit 2009 zum Verkauf

Die BIL stand schon seit 2009 zum Verkauf
(Tageblatt/Fabrizio Pizzolante)

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Das Mutterhaus Dexia wollte die BIL schon seit 2009 verkaufen. Dies geht aus dem Prüfungsverfahren des Wettbewerbskommissars Joaquin Almunia über den Verkauf der BIL von Ende Juli hervor.

Die EU-Kommission hat bekanntlich den Deal zwischen Dexia und Precision Capital einem ausführlichen Prüfungsverfahren unterzogen. Drei Aspekte standen dabei besonders im Fokus der Kommission: 1) ob versteckte staatliche Hilfen fließen würden, 2) ob der Deal unter marktgerechten Bedingungen durchgeführt wird und 3) ob der Preis marktgerecht sei.

Die Kommission verwarf trotz anfänglichem Verdacht nach einer näheren Prüfung des Deals alle Bedenken und gab der Transaktion am 25. Juli bekanntlich grünes Licht.

Seit 2009 zum Verkauf

Ein etwas ausführlicherer Bericht – der dennoch einige Details aus Gründen der Vertraulichkeit verschweigt – wurde erst kürzlich öffentlich gemacht. Aus diesem Bericht geht hervor, die EU-Kommission habe Kenntnis davon, dass die BIL schon seit 2009 zum Verkauf stand. Die Kommission schreibt unter Punkt 20 des Berichts: „(…) ladite vente avait déjà été projetée depuis 2009 selon les informations reçues par la Commission et que Dexia BIL sera séparée juridiquement et économiquement de Dexia“ und unter Punkt 42: „Selon les autorités luxembourgeoises, la cession de Dexia BIL était apparemment envisagée depuis longtemps par Dexia qui a contacté à cet effet une série d’opérateurs entre 2009 et 2011.“

Die Kommission verschweigt, welche potenzielle Käufer gefragt wurden, meint aber weiter: „Les discussions menées ont été plus ou moins avancées, mais aucun de ces opérateurs n’a soumis un projet d‘acquisition concret pour Dexia BIL.“

BIL-Wert

Am Samstag waren in der belgischen Wirtschaftszeitung L’Echo wieder Spekulationen aufgekommen, dass es mehrere Angebote statt nur das von Precision Capital gegeben habe und dass die BIL weit unter Wert verkauft wurde.

Was den Wert der BIL angeht hält der Bericht der Kommission fest, dass der Verkaufspreis der BIL in Höhe von 730 Millionen Euro marktgerecht sei. Zwar wurde der Verkaufspreis im Laufe der Verhandlungen nach zweimaliger Schätzung, durch eine dritte Instanz, an die Marktpreise angepasst, also gesenkt, aber „Le prix de la transaction de 730 millions EUR est compris dans la fourchette des évaluations d’équité. Il n’y a donc pas d’indication que le prix payé se situerait en-dessous ou au-dessus du prix du marché.“ (Punkt 94.)

L’Echo-Artikel

Der Artikel in L’Echo geht mit keinem einzigen Wort auf den Bericht der EU-Kommission ein. Natürlich könnte man darüber spekulieren, ob der Verkauf der BIL 2009 eventuell mehr gebracht hätte.

Auch auf den Vorwurf aus L’Echo, der Verkaufspreis der BIL sei deshalb so niedrig, weil Precision Capital der einzige Bieter sei und andere gar nicht berücksichtigt wurden, findet man Antworten im Bericht der Kommission – allerdings nur vonseiten der Luxemburger Behörden: „Le Luxembourg observe aussi que la cession de Dexia BIL était envisagée depuis longtemps par Dexia SA qui a contacté à cet effet une série d’opérateurs entre 2009 et 2011, notamment […]. Les discussions menées ont été plus ou moins avancées, mais aucun de ces opérateurs n’a manifesté d’intérêt pour Dexia BIL. Si les autorités luxembourgeoises reconnaissent que le processus n’a pas constitué un appel d’offres formel, elles observent qu’il est peu probable qu’un appel d’offres formel aurait abouti à un résultat différent. Un tel appel d’offres n’a pas pu être organisé dans un délai raccourci dicté par l’érosion accélérée de dépôts de Dexia BIL fin septembre 2011. (…) Entre cette date et l’ouverture de négociations exclusives, aucune autre manifestation d’intérêts ou offre sérieuse n’a été reçue, malgré […] manifestations d’autres investisseurs potentiels.“ (Punkt 69.)

Der L’Echo-Artikel gibt leider nicht an, zu welchem Zeitpunkt der von ihr als potenzieller Käufer titulierte David Rowland, Besitzer Blackfish Capital und der Banque Havilland in Luxemburg, an der BIL Interesse angemeldet hatte. Es ist also unklar, ob sich Rowland zum Zeitpunkt des Verkaufs der BIL Ende September 2011 oder bereits vorher gemeldet hat.

Luc Frieden über BIL-Käufer

Finanzminister Luc Frieden bestätigte dem Tageblatt gegenüber: „Eine ganze Reihe an Namen von potenziellen Käufern waren im Umlauf. Ende September 2011, als die Dexia in einer sehr schweren Situation war, hat sich jedoch niemand anderes finden lassen. Die Dexia bestätigte uns gegenüber, es habe sich in den Dimensionen, um die es ging, keiner zu Wort gemeldet. Hätte die Dexia in diesem Zeitraum jemanden gefunden, der ein besseres Angebot gemacht hätte, hätte sie diesen berücksichtigen müssen.“ Auf den Vorwurf, der Kaufpreis von 730 Millionen sei zu niedrig, meinte Luc Frieden: „Ich erinnere noch mal daran: Nicht wir haben verkauft, sondern die Dexia. Wir haben den Kaufpreis nicht ausgehandelt.“