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CDCL: „We make it happen“

CDCL: „We make it happen“

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Auch ohne es zu wissen – jedermann, der in Luxemburg lebt, ist bereits an Gebäuden vorbeigekommen, die von CDCL gebaut wurden. Der Familienbetrieb mit Sitz in Leudelingen ist seit Jahrzehnten im Land aktiv.

Die Ursprünge der Firma gehen auf den Urgroßvater des heutigen Geschäftsführers Jean-Marc Kieffer zurück. „Er hatte damals einen kleinen Baubetrieb aufgebaut“, so Kieffer. Richtig los mit dem Geschäft ging es dann jedoch mit seinem Großvater Camille Diederich-Colas. Unter seiner Führung fusionierten 1979 drei Betriebe und die CDC („Compagnie de construction“) wurde gegründet. Im Rahmen eines Re-Brandings wurde der Name 2012 in CDCL („Compagnie de construction luxembourgeoise“) umgewandelt. Es handelt sich somit um einen Familienbetrieb in vierter Generation.

Heute zählt die CDCL zu den größten Baubetrieben des Landes. Mit ihren 610 Mitarbeitern erwirtschaftete die Firma im Jahr 2015 einen Umsatz von 146 Millionen Euro. Aktiv ist das Unternehmen dabei nur in Luxemburg. Der Versuch, auch in Frankreich Fuß zu fassen, wurde nach kurzer Zeit wieder abgeblasen.

Im Laufe der Jahre hat sich das Unternehmen jedoch auch in Luxemburg verändert. „Früher waren wir nur im Rohbau (Beton und Eisenbiegerei) tätig“, so Kieffer. „Heute jedoch liefern wir schlüsselfertige Gebäude als Generalunternehmen.“ Dabei konzentriere sich die CDCL auf ihre Kernkompetenz, den Rohbau, und arbeitet für die restlichen Tätigkeiten mit anderen Betrieben als Zulieferer zusammen, welche von Projektmanagern der CDCL koordiniert und geführt werden. Die Gesellschaft hat mittlerweile eine Reihe Projekt-Manager eingestellt, um die Arbeitsteilung zu organisieren.

Zu den in der rezenten Vergangenheit abgeschlossenen Bauprojekten zählen das Gebäude der Banque de Luxembourg auf dem Boulevard Royal, der Cargolux-Wartungshangar bei Sandweiler, die Fußgängerbrücke „Passerelle“ in Esch oder der Aufzug Pfaffenthal-Oberstadt in Luxemburg-Stadt. „Früher haben wir auch Stahlwerke für die Arbed gebaut“, so Kieffer weiter. „Wir kümmern uns zudem um den Unterhalt der Werke. Für diesen Bereich haben wir eine eigene Abteilung.“

Aktuell arbeitet die CDCL (zumeist mit Partnern) unter anderem am Projekt „Royal Hamilius“, an der neuen Produktionsstätte von Heintz van Landewyck in der Gewerbe zone „Fridhaff“, am neuen Gebäude der Sebes in Eschdorf, dem Fußball- und Rugbystadion auf Cloche d’Or sowie am „Lycée technique“ in Ettelbrück und am „Lycée international“ in Differdingen.

Hinzu kommen Brücken, Straßen, Geschäftszentren und Residenzen. Ein neues Geschäftsfeld ist dabei die Renovierung von älteren Gebäuden, beispielsweise „Op der Rhum“ in Luxemburg-Stadt.

Neue Anforderungen an das Unternehmen

Daten

Name: CDCL („Compagnie de
construction luxembourgeoise“)
Gründung: 1979
Adresse: 21, rue Léon Laval
L-3372 Leudelange
Tel.: 00352 48 59 59 1
Internet: www.cdclux.com

Dass sich das Unternehmen von einem reinen Baubetrieb hin zu einem Schlüsselfertig-Lieferanten umstellen musste, liegt unter anderem an den neuen Anforderungen der Kunden, die sich bei einem Bauprojekt einen einzigen Ansprechpartner wünschen. „Ein Umdenken musste stattfinden“, so Kieffer. „Wir sind nicht mehr nur Produzent. Wir begleiten und beraten den Kunden. Wir nehmen ihn während und nach dem Bau an die Hand.“ Es sei ein wahrer Paradigmenwechsel.

Auch der in der Luxemburger Baubranche zunehmende Wettbewerb spielt bei der Umstellung eine Rolle. Im Rahmen der Finanz- und Schuldenkrise seien eine ganze Reihe großer Baukonzerne aus dem Ausland nach Luxemburg gekommen. „Die sind nun etabliert.“ Doch die ausländischen Konzerne würden kaum neue Jobs in Luxemburg schaffen, „die bringen ihre Arbeiter mit und schaffen demnach keine neuen Arbeitsplätze in Luxemburg“. Die Preise im Sektor hätten sich jedenfalls seitdem nicht mehr erhöht. „In unserer Branche erwirtschaften wir sehr niedrige Margen.“

Verschärfend hinzu käme noch der Preisdruck wegen des „sozialen Dumpings“. „Wir zahlen laut Kollektivvertrag und bezahlen unsere Sozialabgaben. Wir haben somit eine ganz andere Kostenstruktur. Und darunter leiden wir.“ Er erwähnt das Beispiel Belgien: „Hier sind in der Baubranche in den letzten fünf Jahren 20.000 Jobs verschwunden.“ Sie wurden durch Zeitarbeiter und durch entsandte Arbeiter ersetzt. „Und das blüht uns auch in Luxemburg, wenn bei Ausschreibungen nur auf den Preis geschaut wird.“ Es sei nun am Staat zu handeln – andernfalls gäbe es in Zukunft weniger Jobs und weniger Qualität.

Trotzdem gehe es dem Sektor insgesamt gut. „In Luxemburg gibt es einen Bauboom. Vieles davon dank der hohen Investitionen der Regierung. Auch die CFL hat beispielsweise noch viel vor. Und bei der Infrastruktur insgesamt hat Luxemburg noch viel Nachholbedarf.“

Um sich auf die Zukunft vorzubereiten, setzt sich derzeit auch die CDCL mit der Digitalisierung auseinander. „Sie wird die Branche verändern“, so Kieffer. Gearbeitet wird an einer BIM-Plattform („building information modeling“), auf der Bauprojekte in sieben Dimensionen dargestellt werden – und zu der alle Akteure, die am Projekt beteiligt sind, Zugang haben und Veränderungen vornehmen können. BIM geht über ein traditionelles 3D-Modell hinaus und fügt zu den räumlichen Dimensionen beispielsweise die Zeit als vierte Dimension und Kosten als fünfte Dimension hinzu.

Eine Herausforderung für die Zukunft ist dabei das Finden von Fachkräften. „Es gibt beispielsweise immer weniger junge Steinmetze. Und die Fachexperten werden bereits auf der Universität weggeschnappt.“ Als Arbeitgeber müsse man sich daher positionieren, so Kieffer. Man erkläre, dass der Bau ein interessanter Sektor ist und „es ein faszinierender Beruf ist. Ohne Baufirmen hätten wir überhaupt nichts.“

CDCL lege auch Wert darauf, dass sich die Mitarbeiter mit dem Betrieb identifizieren können. „Das ist jedoch nur möglich, wenn man Informationen und firmeninterne Nachrichten mit den Mitarbeitern teilt“, unterstreicht der Geschäftsführer. Es motiviere, sagen zu können: „An dem Bau dieses Gebäudes war ich beteiligt.“ Und das zähle auch für Beschäftigte des alltäglichen Bürobetriebes wie zum Beispiel die Buchhaltung. „Die neue Generation will einen Sinn in ihrer Arbeit sehen.“


Wohnungsnot

Zu der Frage, warum wir in Luxemburg einen Mangel an bezahlbarem Wohnraum haben, hat der Geschäftsführer der CDCL eine ganz klare Meinung: „Ja, wir haben einen Mangel. Dass dem so ist, das liegt daran, dass wir in Prozeduren ersticken. Wenn wir einfach nur alles bauen könnten, was in der Planung ist … dann gäbe es kein Problem. Wenn man aber vier Jahre braucht für eine einfache Genehmigung und bei einem PAP (Bebauungsplan) bis zu 20 Jahre, dann wird alles kompliziert.“

Die Lösung sei somit ganz einfach, unterstreicht Jean-Marc Kieffer: „Wir brauchen eine Vereinfachung der Regeln der Verwaltung. Ohne dies können wir noch 100 Jahre weiter diskutieren.“ Der Bau-Perimeter müsste nicht einmal erweitert werden, um den Bedarf zu decken. Es ist eine gute Sache, dass man jede Spezies erhalten will, man dürfe aber nicht jeder Fledermaus ein jahrelanges und sehr zähes Verhandeln entgegensetzen.


Passivhäuser

Von den Passivhäusern, die derzeit in Luxemburg gebaut werden müssen, ist Jean-Marc Kieffer kein großer Anhänger. „Wir tun uns damit keinen Gefallen“, ist er überzeugt. „In 20 Jahren werden sie verfaulen. Viele technische und sanitäre Probleme werden folgen. Wir sind im falschen Film.“

Ganz überzeugt hingegen ist er von der Idee der Kreislaufwirtschaft – also bereits genutzte Rohstoffe wiederzuverwerten. „Wir importieren pro Jahr zwei Millionen Tonnen an begrenzt verfügbaren Rohstoffen.“

Es sei daher wichtig, diese nicht einfach nur zu recyceln – bei jeder neuen Nutzung nimmt die Qualität des Materials ab. „Das muss alles ganz anders geplant werden“, so der CDCL-Geschäftsführer weiter. Gebäude müssten so geplant – und gebaut – werden, dass man sie nachher wieder in ihre Bestandteile zerlegen kann. So werde beispielsweise derzeit ein Parkhaus in Esch gebaut, das in ein Bürogebäude umgewandelt werden kann.