Düdelingen
In Düdelingen, gerne liebevoll Dudetown genannt, geht die Angst um. Könnte es sein, dass die LSAP das erste Mal seit Menschengedenken die absolute Mehrheit verliert? Seit Wochen wird in der „Forge du Sud“ das Gerücht herumgereicht, die anderen Parteien hätten ihren Pakt schon geschlossen und würden die Sozialisten vom Thron stoßen, sobald es irgendwie rechnerisch möglich ist. Düdelingen ohne Sozialisten an der Spitze? Es bleibt kaum vorstellbar – und der Wahlflüsterer hält es im speziellen Fall von Düdelingen für möglich, dass die Rotwähler im Fall einer solchen Dreier- oder Viererkoalition ihren Unmut öffentlich zum Ausdruck bringen würden. Dass die LSAP unter die 50 Prozent rutscht, würde den Trend der vergangenen Wahlgänge allerdings bestätigen. Eine Katastrophe? Nein, eher Demokratie. Und wie sagte einer der vom Tageblatt befragten Düdelinger? Genau: „Es lässt sich hier angenehm leben.“
Differdingen
Kommt es zum grünen Kettensägen-Massaker? Sieben Sitze haben die Ex-Traversinis zu verteidigen. Nur haben sie ihren ehemaligen Heilsbringer in ihrem Gartenhäuschen vergessen und seine Nachfolgerin hatte von Anfang an keine Lust auf den Job, hat ihn aber aus Pflichtbewusstsein übernommen. Löblich, aber Begeisterung geht anders – und jetzt droht einem jungen grünen Team die Quittung. Die historischen politischen Herren der Stadt, LSAP und DP, wollen wieder mitreden. Die CSV würde gerne weitermachen. Und die Linke will mit Gary Diderich den Bürgermeister stellen. Dass das kein bloßes Luftschloss ist, zeigt, wie offen die Wahlen in Differdingen dieses Mal sind. Und KPL-Chef Ali Ruckert ist sowieso wieder am Start. Bekommt Luxemburg hier seine erste rot-rot-rote Koalition? Oder haben Rote und Blaue bereits etwas unter sich ausgemacht? Oder Schwarze und Rote? Oder Grüne und Linke? Der Wahlflüsterer sagt Danke für die Spannung und vergibt vier Popcorn-Tüten.
Esch
Faltz oder Mischo, Mischo oder Faltz? Fußball oder Volleyball? Wird Esch wieder rot? Oder bleibt es tot? Ende der neuen Arroganz, die vor sechs Jahren auf die alte Arroganz folgte? Fragen über Fragen in der Minettemetropole, in der alle Parteien von Rot zu Schwarz bis Blau und Grün fest davon ausgehen, diesen Sonntag in Feierlaune zu beenden. Einzig über allem erhaben ist hier „déi Lénk“, die frühzeitig entschieden habt, nicht ernsthaft an diesen Wahlen teilzunehmen, indem sie den Escher Bürgermeister der Herzen Marc Baum nicht zu ihrem Co-Spitzenkandidaten neben Line Wies kürte, weil sie einen anderen auf der Liste hat, der denselben Nachnamen hat. Schwierig wird es für die Grünen, die dafür extra nach Esch – pardon: Belval – umgezogen sind, ihre drei Sitze zu behalten. Auch die Kommunisten dürften ein paar Stimmen verlieren – sie hatten 2017 immerhin 4,14 Prozent, aber ohne Zénon Bernard und Gilbert Simonelli fehlt ein bisschen der Charme. Die Karten werden demnach neu gemischt. Wird die DP etwa der heimliche Gewinner sein? Oder färbt LSAP-Spitzenkandidat Steve Faltz Esch wieder rot und macht die 2017er-Schmach vergessen? Esch ist zu spannend für Popcorn.
Wiltz
In Wiltz treten genau wie bei den vergangenen Wahlen nur drei Parteien an: die LSAP mit sechs Sitzen, die CSV mit fünf und die DP mit zwei. LSAP-Bürgermeister Fränk Arndt erreichte damals mit 1.816 Stimmen das klar beste Resultat. Seitdem wurden alle Gemeindebudgets einstimmig verabschiedet. Riecht nach einem klaren Sieg für den Nordsozialisten? Nicht ganz. Die Justiz ermittelt mittlerweile gegen den Bürgermeister – der Verdacht der Korruption, der Bestechung und der illegalen Vorteilsnahme stehen im Raum. Arndt beteuert, dass sich die Gemeindeführung nichts vorzuwerfen habe. Doch wie wichtig sind den Wählern diese Vorwürfe überhaupt, wenn ansonsten alles in der Gemeinde gut läuft? Hinzu kommt: Die Auswahl an Kandidaten bei nur drei Listen ist nicht besonders groß. Der Wahlflüsterer wird trotzdem mal hoch gen Norden schauen.
Käerjeng
Obwohl die LSAP bei den Kommunalwahlen 2011 in Käerjeng mehr Stimmen als die CSV sammelte, saß schlussendlich nicht Yves Cruchten im Bürgermeisterstuhl, sondern Michel Wolter – und stand seitdem nicht mehr auf, wofür der Stuhl nicht zu beneiden ist. Der CSV-Politiker hat seine Gemeinde seitdem fest im Griff, wofür die Gemeinde nicht zu beneiden ist. Bei den vergangenen Wahlen erhielt die LSAP fünf Sitze und die CSV sieben – „déi gréng“ konnten zwei ergattern, was ihnen zu einer Koalition mit der CSV verhalf. Auch dieses Jahr entscheiden die Koalitionsverhandlungen, welche Farben der Schöffenrat tragen wird: Rot oder Schwarz? Oder Rot-Schwarz? Sollte sich die beiden Großen nicht zusammen an einen Tisch sitzen, werden wahrscheinlich die Kleinen entscheiden, wer das Ruder für die nächsten sechs Jahre übernimmt. „déi gréng“ werden sich wohl nach dem koalitionsinternen Konflikt mit der CSV nicht mehr auf Wolter einlassen. Gleichzeitig könnte die ADR genug Stimmen einfangen, um einen Schöffenrat mit seiner Ex-Partei CSV zu ermöglichen. Denn während Cruchten sich gegen eine Zusammenarbeit mit der ADR ausgesprochen hat, meint Wolter, er würde mit allen Parteien arbeiten – mit Betonung auf ALLEN. Der Wahlflüsterer sagt: Pfui! Und erinnert daran, dass auch die Piraten und die DP zum Königsmacher werden könnten.
Sanem
Bei den vergangenen Gemeindewahlen in Sanem war die Ausgangslage eigentlich klar: Georges Engel wird die meisten Stimmen erhalten, die LSAP wird weiter reagieren und alles andere war dann eigentlich auch egal. Mit seinem Rücktritt vom Bürgermeisterposten vor drei Jahren aber wurden die Karten für die kommenden Wahlen neu gemischt. Seine Nachfolgerin war Simone Asselborn-Bintz – die 2017 jedoch als Zweitgewählte der LSAP-Liste mit 3.535 knapp weniger Stimmen erhalten hatte als die damalige und heutige Spitzenkandidatin der CSV, Nathalie Morgenthaler mit 3.599 Stimmen. Am Sonntag kommt es somit erstmals zu dem direkten Duell Bintz-Morgenthaler in der Gemeinde mit den vier Ortschaften Beles, Zolwer, Ehleringen und Sanem. Für Simone Asselborn-Bintz spricht zumindest, dass der Gemeinde durch die Entstehung der Wohnviertel auf Belval viel Dynamik eingehaucht wurde – ob die Zugezogenen aber so wählen wie die „Alteingesessenen“, bleibt abzuwarten. Nathalie Morgenthaler hat sich in den vergangenen Wochen auch nicht als große Wahlkämpferin profiliert, könnte aber vom quasi einzigen Streitpunkt in der Gemeinde profitieren: der Umgehungsstraße in Käerjeng.
Luxemburg-Stadt
War alle Harmonie nur vorgespielt? Ist Serge Wilmes nicht die „Mëllechzëppchen“, die manche in ihm zu erkennen glauben, sondern doch der Wolf im Schafspelz? Den Wahlkampf begingen CSV-Frontrunner Wilmes und Bürgermeisterin Lydie Polfer quasi Hand in Hand und in trauter Einheit ein paar Bettler vor sich hertreibend noch dazu. Fast sah es so aus, als wolle Wilmes anspruchslos noch einmal als Juniorpartner mit der DP ins Boot steigen. Doch der Wahlflüsterer hat spitze Ohren. Ergibt sich die Möglichkeit zum Thronsturz, wird es dazu kommen, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Eine abgemachte Sache sei das, zusammen mit Grünen und LSAP. Da es aber viele vorgehaltene Hände in der Stadt gibt, gibt es auch die Version mit weniger Sprengkraft: DP und CSV machen weiter und alles plätschert weiter vor sich hin, irgendwann übernimmt Corinne Cahen von Lydie Polfer, Patrick Goldschmit – solche unverhofften Wechsel soll es ja geben – geht dann zu den Grünen. Und Serge Wilmes? „Mëllechzëppchen“ oder Minister, dazwischen bleibt wenig. Der Wahlflüsterer freut sich auf jeden Fall schon jetzt und hat sich fünf Popcorn-Tüten bereitgestellt – auch im Wissen, dass Luxemburg-Stadt im Jahr 2017 erst nach Mitternacht ausgezählt war.
Hesperingen
Hesperingen … Genau, das Hesperingen, das in den vergangenen Jahren für viel positive Eigenwerbung sorgte, weil es sich als Gemeinde vom Erstbesten, der da kommt, jahrelang finanziell komplett vertrotteln ließ. Die Frage, die sich wohl alle Oppositionsparteien nun stellen: Inwieweit wird der Veruntreuungsskandal, der vor drei Jahren aufflog, diese Wahl beeinflussen? Anders gesagt: Ist das den Hesperingern wurscht oder nicht? Falls nicht, könnte es vorbei sein mit der CSV-Herrlichkeit am speckigsten Teil des Gürtels rund um Luxemburg-Stadt. Seit mehr als 50 Jahren kennt die Ortschaft nur CSV-Bürgermeister. Doch bei einem Kräfteverhältnis von acht CSV-Sitzen zu sieben bei der Opposition aus DP, „déi gréng“ und LSAP kann es schnell gehen – vor allem, da der kommende Gemeinderat aus 17 anstatt wie bisher aus 15 Mitgliedern bestehen wird. Entscheidender Faktor wird sein, wie stark Blau, Rot und Grün am Sonntagabend dastehen.
Strassen
Da alle Parteien sitzmäßig nah beieinander liegen (“déi gréng“ – 2, CSV – 3, LSAP – 4, DP – 4), kann man sich in Strassen alle theoretisch möglichen Mehrheiten vorstellen. Bedingt durch die gestiegene Einwohnerzahl wird sich auch in Strassen die Zahl der Gemeinderatsmitglieder um zwei erhöhen: von 13 auf 15. Größere Skandale gab es in der Gemeinde keine, darum ist dort alles drin. Wie heißt es schön: „Et kann e Jong oder e Meedche ginn.“
Petingen
Egal, was geschieht, Petingen erhält einen neuen Bürgermeister, da der amtierende Pierre Mellina nicht mehr für den Posten zur Verfügung steht. In der regierenden CSV-LSAP-Ehe scheint vorerst noch alles im Lot und 12 Sitze (von 17) sind eine sehr komfortable Mehrheit. Es kann zwar stets anders kommen, als man denkt, doch in Petingen wäre das eine große Überraschung. Auch hier werden diesen Sonntag zwei Gemeinderatsmitglieder mehr gewählt (19) als 2017. Doch auch wenn die zusätzlichen Sitze der Opposition zufallen, braucht es noch Verluste aufseiten der Mehrheit. Nichts ist unmöglich, dennoch hält sich die Spannung hier in Grenzen. Ein paar Restkrümel aus dem Popcorn-Becher hat sich der Wahlflüsterer allerdings behalten, um den Piraten bei ihrem Treiben zuzuschauen. Mehr aber auch nicht.
Schengen
In der 2011 entstandenen Fusionsgemeinde Schengen hat man sich bisher offensichtlich immer arrangiert. Jeder kennt jeden. Nicht unüblich an der Mosel. Am Sonntag wird nun aber zum ersten Mal nach dem Proporzsystem gewählt. Und plötzlich tun sich scheinbar Abgründe auf, die nach genauer Betrachtung aber keine sind. Grund dafür dürfte sein, dass nun zum ersten Mal zwei Listen gegeneinander antreten, die sich irgendwie abgrenzen möchten. Es sind zwei Bürgerlisten, die sich parteipolitisch nicht positionieren möchten, deren Hauptleute aber im Falle von Michel Gloden, aktuellem Bürgermeister, der DP und Herausforderer Tom Bellion der LSAP zugerechnet werden. Nicht zuletzt am monatlichen Markttag am vergangenen Mittwoch in Schengen haben sich beide Listen gegenseitigen Respekt versichert. Alles gut. Und wenn nicht, sollten die Vertreter beider Listen im zukünftigen Gemeinderat ohnehin nur eines im Sinne haben: „Schengen is alive.“
Bettemburg
Die Bettemburger CSV-Sektion wird bei der nationalen Gambia-Koalition immer einen Platz im Herzen behalten. Ohne den Coup, den CSV, Grüne und DP bei den Lokalwahlen 2011 in Bettemburg setzten, wäre es vielleicht gar nicht zur Regierung Bettel I. im Jahr 2013 gekommen. Damals rutschte die LSAP unter die 50 Prozent – und die anderen drei schlugen zu: Ab da war die Mauer eingerissen und Dreierkoalitionen gegen den Meistgewählten en Vogue. Und gleichzeitig verhasst. Dazu kann man Jean-Claude Juncker befragen. Oder auch die Monnericher LSAP und Christine Schweich, denen es 2017 so erging. Dieses Mal ist die Glaskugel trüb in Bettemburg, was Voraussagen auf den kommenden Sonntag anbelangt. Allem Anschein nach haben CSV, DP und Grüne ein Terrain gefunden, auf dem sie sich gemeinsam austoben können. Klar ist aber, dass die Sozialisten aus der Opposition zurück in den Schöffenrat zurückwollen. Beobachter der politischen Szene haben in den letzten Wochen gemeint, einen gewissen Schmusekurs der LSAP gegenüber der CSV auszumachen. Bahnt sich da eine große Koalition an? Andererseits gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Chemie zwischen Zeimet, Lorschée und Graas nicht mehr stimmt. Man wird sehen.
Mersch
In der Gemeinde im Herzen Luxemburgs wird der politische Puls am Sonntag wohl kaum schneller schlagen. Schon seit Jahren dominieren hier die Blauen mit ungefähr 35 Prozent der Stimmen. Wahlweise stehen die CSV oder die Grünen als potenzielle Koalitionspartner zur Verfügung. Die LSAP lag in den vergangenen Gemeindewahlen immer abgeschlagen auf dem vierten Platz. Da die Stimmung in der Bevölkerung gut ist, die großen Bauprojekte weitergetrieben werden und keine Skandale oder Aufreger den politischen Status quo ins Wanken brachten, dürfte man bei den Gemeindewahlen eher einen starken Kaffee zum Wachbleiben brauchen. Den jetzigen Gemeinderat, der fast geschlossen wieder antritt, dürfte es freuen. Die Stadt ist so gelangweilt, dass nicht einmal Lokal-Barde und inzwischen Linke-Politiker Serge Tonnar eine Liste auf die Beine gestellt bekam. Ein einziges Popkörnchen verdient vielleicht die Frage, ob die Bürgerliste mit LSAP-Politikern erfolgreicher ist als eine „echte“ LSAP-Liste.
Steinsel, Lorentzweiler und Lintgen
Mit Jempy Klein (Rücktritt im Dezember 2021), Jos Roller (Rücktritt März 2022) und Henri Würth sind gleich drei altgediente Bürgermeister bei den Gemeindewahlen 2023 nicht mehr dabei. Alle drei haben während mehr als drei Jahrzehnten die lokale Politik im Alzettetal fest in der Hand gehabt. Die Nachfolger Fernand Marchetti und Marguy Kirsch-Hirtt wollen nun ihre eigene Ära in Steinsel und Lorentzweiler zementieren, während Lintgen zum ersten Mal im Proporzsystem wählt und der Thronfolger erst noch gesucht wird. Ein radikaler politischer Kurswechsel scheint zwar eher unwahrscheinlich, doch in allen drei Gemeinden könnte der Wind durchaus umschlagen. Wer die Segel richtig stehen hat, muss sich zeigen.
Ech froe mech:
Weisou krit de Bausch nach esou en optiert bei RTL, en Dag virun de Wahlen, hien den bal all Dag am Journal as?????
Wien as hannert der Velos Organisation dei den Dag virun de Wahlen dei ganz Stadt dierf blockeieren???
Huet geschwenn nach e Mensch e Recht an dem Land den ken Velo huet oder well?
Dei Velos Diktatur muss e Stoppen, denkt drun wann der Muer wielen gid. Scheine Bonjour aus der Schweiz .