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Zerstörung gegen Inszenierung

Zerstörung gegen Inszenierung
(Tageblatt/Didier Sylvestre)

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FUSSBALL - Erstes Spiel der WM-Qualifikation, erster Brocken. Am heutigen Abend (20.45 Uhr im Stade Josy Barthel) trifft Luxemburg auf den Topfavoriten der Gruppe F Portugal.

Vor ausverkauftem Haus will die FLF-Auswahl ihre Haut ehrenhaft retten und das Spiel der Topstars, so gut es geht, zerstören.

„Das ist die Aufgabe, und die gilt es, zu erledigen. Spielerisch erwarte ich nichts von der Mannschaft. Auch über das Resultat brauchen wir nicht zu reden. Aber die Leidenschaft muss stimmen“, gibt Nationaltrainer Luc Holtz die Marschroute vor. Die spielerische Entwicklung, die Holtz ständig versucht weiterzutreiben, wird also für 90 Minuten ad acta gelegt. Gegenteiliges wäre quasi Selbstmord.

Mental stark

Noch zu gegenwärtig ist die Erinnerung an die 0:5-Klatsche vor einem Jahr in Portugal. „Nach vorne waren wir nicht so schlecht und haben uns einige Chancen erarbeitet, aber defensiv haben wir viele Fehler begangen, die sofort bestraft wurden.“

Obwohl es gegen Portugal geht und ein Punktgewinn quasi unmöglich ist, stehen die Spieler nach den beiden Niederlagen gegen Georgien und vor allem Malta in der Verantwortung. Luc Holtz macht sich jedenfalls keine Sorgen über den Zustand seiner Spieler: „Das Team ist mental sehr gut drauf. Die Konzentration ist vorhanden und ich spüre regelrecht den Hunger der Mannschaft, etwas leisten zu wollen.“

Auch Leweck out

Einer der Hungrigsten ist nicht dabei: Kapitän René Peters fällt wegen eines Adduktorenrisses aus, genauso wie Charles Leweck, der gestern wieder einmal nicht mit der Mannschaft trainieren konnte. Das bringt mit sich, dass Holtz ein Problem auf der rechten Mittelfeldseite hatte. Dort, wo ausgerechnet die beiden Real-Stars Cristiano Ronaldo und Fábio Coentrão angreifen. Deshalb wird heute wohl auch Mario Mutsch auf diese Position beordert, die er teilweise beim FC St. Gallen einnimmt. Auf der linken Seite wird der Schweiz-Profi durch Dan da Mota ersetzt, der zuletzt bewiesen hat, dass er auch auf internationalem Niveau defensiv dagegenhalten kann.

Das größte Fragezeichen steht hinter der Zusammenstellung der luxemburgischen Innenverteidigung. Zuletzt ließen Guy Blaise und Eric Hoffmann gegen Georgien jegliche Automatismen vermissen. Ante Bukvic scheint für die schnellen Portugiesen zu langsam zu sein. Demnach läuft alles auf das Duo Blaise-Philipps hinaus. Eine Kombination, die gestern und vorgestern im Training getestet wurde und durchaus bereits gut zusammenpasst. Sicher war sich Luc Holtz gestern jedenfalls noch nicht: „Athletik oder Erfahrung. Ich stelle mir die Frage, welche Qualitäten gegen Portugal wichtiger sind.“

Die Flügelzange

Dem Nationaltrainer ist es wichtig, dass das Flügelspiel der Portugiesen im Keim erstickt wird, denn dort lauern mit Cristiano Ronaldo und Nani nicht weniger als zwei Weltklassespieler. „Wir müssen sowieso jedes Problem kollektiv lösen, auch dieses“, erklärt Holtz, der weiß, dass die portugiesische Flügelzange nicht an der Seitenlinie kleben bleibt, sondern oft mit Dribblings den Weg Richtung Tor sucht. Das Spiel der Portugiesen ist jedoch sehr „Star-lastig“. Will heißen: Die meisten Bälle gehen zu Ronaldo und Nani, nach dem Motto: Mach du mal. Sehr gefährlich wird es, wenn man den Lusitaniern den Freiraum gibt, ihre Schnelligkeit auszuspielen. Aber auch von außen lauert Gefahr, denn in der letzten EM-Qualifikation schoss Portugal fast 40 Prozent seiner Tore von außerhalb des Strafraums. Eine unglaubliche Quote.

Immerhin hat der heutige Gegner keinen Kreativspieler, der mit einem Geniestreich eine gesamte Abwehr aushebeln kann. Fast alle portugiesischen Spieler leben von ihrer Schnelligkeit und Athletik. Und können dazu noch auf die Unterstützung des Publikums im Josy Barthel zählen.

Dass es für Luxemburg heute fast zu einem Auswärtsspiel kommt, ist FLF-Coach Luc Holtz egal. „Hauptsache das Stadion ist ausverkauft. Wir wollen den Zuschauern jedenfalls Vergnügen bereiten.“