Contador ist also der „Star“ der Vuelta 2012, wenn man dieses Wort nach der ganzen Geschichte um seine Clenbuterol-Affäre und das verunreinigte, vom Teamkoch gebratene Steak, das er am Tour-Ruhetag 2010 in Pau-Lescar angeblich verzehrt haben soll, überhaupt noch gebrauchen darf. Spaniens Viehproduzenten dürften das kaum so sehen, da Contador für ihre Ware nicht unbedingt die beste Werbung vor dem Internationalen Sportgerichtshof machte. Ein Glück nur, dass die Richter nicht auf dieses Märchen hereinfielen.
Weil Andy Schleck sich weiterhin mit den Folgen seines Sturzes auf der Zeitfahretappe im Dauphiné Libéré herumplagen muss und wegen der Schmerzen am Steißbein angeblich mehr schlecht als recht auf dem Sattel sitzen kann, kommt es bei dieser Vuelta also nicht zum Duell zwischen dem Luxemburger und dem Spanier.
Dafür trifft Contador auf einen anderen „dicken Fisch“, der ihm im Hochgebirge Feuer unter dem Hintern machen kann. Die Rede ist von Christopher Froome, dem stärksten Bergfahrer der vor einem Monat zu Ende gegangenen Tour de France.
Froomes Revanche?
Der Brite, der als Leader des Sky-Teams an den Start geht, belegte letztes Jahr bei der Vuelta den zweiten Rang und schrammte um 13 Sekunden am Gesamtsieg vorbei, weil er sich für seinen Kapitän Bradley Wiggins opferte. Die Teamleitung erkannte zu spät, dass Froome stärker war als Wiggins, der schließlich auf den dritten Rang kam. Sieger aber wurde der Spanier Juan José Cobo Acebo, der diesmal als Außenseiter mit der Nummer eins auf dem Rücken in den Rennsattel steigt.
Die Strecke der Vuelta a España 2012 verläuft diesmal komplett durch Nordspanien. Die 21 Etappen sind unterteilt in 13 Bergetappen, 6 Flachetappen, ein 40 Kilometer langes Einzelzeitfahren und ein Teamzeitfahren. Sechs der Bergetappen enden mit einer Bergankunft.
Die Rundfahrt beginnt heute Samstag in Pamplona, der Hauptstadt Navarras. Auf dem Programm steht ein Mannschaftszeitfahren, das am Abend ausgetragen wird, weil die Temperatur dann erträglicher ist.
Bergetappen kommen
Damit gastiert die Vuelta erstmals seit 1994 wieder in der autonomen Region Navarra. Etappensieger war damals Laurent Jalabert. Zwei Jahre später endete auch eine Etappe der Tour de France in Pamplona. Der Schweizer Laurent Dufaux schrieb sich hier vor Bjarne Riis, Richard Virenque, Jan Ullrich und Luc Leblanc ins Palmarès ein. Unter den Ersten war nicht ein einziger Fahrer, der später nicht mit Doping in Verbindung gebracht wurde.
Die ersten Bergetappen warten schon am 3., 4. und 6. Tag auf die Fahrer (Baskenland, La Rioja und Aragonien). Heute in einer Woche folgt die erste Bergankunft in Andorra.
Zwei Luxemburger dabei
In der zweiten Vuelta-Woche gibt es zunächst einen Ruhetag. Danach stehen das einzige Einzelzeitfahren und drei Flachetappen auf dem Programm, von denen aber eine auf einem Berg endet. In 14 Tagen (also am dritten Vuelta-Wochenende) haben die Fahrer in Puerto de Ancares und Lagos de Covadonga wieder zwei Bergankünfte vor sich.
Didier und Gastauer
Gleich montags darauf folgt gar ein drittes Bergziel, ehe die im Rennen verbliebenen Konkurrenten dienstags am zweiten Ruhetag ausspannen dürfen. Von den restlichen fünf Etappen führt nur noch eine einzige ins Hochgebirge. Die vorletzte Etappe zur Bola del Mundo soll wie 2010 mit fünf Anstiegen zur Königsetappe dieser Vuelta werden.
Automatisch qualifiziert für die Vuelta 2012 sind die 18 World-Tour-Teams. Wildcards gingen an die Zweitdivisionäre Andalucia, Caja Rural (beide Spanien), Argos-Shimano (Niederlande) und Cofidis (Frankreich).
Unter den Startern sind auch zwei Luxemburger. Im RadioShack-Nissan-Team ist Laurent Didier mit der Nummer 174 dabei. Er muss sich vornehmlich in den Dienst seines Kapitäns Maxime Monfort (Nr. 171) stellen, der einen vorteilhaften Platz in der Gesamtwertung anstrebt. Weiter wurden nominiert Jan Bakelants (172), Daniele Bennati (173, immer für einen Etappensieg gut), Linus Gerdemann (175), Markel Irizar Aranburu (176), Tiago Machado (177), Grégory Rast (178) und Hayden Roulsten (179).
Ben Gastauer (Startnummer 13) steht im Team von Ag2r-La Mondiale. Hier ist der ausgezeichnete Bergfahrer John Gadret (11) der Kapitän, der von dem Luxemburger und seinen anderen Mannschaftskameraden unterstützt werden muss. Im Aufgebot stehen des Weiteren Maxime Bouet (12), Blel Kadri (14), Lloyd Mondory (15), Matteo Montagutti (16), Rinaldo Nocentini, Christophe Riblon (18) und Nicolas Roche (19).
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