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Verschwendung eines Talents?

Verschwendung eines Talents?
(Tageblatt/Gerry Schmit)

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Er ist Profi in Schweden, spielt dort eine hervorragende Saison, doch in der luxemburgischen Nationalmannschaft hat er Probleme, sich durchzusetzen. Gegen Georgien musste Lars Gerson wieder einmal das Spielfeld frühzeitig verlassen. Zum vierten Mal in Folge. Eine Auswechslung, die für reichlich Gesprächsstoff in Oberkorn sorgte.

Mario Mutsch und Lars Gerson sind derzeit die einzigen Vollprofis im Kreis der Nationalmannschaft. Während Mutsch für Nationaltrainer Luc Holtz unverzichtbar ist, kann Gerson dies nicht von sich behaupten. Der zentrale Mittelfeldspieler musste vorgestern wieder einmal auf der von ihm nicht geliebten Position im rechten Mittelfeld ran. Eine Position, die dem 22-Jährigen nicht behagt. In der Achse baute Holtz gegen Georgien auf den erfahrenen René Peters, den hyperaktiven Ben Payal und den kreativen Gilles Bettmer.

Test gegen Charleroi

Vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Portugal (7. September) bestreitet die luxemburgische Nationalmannschaft ein Testspiel am 3. September gegen den belgischen Erstligisten Sporting Charleroi. Ort und Zeit der Partie sind noch nicht bekannt.

Zum vierten Mal nacheinander wurde der Schweden-Profi in einem Länderspiel spätestens in der Halbzeitpause eingewechselt. Gegen Mazedonien, Malta und eben gegen Georgien war nach 45 Minuten Schluss. Gegen die Schweiz am 15. November 2011 ereilte ihn gar die Höchststrafe. Auch damals wurde er im rechten Mittelfeld eingesetzt und wurde in der 39. Minute, noch vor dem Halbzeitpfiff, ausgewechselt.

„Sehr diszipliniert“

Erstaunlich für einen Spieler, der bei IFK Norrköping seit neun Spielen zum absoluten Stamm zählt und in der Saisonvorbereitung in den physischen Tests als Bester in einer Profimannschaft abschloss. Von seinem schwedischen Trainer Janne Andersson wird er als „kompletter zentraler Mittelfeldspieler, der sowohl offensiv wie defensiv Akzente setzen kann und sehr diszipliniert agiert“, beschrieben.

Mehr noch: Seit Gerson den Platz des abgewanderten Astrit Ajdarevic (Standard Liège) im zentralen Mittelfeld übernommen hat, kassiert IFK im Durchschnitt nur noch ein Gegentor pro Spiel anstatt wie davor zwei. In den acht Spielen in Folge, in denen Gerson von Anfang an spielte, gab es nur eine Niederlage für Norrköping, dafür aber drei Siege und vier Unentschieden, so dass sein neuer Verein nun um die Europa-League-Plätze mitspielt. Zudem wurde er in neun Partien zweimal in die Elf des Tages gewählt.

Verkehrte Welt hingegen in der Nationalmannschaft. Während seiner 45-minütigen Einsatzzeit gegen Georgien lief ein einziger Angriff über Gerson. Das Spiel der Luxemburger war extrem linkslastig und so sehr schnell vom Gegner auszurechnen. Der Halb-Norweger hing in der Luft und hatte keine Möglichkeit, sich positiv oder negativ auszuzeichnen.

Symptomatisch war eine Aktion nach gut einer halben Stunde Spielzeit. Bedingt durch eine Spielsituation musste Gerson auf links aushelfen, eroberte sofort einen Ball und leitete mit einem Steilpass eine Torchance der Luxemburger ein.

Warum also lief das Spiel so sehr an einem lauffreudigen und spielintelligenten Akteur wie Gerson vorbei? Luc Holtz sagt ihm einen Mangel an Kommunikation nach. Eine Tatsache, denn der ruhige Gerson ist die Art von Musterprofi, die das Kollektiv vor die Individualität stellt. Hinzu kommt noch seine typische skandinavische Zurückhaltung. Es entspricht nicht dem Naturell des 22-Jährigen, aufzumucken und Forderungen zu stellen. Und er wird es auch wahrscheinlich nie tun. Doch wird er alleine dadurch immer wieder zum Opfer? In Schweden scheint es Trainer Andersson wenig zu stören, dass Gerson auf der wichtigen Position im zentralen Mittelfeld nur wenig kommuniziert. Denn dort bekommt und erobert er die Bälle, die er braucht, um dem Spiel seinen Stempel aufdrücken zu können. Bei den „Roten Löwen“ nicht.

Nationaltrainer Luc Holtz sieht die Situation etwas differenzierter: „Im Training vor der Partie hat das Zusammenspiel zwischen Bettmer, Peters und Payal im zentralen Mittelfeld gut funktioniert, deshalb habe ich mich dafür entschieden, ihn im rechten Mittelfeld einzusetzen, obwohl mir bewusst ist, dass er eher ein zentraler Spieler ist.“

Im selben Atemzug sagt der Nationaltrainer aber auch, dass er mehr vom Profi erwarte: „Er muss mehr Verantwortung übernehmen und in diese Rolle hineinwachsen. Auch wenn Lars eher ein zurückhaltender Typ ist, ist solch ein Wandel mit genügend Willen machbar.“

Enttäuscht zeigte sich der Betroffene selbst, nahm es aber mit einer gewissen Gelassenheit: „Natürlich spiele ich lieber in der Mitte als rechts. Auch die frühe Auswechslung hat mich enttäuscht. Während des Spiels hatte ich fast keine Möglichkeit, mich auszuzeichnen. Das Spiel lief fast nur über die linke Seite, weil Bettmer, Leweck und Mutsch einen guten Tag erwischt hatten. Ich weiß, dass ich auf dem Platz mehr reden muss und versuche es auch immer. Irgendwann werde ich das schon hinbekommen.“