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Ungerecht und grausam schmerzhaft

Ungerecht und grausam schmerzhaft
(Tageblatt/Jeff Lahr)

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So unverdient und so ungerecht, wie sich unsere Handballnationalmannschaft am Samstagabend in ihrem vierten und letzten WM-Qualifikationsspiel gegen Weißrussland in der vollen Crauthemer Sporthalle geschlagen geben musste, ist das mehr als bitter.

Nach der klaren 19:37-Pleite gegen den gleichen Gegner am vergangenen Mittwoch in Mogilew hatten auch die allergrößten Optimisten nicht mit einem ähnlichen Spielverlauf gerechnet, wie das am Samstag der Fall war. Luxemburg war auf Wiedergutmachung aus, begann stark, war hochmotiviert und nach 10′ lagen die Gastgeber durch Treffer von Link, Schroeder, Sarac, Decker und Scholten mit 5:3 vorne.

Logo" class="infobox_img" />Vlado Sarac (7, Mitte) präsentierte sich in Bestform. (Bild: Tageblatt/Jeff Lahr)

Vor allem in der offensiven Abwehr ging die FLH-Auswahl ungemein aggressiv zu Werke. Neuling Joe Faber leistete eine aufopferungsvolle Arbeit im zentralen Deckungsverbund und es war schon erstaunlich, mit welchem Ehrgeiz der junge Berchemer bei seinem erst zweiten Länderspiel auch im Angriff seine Möglichkeiten nutzte. In Topform war am Samstag auch Teamkollege Vlado Sarac. Der Spielgestalter der Roeserbänner machte über die 60′ ein Klassematch und markierte gegen die groß gewachsenen Weißrussen aus dem Rückraum immerhin fünf Feldtore.

Nur Rutenka in Form

Die Gäste nahmen die Partie zu Beginn etwas zu locker, verwarfen in der Anfangsviertelstunde sogar drei Siebenmeter, HBD-Keeper Hensen, der bis zur 51′ nur bei Strafwürfen eingewechselt wurde, leistete sich sogar den Luxus, einen Siebenmeterwurf von Superstar Siarhei Rutenka zu parieren. Als der quirlige und listige Scholten in der 21′ das 12:9 erzielte, wurden plötzlich die kühnsten Hoffnungen wahr, bis zur Pause konnten die hochfavorisierten Gäste aber ausgleichen (14:14). Wer nach dem Dreh glaubte, die Weißrussen würden nun das Spielgeschehen diktieren, kam aus dem Staunen nicht heraus. Luxemburg blieb weiter am Drücker, längst hatten die Nationalspieler jeglichen Komplex und Respekt abgelegt und waren auch im zweiten Abschnitt ein mehr als gleichwertiger Gegner. Poeckes, Decker, Scholten und Link sorgten dafür, dass Luxemburg stets in Führung lag und als Scholten nach präzisem Anspiel von Sarac in der 47′ ein Zaubertor zum 27:24 gelang, da lag die Sensation förmlich in der Luft.

Weißrussland wurde immer nervöser, ihr Startrainer Schewzow geriet in Wallung und nur dank der individuellen Klasse von Siarhei Rutenka blieben die Gäste auf Tuchfühlung.

Spannendes Finale

Zum Schluss wurden die Beine aufseiten der Gastgeber zwar etwas müder, mit enorm viel Einsatzwillen brachten Sarac und Faber unsere Auswahl 3′ vor Spielende aber wieder mit 32:30 vorne. Es sollten leider die zwei letzten Tore für Luxemburg bleiben. Förmlich mit der Brechstange schafften die Gäste kurz vor Schluss wiederum den Ausgleich, ehe 40 Sekunden vor dem Abpfiff Muller in aussichtsreicher Position am Gästekeeper scheiterte.

Es kam, was keiner wahrhaben wollte. Zehn Sekunden vor Schluss erzielte Gromyko den Siegtreffer für die Gäste, und zu allem Überdruss landete auch ein letzter Verzweiflungsversuch von Scholten in der buchstäblich letzten Spielsekunde am Pfosten. Enttäuschung pur bei den Luxemburgern, die Weißrussen dagegen konnten aufatmen und sich mehr als glücklich schätzen – sie waren mit einem blauen Auge davongekommen.

Stimmen zum Spiel

Juri Schewzow (Trainer Weißrussland): «Solch eine tapfere Gegenwehr hatten wir nach unserem klaren Heimsieg nicht erwartet. Meine Mannschaft hat unkonzentriert agiert, das Match nicht ernst genommen und wir wären fast bestraft worden, auch weil unsere beiden Torleute sehr schlecht waren. Durch diesen mehr als glücklichen Sieg behalten wir aber die Chance, uns für die Play-off-Spiele zu qualifizieren.»

Adrian Stot (FLH-Coach): «Ich bin maßlos enttäuscht, mir kommen fast die Tränen. Diese Niederlage tut ungemein weh, ich finde so kurz nach dem Spiel fast keine Worte. Wir haben alle so fest an den Sieg geglaubt. Riesenkompliment an die Mannschaft, wir haben bewiesen, dass wir auf einem sehr guten Niveau spielen können.»

Joe Faber: «Diese Niederlage ist total ungerecht. Im Vergleich zum Hinspiel haben wir diesmal eine super Leistung gezeigt. Wir hatten mindestens ein Unentschieden verdient. Persönlich glaube ich, dass ich meine Chance genutzt habe, die gesamte Mannschaft hat aber fantastisch gespielt.»

Alain Poeckes: «In der Schlussphase fehlte etwas die Cleverness, hinzu kam natürlich sehr viel Pech. Wir hätten diese Partie unbedingt gewinnen müssen. Mich nervt das Ganze nun wiederum, wenn es heißt: super gespielt, aber leider wieder knapp verloren.»

Vlado Sarac: «Es war sicherlich mein bislang bestes Match im Dress der Nationalmannschaft, doch leider hilft das keinem weiter. Die Enttäuschung ist riesig, denn es zählt nur das Ergebnis. Erst in den nächsten Tagen werden wir realisieren, welch großartige Leistung wir abgeliefert haben.»