Tageblatt: Herr Cuppens, wie fassen Sie die erste Hälfte der Saison zusammen?
Tjarco Cuppens: Für uns ist es vor allem problematisch, dass die kleineren Rennen abgesagt werden und nur die großen stattfinden. Es ist anstrengender, weil es ein anderes Niveau ist. Das haben wir beim Amstel Gold Race, bei der Flèche Wallonne und Liège-Bastogne-Liège (alle WWT) gesehen. Es ist etwas ganz anderes, als wenn man ein Rennen der Kategorie 1.1 oder 1.2 fährt. Wir hatten außerdem ein wenig Pech mit Stürzen, aber im Allgemeinen bin ich zufrieden. Bei der Healthy Ageing Tour (2.1) ist Georgie Danford auf der ersten Etappe Siebte geworden. Claire Faber fuhr in Lüttich in der Ausreißergruppe. Bei den WorldTour-Rennen müssen wir uns zeigen. Wenn wir nur ins Ziel fahren, bringt es auch nichts. Als kleine Mannschaft bekommst du sonst im nächsten Jahr keine Einladung mehr. Bei der „Doyenne“ hat Claire Faber außerdem eine Prämie von 500 Euro am ersten Berg eingefahren. Wir waren in den Social Media präsent und es wurde bei Eurosport erwähnt. Das ist gut für uns. Wir sind das Niveau insgesamt aber nicht gewohnt. Nach 2020 wollten wir keine Fahrerin entlassen, weil kaum Rennen stattfanden. Es wäre nicht fair gewesen, einer Fahrerin zu sagen, dass sie nicht bleiben darf, nur weil wir ein UCI-Continental-Team werden.
Insgesamt fuhren Sie drei WorldTour-Rennen. Von den 18 Starterinnen kamen nur vier im Ziel an.
Das Niveau ist noch zu hoch. Wir sind bei den WorldTour-Rennen die kleinste Mannschaft, die am Start steht. Wir freuen uns über die Einladungen und tun dann das, was wir können. Beim Amstel Gold Race hatten wir eine Fahrerin im Ziel, bei Flèche Wallonne eigentlich fünf, aber vier sind über dem Zeitlimit über die Ziellinie gefahren. Klar, das sind nicht viele – aber wenn man sich die Resultate anschaut, dann sieht man, dass bei einigen Rennen bei drei oder vier Mannschaften gar keine Fahrerin ins Ziel einfuhr. Ich sage deswegen nicht, dass wir gut gefahren sind, aber wir sind realistisch. Wir fahren eben nicht um den Sieg und sind bei diesen Rennen froh, wenn wir ins Ziel kommen. Ein höheres Niveau als die WorldTour gibt es nicht. Das sollte man nicht vergessen.
Was kann man von der Mannschaft beim heimischen Festival Elsy Jacobs erwarten?
Das Festival Elsy Jacobs ist ein Rennen aus der ProSeries und somit genauso stark besetzt wie ein WorldTour-Rennen. Es wird schwierig für uns. Mit Mae Lang haben wir eine Fahrerin, die die Gesamtwertung anvisiert. Ich denke, dass wir vor allem auf der zweiten Etappe eine Chance auf ein gutes Ergebnis haben. Auf der dritten Etappe wird dann die Gesamtwertung ausgespielt – wenn wir dort auf den 25. oder 30. Platz fahren, bin ich zufrieden. Ich versuche, meinen Fahrerinnen immer mitzugeben, offensiv und aggressiv zu fahren. Wenn wir die Möglichkeit bekommen, jemanden vorauszuschicken, dann werden wir das auch tun. Das Rennen ist wichtig für unsere Sponsoren.
Mit Nina Berton wird auch eine Luxemburgerin im Team starten.
Nina Berton fährt dieses Rennen, um zu lernen. Wir haben uns dafür entschieden, dass bei diesem Rennen mindestens zwei heimische Fahrerinnen starten sollten. Nach Claire Fabers Ausfall fährt zumindest Nina Berton noch mit. Alles, was sie mitnimmt, ist ein Gewinn. Sie hat keinen Druck.
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