Zumindest die Namen der Judo-Nationalmannschaft haben sich in den vergangenen vier Jahren nicht großartig verändert. Claudio dos Santos, Tom Schmit, Nick Kunnert und Monique Kedinger waren schon in Montenegro dabei. Anders sind diesmal allerdings die Voraussetzungen. Dos Santos, um viele internationale Erfahrungen reicher, hat sich im Mai mit einem „parcours sans faute“ in der Bundesliga warmgelaufen. Der FLAM-Sportsoldat hatte während der Pandemie entschieden, sozusagen ein paar Schritte zurückzugehen, um einen neuen Anlauf nehmen zu können. Eine Art Neuausrichtung der Karriere. Auf dem Weg zurück in die Top 100 der Welt sollte der Erfolg zunächst bei weniger hoch dotierten Turnieren kommen – um dann den Sprung zurück auf die ganz große Bühne zu wagen.
In der „National School of Sports“ in Pembroke geht der Differdinger als Favorit ins Turnier. Vor rund sechs Monaten gab es bei der Generalprobe in der Coque, den European Judo Championships of the Small States 2022, die Goldmedaille. Ähnlich ist die Erwartungshaltung bei Anneta Mosr, der eine bedeutende Karriere vorausgesagt worden war. Sie holte im März bei einem regionalen Turnier in Belgien ihr erstes Gold nach einer langen Verletzungspause. Beides seien „pro-aktive Leistungssportler“, so die Bezeichnung, die Jugendnationaltrainer Sascha Herkenrath wählte. „Bei Bilgee Bayanaa oder Tom Schmit sind die Spiele der kleinen Staaten Saisonhöhepunkte. Die haben sich in den vergangenen Wochen spezifisch auf das Turnier vorbereitet.“ Von dieser Mischung, „den beiden Gesichtern des Aufgebots“, profitierte der gesamte Kader – also auch diejenigen, die es diesmal noch nicht in den Kader geschafft haben.
Ein paar Fragezeichen
Gespannt darf man auf den Auftritt von Nick Kunnert in der Schwergewichtsklasse sein. Der Judoka, der in der +100-kg-Kategorie antritt, habe „fleißig trainiert. Dem traue ich alles zu.“ Tom Schmit seinerseits kurierte in den letzten Wochen einen Bänderriss am Fuß aus. Ein paar Fragezeichen bleiben demnach bestehen. Auf eine Mindestanzahl an Medaillen wollte man sich im Judo-Milieu offiziell nicht festlegen. Nachdem es vor vier Jahren nicht für Gold gereicht hat, wäre es trotzdem eine Enttäuschung, die „Heemecht“ diesmal nicht in der Kampfsporthalle zu hören.
Präsident Serge Schaul war pragmatischer: „Es sollten schon so viele Medaillen wie möglich sein. Bei der Einzel-Konkurrenz bin ich optimistisch, dass uns das gelingen wird. Die Mannschaft ist allerdings einerseits geschwächt durch einige Abwesenheiten, wie Kenza Cossu.“ Die Primanerin schreibt ihr Abitur. „Und auch die Gewichtsklassen-Verteilung im Team ist diesmal nicht optimal.“ Zu den größten Konkurrenten zählen Liechtenstein und Montenegro. Für den Verbandschef handelt es sich – wie bei den zwei Trainern – um die erste JPEE-Reise. „Ich wurde vom europäischen Verband als ‚Commissioner’ der Small States beauftragt.“ Doch Schaul will auch anders dienen: „Ich kann Aufwärmpartner sein. Meinen Kimono packe ich ein.“ Klingt, also könne eigentlich nichts mehr schiefgehen.
Judo (8 Athleten)
Männer: Tom Schmit (-66 kg), Claudio dos Santos (-73 kg), Bilgee Bayanaa (-81 kg), Joffrey Brisoux (-81 kg), Nick Kunnert (+100 kg)
Frauen: Lena Schmit (-52 kg), Anetta Mosr (-63 kg), Monique Kedinger (-70 kg)
Betreuer: Sascha Herkenrath, Jasper Huitsing, Serge Schaul
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