«Wir haben festgestellt, dass eine Vorbereitung von ein, zwei Jahren nicht mehr ausreicht. Die Vorbereitung auf Rio wird also in zwei Phasen ablaufen. 2013/14 sollte zur Potenzial-Verbesserung genutzt werden, die Resultate eher im Hintergrund stehen. Die Perspektiven sind generell aber relativ gut“, schickte COSL-Sportdirektor Heinz Thews seiner Präsentation voraus.
Promotions-Kader
Beginnen wir einmal „von unten“, also beim Promotions-Kader. Seit der Systemumstellung von vor drei Jahren – „reine“ Alterskategorien entfallen, geschaut wird, natürlich im internationalen Vergleich, auf die sportartspezifische und auf das Geschlecht bezogene Entwicklung – gehen die Zahlen der Athleten im Promotions-Kader zurück: von 41 im Jahr 2011 über 33 im vergangenen Jahr auf die aktuellen 24. „Das sind noch die Restbestände des alten Systems, die da rumschwirren. Die Systemumstellung greift sehr stark“, erklärte Thews. Daher lautet das Ziel, „uns keine Kuckuckseier ins Nest zu legen. Dann warten wir lieber noch etwas länger“.
Nicht mehr dabei im Promotions-Kader sind drei Judokas: Denis Barboni, Manon Durbach und Tom Schmit. Dies ist eine Konsequenz der „Nationaltrainer-Affäre“, in der verschiedene Athleten darauf verzichteten, weiterhin im Nationalteam anzutreten (das „T“ berichtete).
Aus dem Kampfsport-Verband FLAM sind aber zwei vielversprechende „Neuzugänge“ zu vermelden: der Judoka Felix Penning und der Karateka Emidio Pereira Henriques.
Im Promotions-Kader gibt es Richtung Rio auch einige Athleten, die sich konkret mit Rio 2016 beschäftigen können, sogenannte Perspektiv-Kandidaten. Schwimmerin Julie Meynen zum Beispiel hatte bereits im Vorjahr die Qualifikationszeit für London geschwommen, allerdings vier Wochen zu spät. Neben Meynen zählt Thews auch noch Leichtathlet Bob Bertemes, der die Grundausbildung der Armee absolviert, zu den Shootingstars. Zu den erwähnten Perspektiv-Kandidaten gehören auch die Triathleten Bob Haller und Neil Peters.
Elite-Kader
Dort, wo diese Sportler hinwollen, waren die Elite-Kader-Mitglieder – teilweise – schon. Nicht mehr gereicht hat es 2013 bei Anne Kremer, die ja bekanntlich ein Studium begonnen hat (das „T“ berichtete) und die Karriere nach der Karriere vorbereitet. Die Tennisspielerin ist in der Weltrangliste zu weit abgerutscht (aktuell 607.) und zu weit vom Kriterium (Top 250) entfernt.
Einen freiwilligen Rückzug gab es vom Tanz-Duo Guy Rosen/Anastasija Gorbachenko, das in diesem Jahr seine internationale Karriere beenden wird.
2012 hatte Heinz Thews anlässlich der Kaderrevision gesagt: „Nächstes Jahr, wenn wir hier sitzen, werden wir ihn in den Elite-Kader aufnehmen.“ Mit „ihm“ war Jempy Drucker gemeint. Und so ist es dann auch geschehen: Nach seinem hervorragenden Jahr auf der Straße ist der Radprofi (siehe auch S. 36) Mitglied des Elite-Kaders. „Er hat ganz klar gezeigt, dass er auf der Kontinental-Tour noch weiter nach vorne kommen kann. Wir werden noch einiges von ihm hören“, blickt Thews voraus. Jempy Drucker war 2012 zweitbester Punktesammler, hinter Frank Schleck.
Fall Schleck
Den Fall Frank Schleck wird das COSL nach der Urteilsverkündung – am kommenden Mittwoch – noch einmal unter die Lupe nehmen. Der Radsport-Verband ist übrigens auf Platz eins in puncto Anzahl der Mitglieder im Elite-Kader: sieben (A. und F. Schleck, Didier, Drucker, Gastauer, Jungels und Majerus).
Auf Platz zwei dieser besagten Liste liegt aber nicht einer der „großen“ Verbände… Der Reitsport-Verband hat fünf Mitglieder im Elite-Kader, darunter mit Isabelle Costantini ein neues Gesicht. „Wir hatten sie nicht groß auf dem Radar, aber sie hat mehrere Resultate der Norm entsprechend erzielt“, so Thews.
Den Sprung aus den Promotions-Kadern haben neben dem etablierten Ben Gastauer zwei vielversprechende Talente geschafft: Radprofi Bob Jungels und Karateka Jenny Warling („Ich habe keine Bedenken, dass wir sie bereits jetzt in den Elite-Kader aufgenommen haben. Sie plant, wie sie Studium und Leistungssport vereinbaren kann.“).
Schiefgelaufen
Es gibt aber auch die Sportler, für die 2012 nicht wie gewünscht verlaufen ist, wie z.B. Liz May („viel schiefgelaufen, traue ihr aber zu, für Rio noch mal zuzuschlagen“). Eine „Enttäuschung zu verarbeiten“ gab es für Kunstturner Sascha Palgen. „Er macht weiter. Das Trainerumfeld in Stuttgart hat sich verändert. Rio, das ist momentan zu weit gedacht“, analysierte Thews.
„Eine schwierige Saison“ hatte auch Andy Schleck. „Wir hoffen, dass er wieder zurückkommt“, sagte Thews.
Dazu gehört auch der Springreiter Christian Weier, der Probleme mit seinem Spitzenpferd hatte und darum auch von einem Karenzjahr profitiert.
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