Eine neue Führung soll die Formel 1 nun modernisieren. Dafür holte Liberty Media zwei Fachleute. Der frühere Mercedes-Teamchef Brawn wird in einem neu geschaffenen Direktorenposten für den Bereich Motorsport verantwortlich sein, der langjährige ESPN-Vertriebsexperte Bratches verantwortet ein Ressort für Vermarktung.
Das Ziel: Die Formel 1 soll mit neuen Konzepten noch attraktiver und profitabler werden. Ecclestone nahm zuletzt in erster Linie über die Vermarktung Gelder ein, hinzu kamen die Gebühren von den Rennstreckenbetreibern. Andere Bereiche wie soziale Medien oder den Verkauf von TV-Rechten hatte der Brite gar nicht oder nur unzureichend beachtet. Als «dysfunktional» soll der neue starke Mann Carey der BBC zufolge dieses Modell bezeichnet haben.
Noch nichts Konkretes bekannt
Konkrete Pläne sind nun noch nicht bekannt. Doch Liberty Media wird dem Vernehmen nach durch TV-Rechte, eine bessere Digital-Strategie, verstärkte Bemühungen auf dem US-Markt und Investoren-Modelle die Einnahmen weiter steigern wollen.
Zwei Monate vor dem Saisonauftakt am 26. März in Melbourne wird Ecclestone die Umwälzungen in seinem Lebenswerk nur noch als Beobachter verfolgen. «Meine Tage im Büro werden jetzt etwas ruhiger», sagte der frühere Gebrauchtwagenhändler. «Vielleicht komme ich auch mal zu einem Grand Prix. Ich habe immer noch viele Freunde in der Formel 1. Und ich habe noch genug Geld, um mir den Besuch bei einem Rennen leisten zu können.»
ROSS BRAWN: Nach seinem Aus als Teamchef bei Mercedes Ende 2013 hatte der Brite viel Zeit für seine Hobbys Fliegenfischen und Rosenzüchten. Mit einer leitenden Funktion in der Formel 1 wurde Brawn zuletzt immer wieder in Verbindung gebracht. «Ich berate sie ein wenig, damit sie die Formel 1 besser verstehen. Das ist aber auch schon alles», hatte der 62-Jährige erst im vergangenen November über die zunächst zarte Verbindung zu Liberty Media gesagt. Brawn nun zu gewinnen, erscheint als cleverer Schachzug. Der Engländer kennt das Geschäft bis ins Detail. Brawn war an allen sieben WM-Titeln Michael Schumachers beteiligt. Nach seiner Ferrari-Zeit pausierte der Mann aus Manchester, ehe er nach einem Jahr als Teamchef das sportlich erfolglose Honda-Team übernahm, eine Lücke im technischen Regelwerk fand und BrawnGP 2009 zum Weltmeister machte.
SEAN BRATCHES: In seinen rund 27 Jahren beim US-Sender ESPN erarbeitete sich Sean Bratches einen hervorragenden Ruf. Der US-Amerikaner half mit, den Sportkanal groß zu machen. Zudem wurde seine Innovationskraft immer wieder gelobt. So galt er als Triebfeder bei der App WatchESPN, mit der TV-Zuschauer kostenpflichtig das Programm im Internet streamen. So etwas interessiert auch den neuen Formel-1-Besitzer Liberty Media. Bratches sei einer der «einflussreichsten Führungsfiguren in der ESPN-Geschichte» gewesen, hieß es zu seinem Abschied von dem Unternehmen 2015. Carey schrieb nun: «Seine Expertise und Erfahrung in Verkauf, Marketing, Digitalen Medien und Vertrieb werden unbezahlbar sein, während wir die Formel 1 wachsen lassen.»
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