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Tour de FranceIn Perfektion zu Gelb: Grischa Niermann erklärt den Erfolg von Team Jumbo-Visma

Tour de France / In Perfektion zu Gelb: Grischa Niermann erklärt den Erfolg von Team Jumbo-Visma
Jonas Vingegaard kann auf die Hilfe seiner Teamkollegen, wie hier Wilco Kelderman, setzen Foto: Thomas Sanson/AFP

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Die Dominanz von Jumbo-Visma ist erstaunlich. Seit Beginn der Tour de France hat das Team noch keine Schwäche gezeigt. Die Krönung der niederländischen Mannschaft wird am Sonntag auf den Champs Elysées erwartet, wenn erst Jonas Vingegaard zum Tour-Sieger gekrönt wird und dann alle weiteren Teamkollegen als bestes Team ebenfalls aufs Podest dürfen. Im Gespräch mit dem Tageblatt erklärt der Sportliche Leiter des Teams, Grischa Niermann, die Gründe für den Erfolg. 

Nein, Glückwünsche möchte Grischa Niermann noch nicht annehmen. „Es sind noch drei Tage“, erklärte der Sportliche Leiter von Jumbo-Visma am Freitag vor der 19. Etappe. „Wir müssen konzentriert bleiben. Der Vorsprung ist natürlich groß, aber wir sind eben noch nicht in Paris.“ Mit 7:35 Minuten Vorsprung auf Tadej Pogacar führt Vingegaard das Gesamtklassement an. Der zweite Tour-Sieg in Folge ist für den Dänen nur noch reine Formsache. 

Zwei Wochen lang elektrisierte das Duell Vingegaard-Pogacar die Tour de France. Dann sorgte der Däne beim Zeitfahren für die erste Vorentscheidung – bevor er am Col de la Loze am Mittwoch alles klarmachte. „Wir sind optimal vorbereitet“, sagt Niermann. „Oft werden wir für unsere Taktik kritisiert, aber wir sind überzeugt davon, dass wir das Richtige machen. Wir tun das Optimale dafür, dass Jonas so stark wie möglich Rennen fahren kann. Ich glaube, dass die letzten Tage Beweis genug gegeben haben, dass wir da nicht falsch liegen.“ 

Der große Vorteil von Vingegaard sei laut dem deutschen Sportlichen Leiter, dass eine Grand Tour eben drei Wochen dauere. Das entspreche dem Fahrertyp aus Dänemark viel mehr. „Tadej ist der beste und kompletteste Fahrer der Welt. Jonas wird in seiner Karriere sicher keine Flandern-Rundfahrt gewinnen, aber spezifisch auf drei Wochen ist er unglaublich talentiert. Er ist der beste Bergfahrer der Welt und kann sich unglaublich gut erholen. Dazu ist er ein starker Zeitfahrer. Auf einer Grand-Tour hat er viele Vorteile.“ 

Starkes Kollektiv 

Gerade das Zeitfahren hat Jumbo-Visma perfekt vorbereitet. „Ich war im April mit Jonas in den Alpen unterwegs“, sagt Niermann. „Wir haben damals schon unsere Taktik zurechtgelegt, dass wir keinen Radwechsel machen werden. Wir haben uns das Zeitfahren am Ruhetag angeschaut und am Tag selbst. Jonas ist zudem technisch sehr versiert. Das hat man in den Abfahrten und in den Kurven gesehen.“  

Vingegaard profitiert bei Jumbo-Visma aber auch von einem starken Team. Als reiner Helfer ist Sepp Kuss in den Top Ten der Gesamtwertung auf Platz neun zu finden. Mit Wilco Kelderman (18.), Tiesj Benoot (26.) und Dylan van Baarle (39.) sind drei weitere Helfer in den Top 40 zu finden. Nicht zu vergessen Wout van Aert, der bis zu seiner Abreise am Donnerstag Platz 23 belegte. Der Belgier durfte sich am Freitag über die Geburt seines Sohnes freuen.

Nicht umsonst belegt die niederländische Mannschaft also Platz eins in der Mannschaftswertung. Es ist doch eine eindrucksvolle Dominanz, die die gelb-schwarze Armada an den Tag legt. Niermann, der Vingegaard perfekt auf das Highlight der Saison vorbereitet hat, äußert aber auch Zweifel an der Vorbereitung bei UAE. „Ich glaube, dass Tadej nach seinem Sturz (zog sich bei Liège-Bastogne-Liège einen Kahnbeinbruch sowie mehrere Frakturen in der linken Hand zu, Anm. d. Red.) zu wenig die Basis trainiert hat, um drei Wochen auf allerhöchstem Niveau fahren zu können. Man kann aber auch nicht sagen, dass er nicht in Form wäre. Er war beim Zeitfahren immerhin ‚the best of the rest’.“ 

Talent früh erkannt 

Der 47-jährige Sportliche Leiter kennt Vingegaard, der seit 2019 im Team ist, bestens. Niermann selbst – ein Kind der dopingverseuchten Zeit, war von 1999 bis 2012 Profi und fuhr beim Team Rabobank – dem Team, bei dem irgendwann systematisches Doping festgestellt wurde und aus dessen Trümmern eben das Team Jumbo-Visma wurde. Niermann selbst gab zu, Epo konsumiert zu haben. „Natürlich ist Jonas während der drei Wochen auch gestresst“, erklärt er. „Wir haben nicht immer total entspannt im Auto gesessen. Als Tadej in den ersten zwei Wochen losgelegt hat und Jonas nicht folgen konnte, waren wir sicher nicht entspannt. Aber er hat immer nur ein paar Sekunden verloren und nie einen Einbruch erlebt. Uns war auch klar, dass ihm das nicht passieren würde.“ 

Jumbo-Visma verfolgte bei der Tour einen klaren Plan. Für die Entscheidung wollte das Team am Col de la Loze sorgen. „Weil das die Etappe war, die Jonas am besten lag. Wir wollten dort den Unterschied machen“, sagt Niermann. Doch so weit musste es gar nicht erst kommen. „Wir haben während der zwei Wochen vorher schon unseren ersten Platz in der Gesamtwertung vorbereitet. Wir haben viel Initiative ergriffen und das Rennen hart gemacht. Beim Zeitfahren hatte Jonas dann einen grandiosen Tag, sein Konkurrent eher einen schlechten.“ 

Niermann selbst hatte schnell das Potenzial seines dänischen Schützlings erkannt. Bereits im April 2021 sagte er: „Ich bin mir 100 Prozent sicher, dass Jonas mal auf dem Podium einer Grand Tour landen wird. Er braucht noch Zeit.“ Zwei Jahre später wird er aller Voraussicht nach zwei Tour-Siege in seinem Palmarès stehen haben. Und spätestens am Sonntag wird Niermann dann die Glückwünsche in Paris auch annehmen. 

JJ
22. Juli 2023 - 9.13

Sie haben den besten Koch!!! Aber die Aufdeckungen kommen ja immer einige Jahre später. Das "Potential" eines Armstrong,Ulle,uva. Hör doch auf.

Grober J-P.
21. Juli 2023 - 21.06

Ausgerechnet Niermann erklärt den Erfolg des Teams.