Die Sensation lag am vergangenen Samstag in der Luft. Nach dem überraschenden Sieg gegen den HBD im Pokal-Halbfinale gelang Petingen gegen Berchem fast der ganz
große Wurf. Erst in der Verlängerung mussten sich die tapfer kämpfenden Petinger geschlagen geben. HBP-Präsident Jean-Claude Muller gestand im Tageblatt-Interview, dass
er über die starken Auftritte von Gyafras, Freres und Co. nicht verwundert war.
Tageblatt: Es hat wahrlich nicht viel zum Titelgewinn gefehlt. Haben Sie stets daran geglaubt, dass Petingen noch einmal so eine starke Leistung wie im Halbfinale abrufen kann?
Jean-Claude Muller: Auch wenn mir das nicht jeder abkauft, aber ich habe wirklich daran geglaubt, dass die Mannschaft ihren starken Auftritt gegen den HBD auch gegen Berchem bestätigen könnte. Ich sah die Mannschaft beim Training und merkte gleich, dass die Spieler überaus motiviert sind. Des Weiteren wurden sie richtig gut von Trainer Bob Colovic auf das Final Four eingestellt.
Jeder Spieler legte in den beiden Spielen ein derartiges Engagement an den Tag. Genau mit dieser Körpersprache muss man in solche Spiele hineingehen. Dann können wir auch Leistungen gegen Mannschaften vollbringen, die in Sachen Spielermaterial noch mehr Möglichkeiten haben als wir.
In der Meisterschaft spielt Petingen keine große Rolle und steht in der Titelgruppe abgeschlagen auf Platz sechs. Warum hat Petingen bisher solche Leistungen in der Liga vermissen lassen?
Das ist schwer zu sagen. Natürlich haben wir einen kleinen Kader und haben vom finanziellen Standpunkt nicht die gleichen Voraussetzungen wie die fünf „großen“ Teams der Liga. Jedoch hatten wir in dieser Saison Pech mit Verletzungen oder Spielern, die wegen Studien nicht mitwirken konnten. Für das Final Four war der Kader erstmals seit langer Zeit einmal wieder komplett. Unser Coach musste sogar zwei aus dem Aufgebot streichen.
Des Weiteren hat unser Trainer die gute Arbeit unseres Vorgängers Sandor Rac fortgesetzt. Er hat es sogar geschafft, die Mannschaft noch anders anzupacken. Das Unentschieden in der Meisterschaft gegen die Red Boys war schon ein erstes Ausrufezeichen dafür. Unsere Stammformation lässt sich nämlich durchaus sehen. Es wird nur ein wenig problematisch, wenn die Müdigkeit bei ihnen einsetzt, denn unser Kader ist auf der Bank doch relativ dünn besetzt. Hier bleiben dem Trainer oft nur wenige Variationen möglich. Die jungen Spieler können verständlicherweise nicht die gleiche Qualität aufweisen wie die erfahrenen Recken. Das hat man auch in der Schlussphase gegen Berchem gesehen, obwohl in dieser Partie jeder eine starke Leistung ablieferte.
Vor 31 Jahren waren Sie auch schon beim Pokalerfolg der Petinger dabei. Sind diese beiden Leistungen in irgendeiner Form miteinander zu vergleichen?
Ich will hier gar keinen konkreten Vergleich ziehen, sonst falle ich noch einem in den Rücken. Aber es war damals schon ein wenig die gleiche Konstellation wie heute. Petingen war auch damals der klare Underdog und brachte sogar den damaligen Favoriten Handball Fola Esch zu Fall. Die Mannschaft von 1987 legte die gleiche Willenstärke an den Tag wie das Team von heute. Mit einer kollektiv guten Leistung haben sie vor 31 Jahren Großes verrichtet und haben füreinander gekämpft. Das lag auch daran, dass viele der jungen und talentierten Spieler aus Petingen kamen und sich mit dem Verein identifizierten.
Petingen musste auch in den letzten Jahren immer wieder damit leben, dass aufstrebende Talente den Verein verlassen haben …
Das stimmt. Das liegt an zwei Faktoren: Einerseits suchen Spieler eine sportliche Herausforderung, die Petingen ihnen nicht direkt bieten kann. Zum anderen spielt der Faktor Geld auch eine Rolle. Es hängt also immer vom jeweiligen Spieler ab, ob er mit seinen Kollegen aus dem aktuellen Verein etwas erreichen will oder nicht. Oder fühlt er sich auch derart mit dem jeweiligen Verein verbunden, dass er nicht wechseln will? Einige Spieler wurden auch bitter nach ihrem Wechsel enttäuscht und kehrten dann wieder nach Petingen zurück.
Sie haben diese Verbundenheit angesprochen. Sie selbst haben dem Verein nie den Rücken gekehrt …
Ich habe schon viele Höhen und Tiefen mit Petingen erlebt. Ich bin schon seit 1966 beim HBP aktiv, als ich als junger Spieler in diesen Verein eintrat. Damals stand es wahrlich nicht gut um den Klub. Doch einige Leute, darunter auch mein Vater, wollten den Verein wieder aufbauen. Immer wenn Not am Mann war, half ich in irgendeiner Funktion aus. Diesen Willen, die Mannschaft stets weiterzubringen, verspüre ich seit jeher und ist immer noch intakt.
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