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Ehre und Schande

Ehre und Schande

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Die außersportlichen Ereignisse rund um die EM sind nicht dazu angetan, von einem Fußballfest zu reden.

Streiks, Schlägereien und eine Polizei, die schlecht organisiert ist, Hinweise ignoriert, aber immer einsatzfreudig agiert, wenn es darum geht, Menschen niederzuknüppeln oder Tränengas am völlig falschen Ort einzusetzen.
Gegen die Russen ist sie ohnehin machtlos, hier wurden 150 militärisch ausgebildete Schläger nach Frankreich geschickt, um dort einmal kräftig aufzuräumen.

Was uns 2018 bei der Weltmeisterschaft in Russland erwartet, kann man aus den Kommentaren des Herrn Lebedew herauslesen, Funktionär des russischen Fußballverbandes und, wie es heißt, ein Abgeordneter – fragt sich nur, ob vom russischen Parlament oder den Horden von Dschingis Khan oder Taras Bulba. Er meint, diese Schläger würden die Ehre Russlands verteidigen.

In den Schweizer Bergen …

Wenn das Ehre ist, frage ich mich, was man in Russland unter Schande versteht. Da freut man sich echt auf die WM 2018 und fragt sich, ob man anstelle des Gulags nicht besser einen Kurzurlaub in Bagdad, Islamabad oder Dar-es-Salam buchen oder einen Kurs im Entschärfen von Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg belegen sollte. Und irgendwo in den Schweizer Bergen rührt ein gebeutelter, greiser Mann in seiner Fondue und murmelt: „Wir hätten den Russen niemals die WM 2018 verkaufen dürfen!“

Vielleicht sollte man diese EM kurzfristig abblasen, die Franzosen könnten ihr Dünnbier für den kommenden Beaujolais Nouveau aufheben, die Gewerkschaften Frankreichs hätten mit dem Abmarsch der Gäste ein paar Tausend Geiseln weniger und die gestylten Fans auf den Fan-Meilen würden es nicht einmal merken und man würde sie stattdessen von morgens bis abends mit David Guetta berieseln, auf den jeder ehrliche Musiker ein Kopfgeld aussetzen sollte.

Doch vielleicht haben die russischen Fans bis dahin auch die Fan-Meilen saniert und die Besucher zum übereilten Aufbruch gezwungen. Die Engländer, die von dem russischen Kommando so verprügelt wurden wie am Montagabend die belgische Nationalelf von den Italienern, können sich schon mal nach Calais verziehen, dort stehen noch ein Haufen Zelte und Gaskocher herum, um ihnen die Zeit bis zum Ablegen der Fähren zu vertreiben.

Für Nostalgiker

Nostalgiker können sich auch bis Dunkerque durchschlagen, dort hat man Erfahrung im Evakuieren von Truppen in Krisenzeiten.