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Der Weg nach vorne lohnt sich

Der Weg nach vorne lohnt sich
(Tageblatt-Archiv)

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TENNIS - Es gibt eine gute Nachricht für Gilles Muller und die anderen Spieler, die gerne den Weg ans Netz suchen und Serve-and-Volley praktizieren: diese Spielweise ist noch immer erfolgreicher als nur an der Grundlinie zu stehen.

Das ergibt die Analyse von Craig O’Shannessy, dem Haupt-Analysten der Profivereinigunegn ATP und WTA, in der New York Times (Samstag-Ausgabe). O’Shanessy betreibt auch die Internetseite www.braingametennis.com, die sich mit Tennis-Statistiken befasst.

In Wimbledon 2013 haben die Herren 68,3 Prozent ihre Serve-and-volley-Punkte gewonnen (67,8 bei den Damen). Bei den Herren haben 102 der 128 Spieler im Hauptfeld diese Taktik wenigstens einmal angewendet. 92 haben wenigstens die Hälfte ihrer Serve-and-Volley-Punkte gewonnen. 28 Herren gewannen 100 % ihrer Serve-and-Volley-Punkte.
Das Serve-and-Volley-Spiel steht eigentlich vor dem Aussterben und wird teilweise sogar nur noch als „zweite“ Taktik angewendet, um den Gegner eventuell zu verwirren.

Spiel am Netz

Ein Beispiel zeigt, welchen Erfolg diese Strategie aber bringen kann. Sergiy Stakhovsky (Ukraine) besiegte 2013 Roger Federer in Runde zwei. Der Ukrainer spielte 109 erste Aufschläge und kam immer ans Netz. Beim zweiten Aufschlag stand noch eine Quote von 41 Prozent zu Buche: bei 69% der Bälle machte er den Punkt.

„Die einzige Taktik gegen ihn ist, dass ich mit dem Aufschlag soviel Druck wie möglich mache und so oft wie möglich ans Netz komme. Je kürzer der Ballwechsel, desto weniger Rhythmus bekommt er“, erklärte Stakhovsky nach seinem Sensationssieg. Federer gab zu, dass es „schwierig war, einen Rhythmus zu finden. Er ist ein unangenehmer Gegner.“

Grundlinienduelle überwiegen

In den letzten zehn Wimbledon-Endspielen der Herren gab es nicht mehr als 150 Serve-and-Volley-Punkte. Noch schlechter sind die Zahlen bei den Damen zwischen 2000 und 2013: hier gab es in zehn Endspielen nicht einen einzigen Serve-and-Volley-Punkt.

Auch John Newcombe, siebenmaliger Grand-Slam-Champion (davon drei in Wimbledon), der selbst ein hervorragender Vertreter dieser Spielweise war, sieht diese Entwicklung sehr negativ, wie er dem Tageblatt am Montag sagte: „Es gibt fast nur Grundlinienduelle. Ich höre immer wieder, dass es schwierig ist ans Netz zu kommen, weil die Spieler zu gut von der Grundlinie sind. Aber das Problem ist: die meisten können keine anständigen Volley mehr spielen. Die einfachen Volleys beherrschen sie noch, anders sieht es dann bei den schweren Volleyschlägen aus.

Für mich liegt der Grund darin, dass Kinder im Alter von 10, 11, 12 Jahren – bedingt durch Schläger und Bespannung – gute Topspin-Bälle schlagen können. In Juniorenzeiten kommen sie nicht ans Netz. Sie lernen nicht nur keine Volleys, sondern auch den Weg nach vorne und die richtigen Bewegungen bekommen sie nicht übermittelt. So kommen die Spieler auf die Profi-Tour, ohne die nötigen Kenntnisse vom Volleyspiel.

(David Thinnes aus Wimbledon/Tageblatt.lu)