«Das ist sicher keine einseitige Auftragsarbeit, es ist ziemlich entlarvend. Ich bin schockiert vom Ausmaß der Beweise», sagte der Zeitfahr-Olympiasieger im Interview von Sky News. Ein Bericht der US-Anti-Doping-Agentur USADA hatte zuvor umfassende Indizien für Armstrongs ausgeklügeltes Dopingsystem enthüllt und zudem zahlreiche Zeugenaussagen ehemaliger Mitstreiter des siebenmaligen Tour-Siegers zusammengetragen. Der Amerikaner hatte Doping stets vehement bestritten.
Wiggins räumte ein, er sei nicht völlig überrascht über den Fall Armstrong. «Ich hatte eine ziemlich gute Ahnung davon, was vor sich ging», erklärte der Brite. Er betonte jedoch, der Radsport habe sich inzwischen verändert und sich deutlich bei der Dopingbekämpfung verbessert. «Wir sind mittlerweile eine der Sportarten, die am erfolgreichsten die Leute überführt», sagte Wiggins.
Immenser Schaden für den Radsport
Dagegen macht sich Wiggins› Teamchef bei Sky, Dave Brailsford, Sorgen um den Ruf des Radsport. «Es ist verständlich, dass die Leute sich jetzt alle Resultate anschauen und sie hinterfragen», sagte der Leistungssportdirektor des britischen Verbands dem BBC-Radio. Der Radsport sei vom Weg abgekommen und habe «seinen moralischen Kompass verloren», fügte Brailsford hinzu.
Sein australischer Amtskollege Klaus Mueller machte sich für die härtere juristische Verfolgung von Dopingvergehen stark. Sein Verband werde sich im Licht des Armstrong-Skandals mit der australischen Regierung darüber beraten, ob Doping künftig ein Straftatbestand sein müsse. «Das wäre eine klare Botschaft an alle Sportler, dass diese Vergehen sehr ernst, ja sogar kriminell sind, eine Gefängnisstrafe nach sich ziehen können und der Polizei das Recht zu Ermittlungen geben», erklärte Mueller am Freitag in Melbourne.
Armstrong gibt sich indes weiter ungerührt von den Enthüllungen im mehr als 1000 Seiten starken Dopingreport der USADA. Er sei gerade im Hauptquartier seiner Stiftung «Livestrong», twitterte der 41-Jährige am Donnerstagabend. «Ich spreche mit dem Team über die Events der nächsten Woche und die Pläne für 2013. Ich kann es nicht erwarten, so viele Freunde und Unterstützer zu sehen», schrieb Armstrong. Auf den USADA-Bericht hat er bislang nicht reagiert. Seine Anwälte kritisierten eine «Hexenjagd» auf Armstrong.
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