Giannis Antetokounmpo nimmt Anlauf, springt ab und lässt sich dann wie Cristiano Ronaldo mit einem lauten „Siu“ feiern – die Fußballfans in Nashville sind von der Show begeistert. Im Basketball sorgen die Bilder dagegen kurz vor dem WM-Start noch einmal für Ernüchterung. Viele Stars tingeln aktuell durch die Welt, machen aber wie Antetokounmpo einen Bogen um das Turnier in Asien.
Serbiens Superstar Nikola Jokic? Zu ausgelaugt nach der erfolgreichen Titeljagd in der NBA. Das französische Ausnahmetalent Viktor Wembanyama? Groovt sich für einen erfolgreichen Start in den USA ein. Und auch Japans Topspieler Rui Hachimura spielte dieser Tage Tennis mit Naomi Osaka, statt sich auf das Heimturnier vorzubereiten. Mit Branchenriesen wie den US-Stars LeBron James oder Stephen Curry rechnete ohnehin niemand.
Antetokounmpo, der Anteile am Fußballklub Nashville SC hält, hatte betont, dass ihm die Absage für das Turnier ab Freitag in Japan, Indonesien und auf den Philippinen schwerfalle. „Jeder weiß, dass sich meine Leidenschaft und Liebe für meine Nationalmannschaft nicht geändert haben und auch nie ändern werden“, sagte der zweimalige NBA-MVP. Er fühle sich nach einer Knie-OP noch nicht wieder bereit für die Belastung, 2024 bei den Olympischen Spielen wolle er wieder dabei sein. Ähnlich äußerten sich auch zuletzt der kanadische Ausnahmekönner Jamal Murray und der lettische Riese Kristaps Porzingis.
Zu viel
Es ist mittlerweile offensichtlich, dass die WM in Asien und das Weltevent in der französischen Hauptstadt im kommenden Sommer für die absolute Elite als Paket zu viel sind. Serbiens Nationaltrainer Svetislav Pesic stellte in der BIG Basketball nüchtern fest, dass der eigene Vertrag für viele Spieler „mehr Priorität“ habe als die Nationalmannschaft: „So ist es jetzt. Nicht nur in Serbien.“ Sloweniens Luka Doncic bleibt bei der WM eine Ausnahme als Spieler des absolut obersten Regals.
Pesic hat Verständnis für Jokic. Der Center absolvierte auf dem Weg zum Titelgewinn mit den Denver Nuggets 89 Partien in der vergangenen NBA-Saison. Sowohl der Kopf als auch die Knochen brauchen eine Auszeit, bevor es Anfang Oktober in dem Milliarden-Business in den USA wieder losgeht. Eine aufreibende WM hätte eine zusätzliche Belastung bedeutet.
Das Highlight des Basketball-Weltverbandes FIBA gerät durch die vielen Absagen in eine ambivalente Situation. Die Superstars der Szene hätten eine noch größere Aufmerksamkeit gebracht und in guter Verfassung Teams wie Griechenland oder Serbien auf ein höheres Niveau gehoben. Auf der anderen Seite bringt es nichts, wenn sie sich außer Form durchs Turnier schleppen. Die Partien dürfte auch in der aktuellen Besetzung viel zu bieten haben.
Mumm haben
Rekordweltmeister USA hat unter anderem in Anthony Edwards (Minnesota Timberwolves) einen der künftigen Topstars dabei, der beim knappen Testspielerfolg gegen Deutschland teilweise ein Spektakel ablieferte. „Was mir gefällt, ist, dass wir jetzt wissen, dass sie Mumm haben. Aber wir können noch viel besser werden“, sagte US-Nationaltrainer Steve Kerr über sein Team, das mit einer starken Vorbereitung seine Favoritenrolle bestätigte.
Hungrige Stars wie Doncic (Dallas Mavericks) oder der Kanadier Shai Gilgeous-Alexander (Oklahoma City Thunder) wittern aber auch ihre Chance und könnten der WM ohne zahlreiche Topstars doch noch den erhofften Glanz verleihen.
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